Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst Perry Rhodan-Taschenbuch

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haarlos bis auf die Augenbrauen, die, wenn sie sprach, auf- und abhüpften, als führten sie ein eigenes Leben. Zwei wache, große Augen funkelten den Botschafter an. Angriffslustig. Neckisch. »Wenn alle Terraner so sind wie du, wundert es mich, dass euer Volk nicht längst ausgestorben ist!«

      »Wir tun unser Bestes, aber es scheint so, dass wir nicht einmal dazu fähig sind.«

      Die Oxtornerin und der Terraner lachten. Talinas Bemerkung und Lifkoms Retourkutsche waren längst zum Ritual erstarrt. Dennoch konnte Talina ihren Scherz nicht lassen. Er lag für sie zu sehr auf der Hand, als dass es anders hätte sein können. Der Scherz war Ausdruck ehrlicher, nicht enden wollender Verblüffung: Es wollte den Oxtornern einfach nicht in den Kopf, dass so schwächliche Wesen wie die Terraner in der Lage waren, sich zu behaupten.

      »Ich bin hier, um dich aus deinem Bau zu locken, Kleiner!«

      »Eine charmante Idee, Große. Aber ich fürchte, ich habe noch zu tun. Die Residenz erwartet meinen Monatsbericht ...«

      »Vergiss die Residenz, Kleiner! Die Residenz ist weit, ich aber sitze dir im Nacken ...«

      Lifkom rief die Ortsdaten der Anruferin auf. Talina stand vor dem Vierfachschirm seiner Dienstvilla und hüpfte ungeduldig wie ein Kind auf und ab.

      »Ich kann nicht einfach alles liegen und stehen lassen«, seufzte der Konsul. Die Wahrheit war, dass er sich seit Tagen mit dem Bericht quälte und nichts mehr willkommen hieß als eine Unterbrechung. Selbst, wenn das bedeutete, die Sicherheit seiner Villa zu verlassen. Aber sein Sträuben gehörte ebenso zu ihrem privaten Spiel wie ihre Spitzen. Beides zusammen machte erst den Reiz aus. »Um was geht es?«

      »Das wirst du schon sehen, mein Männchen!«

      Oxtorner waren seltsam schwerhörig, wenn Worte wie »nein«, »das geht nicht« oder »unmöglich« fielen. Talina war in dieser Hinsicht noch schlimmer: Sie war stocktaub. Sie würde nicht nachgeben, bis er nachgab.

      »In Ordnung«, sagte Lifkom. »Gib mir fünf Minuten.«

      Sie gingen zu Fuß.

      Talina rannte, in dem Tempo, das unter Oxtornern als Trab durchging: mit 100 Kilometern die Stunde. Lifkom glitt neben ihr über den Boden, getragen vom Flugaggregat seines Anzugs. Er überließ der Anzugpositronik die Steuerung; anders hätte er es niemals vermocht, den Haken zu folgen, die die Oxtornerin schlug. Das Gelände war felsig, ließ keinen geraden Weg zu. Eine Straße gab es natürlich nicht. Es gab nirgends mehr auf Oxtorne Straßen, bestenfalls Trampelpfade, die an den wenigen Orten entstanden, die von vielen Einheimischen frequentiert wurden. Oxtorner verachteten Straßen. Straßen waren für Schwächlinge. Und ein Schwächling war das Letzte, was ein Oxtorner sein wollte.

      »Schau nicht so unglücklich drein, Kleiner«, japste Talina. »Es ist ein wunderbarer Tag. Und du wirst es nicht bereuen, vertrau mir.« Ihr Tonfall war mühelos, spielerisch, als würde sie nicht wie eine Verrückte über eine Geröllebene rennen. Ihr Brustkorb, der der oxtornischen Physiognomie entsprechend gut das doppelte von Lifkoms maß, hob und senkte sich kaum wahrnehmbar.

      »Wohin gehen wir?«

      »Dahin.« Die Oxtornerin zeigte auf die schneebedeckten Gipfel, die die Ebene im Süden abschlossen.

      Natürlich, die Berge. Die Oxtorner waren im Grunde Einzelgänger, die ihre eigenen Wege gingen. Wege, die sich dort überkreuzten, wo Extreme lockten: im Hochgebirge, an den Polen, in den Tropen, den Wüsten und auf und in den Meeren. Lifkoms Dienstvilla, in der schützenden Senke einer Ebene errichtet, lief den Idealen der Oxtorner so sehr zuwider, dass es ihnen beinahe schon wieder so etwas wie Respekt einflößte. Hier ging jemand seinen eigenen Weg, ganz gleich, was andere dachten. Die Oxtorner mochten solche Leute.

