Perry Rhodan 1017: Auf den Spuren der Bruderschaft. Kurt Mahr
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Perry Rhodan 1017: Auf den Spuren der Bruderschaft - Kurt Mahr страница 3
Und während er dies alles hörte, formte sich in seinem Gehirn ein Plan.
2.
Kerlighan hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Auf den Betschiden hinabzublicken gab ihm ein gewisses Gefühl der Überlegenheit.
»Dieser Wunsch widerspricht allen bisherigen Plänen, die du mir gegenüber geäußert hast«, erklärte er.
»Das weiß ich«, antwortete der Betschide ungerührt. »Es ergibt sich aber manchmal die Notwendigkeit, Pläne zu ändern.«
Der Erste Kommandant der TRISTOM spürte, wie sich Hilflosigkeit seiner bemächtigte. Er versuchte, ihr mit Forschheit zu begegnen.
»Ich bin nach wie vor bereit, auf deine Wünsche einzugehen«, sagte er. »Wenn nicht das Nest der Neunten Flotte, dann eben Keryan. Aber zuerst muss ich meine Ladung absetzen.«
Surfos Blick war steinern. »Das kommt nicht in Frage«, erklärte er. »Mein Auftrag duldet keinen Aufschub.«
Kerlighan antwortete nicht sofort. Surfo wusste, was in seinem Kopf vorging. Warum werfe ich diesen Zwerg nicht einfach hinaus?, fragte er sich. Weil der Kommandant auf Karselpun geheimnisvolle Andeutungen über weitreichende Beziehungen gemacht hat. Und weil der Zwerg so aussieht wie die Wesen, die angeblich als Diener des Orakels beschäftigt sind.
Surfo beschloss, dem Kranen die Entscheidung zu erleichtern. »Ich kann über die Angelegenheit nicht offen sprechen«, sagte er. »Aber es geht um die Bruderschaft.«
In Kerlighans dunklen Augen leuchtete es auf. Das Stichwort hatte gewirkt. Aber noch waren die Bedenken des Kommandanten nicht vollends zerstreut.
»Du kennst die Vorschriften der Flotte«, sagte er. »Wenn ich meinen Flugplan ändere, nur weil ein unbekannter Rekrut mich darum bittet, riskiere ich eine empfindliche Maßregelung.«
»Für dich mag ich ein unbekannter Rekrut sein«, antwortete Surfo. »Für andere bin ich mehr als das. Und um eine Bitte handelt es sich keineswegs. Ich fordere, dass du mich und meine Begleiter so rasch wie möglich auf Keryan absetzt. Weigerst du dich, dann muss ich einen förmlichen Befehl erwirken. Dabei lässt sich nicht vermeiden, dass andere Mitglieder der Besatzung von der Sache erfahren, zum Beispiel der Funker, der den Befehl aus dem Hauptquartier empfängt. Du weißt, wie gefährlich die Bruderschaft ist. Ich lege Wert darauf, dass dieses Gespräch unter uns bleibt. Barkhaden wird es zu schätzen wissen, wenn du dich in diesem Fall nicht engherzig an die Vorschriften hältst.«
»Barkhaden ...«, hauchte der Krane.
»Der Jäger«, bestätigte Surfo.
Kerlighan straffte sich. »Dein Wunsch wird erfüllt«, erklärte er.
»Gut«, sagte Surfo herablassend. »Ich danke dir. Wann etwa werden wir auf Keryan landen?«
Der Krane warf einen Blick auf die Uhr. »Ich kenne unseren gegenwärtigen Standort nur ungefähr. Zwei Zeitbahnmanöver, eine Strecke von ...« Er murmelte etwas Unverständliches. »Nicht mehr als zwölf Stunden«, schloss er.
*
»Was soll ich sagen, wenn Kerlighan nach dir verlangt?«, fragte Brether Faddon. Sein jungenhaftes, fröhliches Gesicht wirkte verwirrt. In letzter Zeit fiel es ihm immer schwerer, Surfos Gedankengängen zu folgen. Das hing damit zusammen, dass der Doppel-Spoodie Surfos Denkvermögen beschleunigte.
