Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst страница 20

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst Perry Rhodan-Taschenbuch

Скачать книгу

Wochen trennten ihn vom Tod. Es war der älteste Oxtorner, den der terranische Botschafter jemals erblickt hatte. Es gab nicht viele von ihnen, und die wenigen Alten, die es gab, lebten zurückgezogen. Sonderlinge, für die ihre Mitmenschen bestenfalls geringes Verständnis aufbrachten.

      Für Oxtorner war das Altern eine Qual. Das Schwinden der Kräfte, die unvermeidlichen Abnutzungserscheinungen und Alterskrankheiten, der langsame Verfall des Körpers setzte denen, die keine Grenzen zu kennen glaubten, über alle Maßen zu. Die meisten Oxtorner zogen den Freitod diesem aussichtslosen Ringen vor. Wie hoch der Anteil war, wusste niemand zu sagen, und Lifkom schien es, dass es auch niemand wissen wollte. Altern war das große Tabu der Oxtorner. Niemand sprach darüber, nicht beiläufig und schon gar nicht vorsätzlich.

      Fühlte ein Oxtorner das Alter herannahen, behielt er seine Erkenntnis für sich. Er stürzte sich mit neuer Entschlossenheit in die Spiele, die rasch zu Verbitterung verkam, wenn er feststellte, dass seine Leistungen nicht mehr an die seiner besten Tage heranreichten. Verbitterung mündete in den Ehrgeiz, es sich und der Welt noch einmal zu beweisen, und dieser schließlich in einen ehrenhaften Tod: Der Oxtorner starb in dem Ringen mit den Elementen, die sein Lebenselixier ausgemacht hatten.

      Dass Deshwan Jankoff diesen Weg offenbar nicht gewählt hatte, war ungewöhnlich, dass er an die Öffentlichkeit trat, unerhört.

      »Ich rufe alle Einheiten!«, wiederholte der alte Mann. Fordernd.

      Spannung erfüllte die Zentrale. Lifkom versuchte, aus den Gesichtern der Oxtorner zu lesen. Vergeblich. Sie waren verschlossen, selbst die Augenbrauen, die für gewöhnlich immer in Bewegung waren, gaben ihm keinen Aufschluss darüber, was in ihnen vorging. Es musste eine Menge sein, ein Aufruhr. Ein alter Mann als Anführer? Nach allem, was Lifkom über die Oxtorner wusste, war es undenkbar. Doch auf der anderen Seite glotzte der Totenkopf auf sie herab. Jankoff hatte sich an die Spitze der Flotte gekämpft, bereits das stellte eine Unmöglichkeit dar. Was ...?

      Modesto beugte sich vor und sprach in ein Akustikfeld: »Schwerer Kreuzer BANDIKOT zu deiner Verfügung, Deshwan Jankoff.«

      Lifkom glaubte, nicht richtig zu hören.

      Der alte Oxtorner im Holo lächelte, entblößte das Gebiss. Es war vollzählig, aber das Zahnfleisch hatte sich so stark zurückgezogen, dass die Hälse der Zähne bloß lagen. »Ich danke euch für euer Vertrauen. Ich werde mein Bestes geben, euch nicht zu enttäuschen.« Er verneigte sich leicht. »Zur Lage: Alle Versuche, Funkkontakt mit der fremden Flotte aufzunehmen, sind bislang erfolglos geblieben. Mein Flaggschiff, die ILLEMA, wird diese Versuche bis auf weiteres fortsetzen, auf allen Frequenzen und im Hyper- wie Normalfunk. Ich erwarte keinen Erfolg, aber es wäre töricht, die Versuche zu unterlassen. Denn auch wenn man uns nicht antwortet, müssen wir davon ausgehen, dass unsere Anstrengungen von der anderen Seite registriert werden. Möglicherweise legen wir damit die Grundlage zu einer späteren Verständigung. An uns soll sie jedenfalls nicht scheitern.«

      Jemand musste den alten Oxtorner von außerhalb des Erfassungsbereichs der Kamera ansprechen. Er wandte sich ab, gab einige Befehle – Lifkom konnte nicht hören, welche, nur dass sie knapp ausfielen – und blickte wieder in die Kamera.

      »Festzustellen ist jedoch, dass diese Fremden ohne Autorisierung in unser Territorium eingedrungen sind«, fuhr Jankoff fort. »Das können wir nicht zulassen. Der Zustand der Schiffe zeigt deutlich, dass es sich bei dieser Flotte um eine militärische handelt, möglicherweise um die Vorhut einer viel größeren Streitmacht. Das Ausmaß des Schadens, den selbst eine Flotte von der Stärke, der wir im Augenblick gegenüberstehen, anrichten kann, brauche ich nicht in Einzelheiten auszumalen.«

      Die Schlussfolgerungen des alten Oxtorners waren von bestechender Logik, dennoch rührte sich in dem terranischen Botschafter Widerstand gegen das, was er hörte. Konsequent zu Ende gedacht ...

