Perry Rhodan Neo 226: Erbe des Kristallthrons. Lucy Guth
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»Ich bin nicht begeistert über die Eroberungspläne meines Vaters ...«
»Ach ja? Dafür hast du ihm aber erstaunlich wenig widersprochen.«
»Du verstehst das nicht. Ich billige sein Vorgehen im Hinblick auf das große Ganze.« Fassungslos hob Mirona die Augenbrauen, während Atlan fortfuhr: »Frieden und Wohlstand für alle Völker der Milchstraße und Andromedas können unter der Aufsicht und Herrschaft der Arkoniden erreicht werden. Das ist uns bereits einmal gelungen. Dafür müssen eben Opfer gebracht werden.«
»Atlan – hörst du dir überhaupt selbst zu?« Sie konnte ein konsterniertes Lachen nicht unterdrücken. »Du tust damit genau das, was du einst mir vorgeworfen hast: In der Absicht, etwas Gutes zu bewirken, nimmst du negative Auswirkungen in Kauf. Das bist nicht du, Atlan.«
Er schüttelte abwehrend den Kopf. »Das kannst du nicht miteinander vergleichen. Deine Handlungen wurden von ANDROS beeinflusst, wie wir heute wissen. Er hat dich genarrt und in die Irre geführt. Ich hingegen begründe mein Vorhaben auf Fakten und rationale Erwägungen.«
»Dein Vorhaben? Du meinst, das deines Vaters.«
»Als Kristallprinz ist es auch mein Vorhaben – ich bin sein Erbe.«
Mirona verharrte einige Augenblicke, während die Enttäuschung ihre Fingerspitzen taub werden ließ. Dann ließ sie die Schultern sinken und atmete ein weiteres Mal tief durch. Das, was sie Atlan zu sagen hatte, wollte sie in ruhigem und gefasstem Ton tun, damit er begriff, wie ernst es ihr war. »Ich werde nicht zulassen, dass ihr Andromeda in diesen Konflikt hineinzieht. Dein Vater sollte es gar nicht erst versuchen. Du weißt besser als jeder andere, dass ich das verhindern werde. Und gegen die Macht der Zweiten Insel ist Arkon ein Nichts.« Sie strich sich betont langsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht, faltete die Hände vor ihrem Bauch. Er sollte nicht sehen, dass sie bebten. »Es tut mir leid, Atlan. Ich habe dich vorhin gefragt, ob du mich liebst. Bestimmt glaubst du, dass es so ist. Ich liebe dich ebenfalls – aber ich bin an einem Punkt angelangt, an dem meine Liebe nicht mehr ausreicht, um deine Auffassungen zu tolerieren oder zu teilen. Ich kann nicht länger an deiner Seite bleiben.«
Einen Moment lang stand Atlan da Gonozal einfach nur vor ihr. In diesen Sekunden wünschte sich Mirona Thetin nichts sehnlicher, als dass ihre Worte ausreichen würden, um ihn zur Vernunft zu bringen. Sie wusste, wie unsinnig dieser Wunsch war. Dafür kannte sie ihren Geliebten zu gut.
Atlan kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und drehte sich wortlos um, ging zur Tür. Die Splitter der Vase knirschten unter seinen Schuhen. An der Tür blieb er kurz stehen. »Vielleicht überlegst du es dir ja noch anders.« Dann war er weg.
2.
Traditionen
Ein Stößel zerquetschte die Zhargfrüchte zu einer blauen Pampe. Mit jeder Handbewegung des Zeremonienmeisters platzte eine weitere Frucht auf, und das Fruchtfleisch quoll heraus wie aus einer tiefen Wunde. Verbissen fuhr Truk Drautherb in seinem Tun fort, immer dieselbe Bewegung, bis der Fruchtbrei zu einem gleichmäßigen Mus geworden war. Dann fügte er eine grünliche Salbe hinzu und verrührte die beiden Zutaten mit einem Holzlöffel zu einer geschmeidigen Paste. Die Zubereitung der Mehinda-Creme erfüllte den Zeremonienmeister mit tiefer Befriedigung.
Wenigstens eine Tradition, die eingehalten wird, dachte er.
Bei drei Imperatoren hatte der mittlerweile über hundertjährige Drautherb die Dheraam dama Zhdopanthi geleitet. Er hatte die Mehinda-Creme sowohl bei Masgar I. als auch bei Emthon V. und bei Zoltral XIII. zubereitet und die neuen Herrscher damit gesalbt. Zumindest das würde er bei seinem künftigen Imperator ebenfalls tun können. Viele weitere Elemente des jahrtausendealten Rituals würden wohl mehr oder weniger improvisiert werden müssen. Das gefiel Drautherb überhaupt nicht.
