Frühstück am Eiffelturm. Sylvie C. Ange

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Frühstück am Eiffelturm - Sylvie C. Ange

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Also war er oberflächlich. Hatte sie etwas anderes erwartet?

      »Laut Ihrer Ausbildung und Ihres Wissens müssten Sie eigentlich viel älter sein.«

      Kate senkte den Kopf. Sie mochte es nicht, wenn sie erzählen musste, dass sie zu den Überbegabten zählte und Semester übersprungen hatte. Man setzte dies meist mit eingebildet und hochnäsig gleich, doch sie war weder das eine noch das andere. Im Gegenteil, in manchen Situationen, so wie jetzt, kam ihre Unsicherheit zum Vorschein. Sie blickte ihm wieder in die Augen. »Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt, also nicht ganz so blutjung.«

      Er lachte. Dieses dunkle, ein wenig verhaltene Lachen gefiel ihr sehr. War sie noch bei Sinnen?

      »Nicht mehr ganz so blutjung? Was denken Sie dann über jemanden, der so wie ich, achtunddreißig ist? Steinalt?« Er neigte den Kopf und eine schwarze Strähne fiel verwegen in seine gerade Stirn.

      Verdammt, ich tappe von einem Fettnäpfchen in das andere. »Ich wollte damit sagen, dass ich mich eben nicht für blutjung halte.« Verflixt, was war nur los mit ihr? Kate Hamilton, nun nimm dich zusammen, dachte sie ungehalten.

      »Sie müssen müde sein und ich möchte Sie nicht länger quälen. Ich bin voller Zuversicht, dass meine Gemälde unter Ihren Händen in neuem Glanz erstrahlen werden. Es ist längst nötig, sie zu restaurieren. Sie sehen nicht mehr so aus, wie sie sollten. Odette wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen, und ich werde Ihnen morgen die Gemäldegalerie und Ihren Arbeitsraum präsentieren. Ihr zukünftiger Arbeitsplatz ist übrigens hervorragend ausgestattet. Sie können jedoch alles ordern, was Sie für Ihre Arbeit benötigen. Haben Sie noch Fragen?«

      »Nein, vorerst nicht.«

      »Gut, dann wünsche ich Ihnen eine angenehme Nacht. Odette wird Ihnen einen kleinen Imbiss bereiten.«

      Als sie sich erhob, kam er näher und stand nun kaum eine Armlänge vor ihr. Kate blickte in diese unergründlichen, blitzenden Augen. »Bonne nuit, Monsieur. Ich werde mein Bestes geben und versuchen Ihre Erwartungen zu erfüllen.« Sie würde tatsächlich ihr Bestes geben, obwohl sie aus einem ganz anderen Grund hier war. Warum hatte sie das vor? Um ihm zu gefallen? André Bergerac erwartete, dass sie ihr Bestes gab, aber als Frau würde sie sich kaum interessant machen können. Das will ich doch auch gar nicht und lege auch gar keinen Wert darauf.

      »Das hoffe ich. Bonne nuit, Mademoiselle.«

      Das Timbre in seiner Stimme löste Schwingungen in ihrem Körper aus, und wenn sie nicht gleich ging, würde sie eine unruhige Nacht haben. Die Nächte würden ohnehin aufregend genug sein. Plötzlich wusste sie instinktiv, dass die Suche nach dem Bild auf Hindernisse stoßen würde – André Bergerac war eines davon.

       2

      André Bergerac füllte Cognac in ein Glas und schwenkte es nachdenklich. Große grüne Augen, die ihn auf seltsame Weise berührt hatten, beschäftigten ihn. Erstaunlich. Dieses verlegene Geschöpf, das von sich behauptete nicht blutjung zu sein, hatte es geschafft, sich interessant zu machen. Er musste zugeben, dass die offene Bluse und die Sicht auf wohlgeformte Rundungen einen Teil dazu beigetragen hatten, um ihn daran zu erinnern, dass es außer Arbeit auch noch angenehme Dinge des Lebens gab. Ihr Mund war einfach unglaublich sexy. Die Vision an die vollen Lippen und an das, was sich unter der Kleidung verbarg, brachten ihn auf abwegige Gedanken, die durch das ungestüme Eintreten seines Bruders unterbrochen wurden.