      »Was ist dort?«, fragte der Terraner.

      »Es wird dir gefallen!«, sagte Talina nur und zog das Tempo an.

      Eine halbe Stunde später hatten sie das Ende der Ebene erreicht. Talina hatte keine weitere Silbe über ihr Ziel aus sich herausquetschen lassen, hatte Lifkoms Versuche in dieser Hinsicht in einem Redefluss ertränkt, gegen den es keine Abwehr gab. Als die beiden die ersten Hügel erklommen, wusste der Terraner über alles Bescheid, was auf Oxtorne zählte: die neuesten Rekorde, die neuesten, noch verrückteren, noch halsbrecherischen Spiele, auf die Oxtorner verfallen waren, und natürlich das wer mit wem, wer mit wem nicht mehr und wer vielleicht mit wem eventuell. Oxtorner blieben Menschen, trotz aller genetischen Modifikationen.

      »He, Modesto!« Talina winkte. Lifkom sah in die Richtung, in die die Oxtornerin gestikulierte. Er erkannte einen dunklen Punkt, der sich in wilden Sprüngen durch das karge Grün der Vorberge arbeitete.

      »He, Talina!«, kam die Antwort. Der Punkt machte einen abrupten Schwenk und kam auf sie zu, verwandelte sich in einen Oxtorner. Der Mann war bis auf einen breiten, mit Taschen versehenen Gürtel um die Hüften nackt. Seine braune Haut war makellos, wie die aller Oxtorner. Sein Brustkorb erinnerte Lifkom in seiner Mächtigkeit und muskulösen Härte an einen Baumstamm.

      »Auch auf dem Sprung?«, rief er. Die beiden Oxtorner machten keine Anstalten, ihre Geschwindigkeit zu verlangsamen. Sie hielten nicht viel von umständlichen Begrüßungszeremonien.

      »Klar! Wer würde sich das entgehen lassen?«

      »Niemand. Und ich als allerletzter!«

      Der Oxtorner musterte Lifkom, der, eingehüllt in die künstliche Umwelt seines Anzugs, neben ihnen flog. »Du solltest ab und zu die frische Luft unseres Planeten schnuppern, Terraner«, sagte er. »Sie ist überaus kräftigend. Würde dir gut tun!«

      Der Botschafter lebte schon zu lange unter Oxtornern, um sich die Mühe einer Entgegnung zu machen. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hatte sich Modesto, kaum, dass er den Satz beendet hatte, bereits Talina zugewandt. Angeregt unterhielten sich die beiden über Methoden der Abhärtung. Es war eine lautstarke Diskussion: Modesto sah in Kälte und dem Aufenthalt in großen Höhen den Schlüssel zu gesteigerter Unempfindlichkeit, Talina in extremer Hitze. Die Differenzen waren unüberbrückbar, und während der mit Felsen übersäte Talboden unter ihren unfehlbar sicheren, kraftvollen Schritten dahinschwand, steigerten sich die beiden Oxtorner in einen Streit.

      Lifkom, der den weiteren Fortgang ahnte, vergrößerte seinen Abstand zu den beiden. Kurze Zeit später kam es, wie es kommen musste: Talinas und Modestos Streit eskalierte in eine handfeste Auseinandersetzung. Die Oxtorner machten Halt, gingen wie terranische Bullen aufeinander los, verkeilten sich ineinander und rollten unter lauten Verwünschungen über die Felsen. Talina riss Modesto den Gürtel vom Leib und versuchte, ihn damit zu erwürgen. Modesto lachte nur darüber, entrang ihr den Gürtel und zerfetzte ihre Kleidung, von der Lifkom überzeugt war, dass sie sie ohnehin nur deshalb angelegt hatte, um die empfindlichen Sensibilitäten ihres terranischen Begleiters zu schonen.

      Die Schreie gingen in ein verbissenes Grunzen über, das Grunzen in Stöhnen, das Stöhnen schließlich in wohlige Stammellaute. Das Ringen der Oxtorner verwandelte sich in einen sexuellen Akt. Lifkom drehte sich taktvoll weg. Den Oxtornern war es zwar gleich, wenn er ihnen zuschaute, nicht aber ihm.

      Nach einiger Zeit rief Talina: »Lifkom! Worauf wartest du? Wir sind viel zu spät dran! Wir müssen uns beeilen!«

      Der Terraner hörte schwere Schritte. Die Oxtorner rannten bereits weiter, hatten schon beinahe den Pass erreicht. Lifkom holte sie mit Hilfe seines Flugaggregats ein.

      »Das solltest du auch einmal probieren. Würde dir gut tun«, beschied ihm Modesto,

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