»Wie laufen die Vorbereitungen, alter Freund?«
Der Zeremonienmeister zuckte zusammen und hätte beinahe die Ritualschale mit der Creme fallen lassen – was eine Katastrophe gewesen wäre, denn die Früchte der extrem seltenen, wilden Zhargsträucher waren zu einer speziellen Stunde gepflückt worden, die sich nicht so schnell wiederholen würde. Bis zum nächsten Tag hätte er auf keinen Fall Ersatz beschaffen können.
Er stellte die Schale vorsichtig auf dem Tisch vor sich ab, legte den Löffel sorgfältig daneben und drehte sich zu dem Sprecher der Frage um. Seine Untergebenen wussten, dass Drautherb bei der Vorbereitung des Rituals in der Kammer der Einkehr nicht unterbrochen werden wollte. Dieser Raum hatte früher an die Hallen der Geschichte angegrenzt, die bei dem Maahküberfall vor vierzig Jahren zerstört worden waren, und war wie durch ein Wunder zum großen Teil erhalten geblieben. Er war traditionell dem Zeremonienmeister vorbehalten. Demzufolge war Drautherb nicht überrascht, sich dem einzigen Mann gegenüberzusehen – vom designierten Imperator einmal abgesehen –, der ihn an diesem Ort aufzusuchen wagte.
»Ka'Mascantis – was verschafft mir die Ehre?« Drautherb setzte ein bemühtes Lächeln auf. Kristallmarschall Erthau da Durian war kein »alter Freund«. Die beiden Arkoniden kannten sich zwar schon lange, aber sie hatten eigentlich nie viel miteinander anfangen können – bis zur Revolte gegen Emthon V.
Ich sollte mir angewöhnen, sie auch in Gedanken wieder Theta zu nennen. Sie ist keine Imperatrice mehr.
Da Durian kam näher und betrachtete neugierig die Schale. »Ich wollte nur sichergehen, dass Sie mit der Organisation des Rituals vorankommen und bis morgen alles am rechten Platz ist.«
Indigniert verschränkte Drautherb die Arme vor der Brust. »Wie Sie wissen, erfülle ich meine Aufgabe nicht zum ersten Mal.«
»Ich bin mir dessen bewusst, schließlich war ich damals bei der Inthronisierung von Masgar dem Ersten ebenfalls dabei.« Der Kristallmarschall hob beschwichtigend die Hände. »Ich komme nicht, um Sie zu kontrollieren, sondern um freundschaftlich zu plaudern.«
Da war es wieder, dieses Wort: Freundschaft. Was hat da Durian vor? Wir sind Mitverschwörer, aber mehr nicht.
Drautherb hatte lange mit sich gerungen, wem seine Loyalität in dem Konflikt zwischen Emthon V. und Mascudar da Gonozal gelten sollte. Als Zeremonienmeister war er am Hof für die strenge Einhaltung der höfischen Etikette und aller traditionellen Sitten und Gebräuche zuständig und demzufolge Traditionalist, auch was die imperiale Politik anging. Thetas Regierungszeit hatte ihn nicht unbedingt davon überzeugt, dass das Kristallzepter bei einer Frau in den richtigen Händen lag. Deswegen hatte er sich schließlich auf Mascudars Seite geschlagen. Er fühlte sich dennoch eher als ein Mitläufer denn als ein Rebell.
»Im Rahmen meiner Möglichkeiten ist alles vorbereitet.« Drautherb gelang es nicht völlig, seinen Verdruss über die mangelnde Perfektion des anstehenden Zeremoniells zu verbergen. Sein Missmut war zu einem großen Teil im unfertigen Zustand des Kristallpalasts begründet. »Wir müssen einige Abstriche machen. Der originale Khapur ist bei der Schändung des Kristallpalasts vernichtet worden.«
Da Durian verzog schmerzlich das Gesicht. »Was für eine Schande. Aber ein Verlust, den man kompensieren kann.«
Drautherb sah das anders. Der Legende nach hatte Tsual'haigh, einer der zwölf Heroen, einst mit dieser Waffe gekämpft – sie war unersetzlich. Seit unzähligen Generationen hatte der jeweilige Kristallmarschall mit der schweren Keule gegen die Tür geschlagen, um den Höhepunkt des Rituals einzuleiten.
»Nun, wir haben einen