Surfos Stirn krauste sich. Mitten auf der Stirn trug er eine Buhrlo-Narbe, eine glasartige, kreisrunde Verdeckung der Haut, von der ein schmaler Ausläufer quer über den Schädel strich. Buhrlo-Narben waren Spuren einer evolutionären Variation, die sich an den Raumfahrern der SOL vollzogen hatte.
»Lass dir etwas möglichst Lächerliches einfallen«, sagte Surfo. »Sag, ich hätte Leibschmerzen.«
»Das durchschaut er doch sofort.«
»Soll er auch. Er soll merken, dass es ein Vorwand ist. Dann denkt er, ich wäre mit geheimen Vorbereitungen beschäftigt.«
Er hockte sich auf die provisorische Couch. Der Erste Kommandant der TRISTOM hatte sich Mühe gegeben, seine geheimnisvollen Gäste standesgemäß unterzubringen. Die rechteckige Kabine diente ihnen als gemeinschaftlicher Aufenthaltsraum. An ihn grenzten vier kleinere Gelasse, von denen die drei Betschiden sich je eines als Privatunterkunft ausgesucht hatten.
Scoutie trat durch eine der schmalen, fast vier Meter hohen Türen. Surfo sah zu ihr auf. Sie wirkte nachdenklich.
»Du hast Angst, dass Kerlighan dir auf die Schliche kommt?«, fragte sie.
Surfo nickte. »Killsoffer kam auf den Gedanken, dass ich einen Doppel-Spoodie mit mir herumtrage. Warum nicht auch Kerlighan? Wir wissen von Killsoffer, dass das Tragen von mehr als einem Spoodie gegen das Gesetz verstößt und dass, wer das Gesetz übertritt, automatisch als Mitglied der Bruderschaft betrachtet wird. Wozu also ein unnötiges Risiko eingehen? Wir sind nur noch ein paar Stunden von Keryan entfernt. Es darf jetzt nichts mehr schief gehen.«
Sie setzte sich neben ihn. Sie war achtzehn Chircool-Jahre alt, die Jüngste unter den dreien, zierlich gebaut und wohlproportioniert. Surfo hatte sich schon immer zu Scoutie hingezogen gefühlt; aber die langen Wochen der Enthaltsamkeit hatten in die leise züngelnden Flammen der Zuneigung geblasen und ein knisterndes Feuer des Verlangens daraus gemacht. Es gab Stunden, da sonderte sich Surfo bewusst von den Freunden ab, um die Qual der Askese leichter ertragen zu können. Er wusste, dass Brether Faddon Scoutie gegenüber ebenso empfand wie er.
»Du bleibst einer von uns, nicht wahr?«, fragte Scoutie mit sanfter Stimme.
Sie saß dicht neben ihm. Er atmete den eigenartigen Duft ihrer Haare, der von einer kranischen Reinigungslauge herrührte, die nach feuchter Erde und Küchenkräutern roch. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und ihr versichert, dass er immer an ihrer Seite bleiben werde, und selbst wenn sie ihm noch zwei Spoodies unter die Kopfhaut operierten. Aber drüben am Ausgang stand Brether und beobachtete ihn mit argwöhnischem Blick.
»Auf jeden Fall«, sagte er daher burschikos. »Mich werdet ihr so schnell nicht los.«
*
Eine der charakteristischsten Größen für die Oberflächenbeschaffenheit einer Sauerstoffwelt, nämlich das Verhältnis von Festland zu Wasser, ließ sich für Keryan nur innerhalb schwankender Grenzen angeben. Landmassen von nennenswerter Größe gab es kaum, statt dessen Tausende von Inseln, Landzungen, Festlandstrichen und Bergrücken, wobei tiefer gelegenes Gelände im Wechsel der Gezeiten periodisch unter der Wasseroberfläche verschwand. Für die Verteilung der Meere galt Ähnliches: Es gab keine einzige Wasserfläche, die vom Umfang her den Namen Ozean verdient hätte. Unzählige Lachen, Tümpel, Kanäle, Buchten, Seen und Lagunen drängten sich durch das fadenähnliche Gewirr der Miniaturlandmassen, und selbst das Ahyr-Meer, an dessen nördlichem Ufer die Hafenstadt Unadern lag, besaß eine größte Ausdehnung von nicht mehr als vierhundert Kilometern.