      Jankoff kam seinen Gedanken zuvor. »Deshalb müssen wir schnell handeln«, sagte der alte Oxtorner. »Die Positronik der ILLEMA sendet in diesem Augenblick verschlüsselte Kursanweisungen an alle Einheiten. Sobald wir die Gefechtsformation gebildet haben, greifen wir an.«

      Lifkom stockte der Atem. Angreifen? Einfach so? Ohne dass diese Fremden auch nur im Ansatz eine feindselige Geste gemacht hätten? Das durfte nicht sein. Ohne – und das war vielleicht der Punkt, der ihm, dem Diplomaten, am meisten gegen den Strich ging – einen ernsthaften Versuch unternommen zu haben, Kontakt mit ihnen aufzunehmen? Absurd!

      Er blickte sich hilfesuchend in der Zentrale um. Die Oxtorner waren wie erstarrt, offenbar ebenso überrascht wie er über das Vorpreschen des alten Mannes, der es zu ihrem Kommandanten gebracht hatte. Einen Augenblick lang glaubte Lifkom einem Spuk beizuwohnen. Einer geisterhaften Verirrung, die hinweggefegt würde von der Empörung der Oxtorner, der Erkenntnis, dass sie sich einen schießwütigen Verrückten als Anführer ausgewählt hatten.

      Dann war der Augenblick vorüber. Die Oxtorner schrien auf wie ein Mann – und machten sich fieberhaft daran, Jankoffs Befehle auszuführen.

      »Talina, was macht ihr da?«

      »Uns auf den Angriff vorbereiten, Dummerchen. Was dachtest du? Dass wir uns aus dem Staub machen?« Die Oxtornerin beugte sich über ihr Pult, sah Lifkom nicht einmal an, als sie mit ihm sprach.

      »Aber ...« – der Botschafter rang nach Luft – »... aber das könnt ihr doch nicht machen! Die Fremden haben euch nichts getan!«

      »Sie sind in unser Gebiet geplatzt. Ist das nichts?«

      »Nein. Aber das ist doch kein Grund, gleich ...«

      »Was erwartest du von uns? Sollen wir in unseren Schiffen hocken und darauf warten, dass diese Fremden die Initiative ergreifen? Darauf, dass sie angreifen oder einfach wieder verschwinden und woanders wieder auftauchen, über Oxtorne vielleicht? Oder sich bequemen, endlich auf unsere Funksprüche zu reagieren? Sollen wir wie Terraner auf der Couch hocken und Däumchen drehen?«

      Es war das Letzte, was sie zu Lifkom sagte. Aber sie hatte ihm ohnehin schon alles gesagt, was er zu wissen brauchte. Wie Terraner. Terraner würden versuchen zu verhandeln, eine Verständigung herbeizuführen. Oxtorner ... Oxtorner hatten nichts gegen Verhandlungen einzuwenden. Sie waren keine blinden Schläger, keine mitleidslosen Killer. Sie waren lediglich sehr ungeduldige Umweltangepasste, die es nicht gewohnt waren, dass sich ihnen jemand in den Weg stellte. Und sie glaubten an das Individuum. Jedes Wesen traf seine eigenen Entscheidungen, war verantwortlich für ihre Folgen und musste seinerseits die Folgen für sich selbst in Kauf nehmen.

      Zog man diese Faktoren in Betracht, mutierte die Situation, die dem Berufsdiplomaten Lifkom Tremter als höchst komplex erschien, zu einer simplen Gleichung: Die Fremden hatten beschlossen, in das Territorium der Oxtorner einzudringen, sie missachteten die Deeskalationsangebote – also hatten sie sich selbst die Suppe eingebrockt, die sie auslöffeln mussten.

      Eine Suppe, die es in sich hatte. Gefangen in seinen sich überschlagenden Gedanken verfolgte der Botschafter, wie die Klarmeldungen des Feuerleitschützen hereinkamen. Die BANDIKOT verfügte über sechs Transformkanonen. Jede von ihnen feuerte Geschosse eines Kalibers, das einen erdgroßen Planeten vernichten konnte. Dazu kamen mehrere MHV- und Impulsgeschütze und ein Schwarm von Raumtorpedos. Lifkom spürte, wie der Boden unter ihm vibrierte, als die Kraftwerke des Kreuzers auf Maximalleistung schalteten. Ihm war, als vibrierte selbst die Luft in der Zentrale, in Schwingungen versetzt von den Oxtornern, die dem Gefecht wie einem ihrer Spiele entgegensahen. Gelöst und zugleich mit dem Ernst und der Gewissenhaftigkeit eines Sportlers, der sich auf einen wichtigen Wettbewerb vorbereitet.

      Die Orterreflexe auf dem Zentraleholo kamen in Bewegung. Die willkürlich verstreuten Punkte der oxtornischen Heimatflotte

Скачать книгу