      »Ist der Restaurator schon da? Ich möchte ihn wegen eines Bildes befragen.«

      André grinste. Wenn Eric Kate Hamilton zu Gesicht bekam, würde sein üblicher Jagdinstinkt zu Tage kommen. »Du willst das alte ramponierte Ding vom Antiquitätenhändler restaurieren lassen?«

      »Mir gefällt das Bild.«

      »Wie du meinst. Im Übrigen ist es eine Restauratorin.«

      Eric blickte interessiert auf.

      »Schreckschraube oder chocolat chaud?«

      »Eindeutig chocolat chaud, aber ich muss dich enttäuschen, lieber Bruder. Diesmal wirst du deine Finger unter Verschluss halten. Sie ist eine Angestellte auf Zeit und du stehst kurz vor deiner Hochzeit. Ich habe keine Lust wieder einmal eine deiner Affären aus der Welt zu schaffen.«

      Eric lachte. »Du tust ja gerade so, also ob ich jeden Tag eine Frau abschleppen würde. Ich kann doch nichts dafür. Vielleicht liegt es an meiner unglaublichen Ausstrahlung, dass sie mir nicht widerstehen können. Außerdem sind sie einfach süß, eben chocolat.«

      André schüttelte den Kopf. Er wusste, dass Eric scherzte, aber das offene Wesen seines Bruders und seine charmante Überredungskunst übten auf die Damenwelt einen unwiderstehlichen Reiz aus, und die Aussicht auf ein Leben in Luxus trug dazu bei. »Du bist unverbesserlich, solltest dich aber mehr mit deiner zukünftigen Frau beschäftigen.«

      »Das tue ich. Sie ist nämlich absolut perfekt.«

      »Das hast du schon öfter gesagt. Ich erinnere mich an Felicia, Isabelle, Ava …«

      Eric winkte ab. »Schon gut, aber diesmal ist es mir sehr ernst. Claire ist ein Engel.« Er grinste, trank seinen Cognac leer und ging zu Tür. »Nur so aus Neugier: Wie sieht sie denn aus, diese … wie heißt sie?«

      »Kate Hamilton. Du wirst sie noch früh genug zu Gesicht bekommen.«

      »Du weißt gar nicht, wie sie aussieht. Habe ich recht? Wie konnte ich auch so etwas Dämliches fragen. Dich interessieren nur Zahlen und Fakten. Weißt du überhaupt noch, wie sich der wundervolle Körper einer Frau anfühlt? Die Haut ist weich und samtig, ihre Glieder geschmeidig und biegsam … und … geht ein Lämpchen an?«

      André amüsierte sich, hatte er doch gerade zuvor ziemlich sinnliche Gedanken gehabt. »Mein Erinnerungsvermögen ist noch sehr intakt, auch wenn du der Jüngere von uns beiden bist. Außerdem liebe ich meine Arbeit, und du solltest dich wieder mehr um dein Büro kümmern, sonst muss sich deine Sekretärin bald durch Spinnweben kämpfen. Übrigens. Du hast hoffentlich nicht vergessen, dass Anordnungen für die Weingärten zu treffen sind. Wir haben abgemacht, dass dies deine Aufgabe ist.«

      »Ich bin froh, dass ich dich so gut kenne, sonst würde ich mich nun sauer zurückziehen müssen. Keine Angst, ich vergesse gar nichts. Ich weiß über alle Firmenangelegenheiten Bescheid. Wenn du mich brauchst, bin ich zur Stelle.«

      »Okay, kleiner Bruder, dann bin ich beruhigt. Im Übrigen ist Kate Hamilton sehr hübsch. Sie ist groß, hat eine bemerkenswerte Figur, geheimnisvolle leuchtend grüne Augen, kastanienrote Haare und einen Mund, den man auf der Stelle küssen möchte.« Er war über seine Überschwänglichkeit selbst erstaunt. In der letzten Zeit hatte ihn keine Frau mehr so beeindrucken können, wie dieses Geschöpf, dessen Nervosität ihn auf unerklärliche Weise tief berührt hatte. Die meisten Frauen traten ihm selbstbewusst und mit gezielten Absichten gegenüber, rückten ihre weiblichen Reize ins rechte Licht, um ihn zu umgarnen. Kate Hamilton hatte nichts dergleichen getan. Die offene Bluse zählte bei ihr nicht. Mit Sicherheit war sie sich nicht einmal ihrer erotischen Stimme bewusst.

      Eric hob erstaunt die Augenbrauen.

      »Moment mal. Ich traue meinen Ohren nicht. Hast du mir wirklich eben beschrieben, wie diese Frau aussieht? Ich höre keine Analyse über ihre Fähigkeiten?« Eric stellte sich vor André und starrte ihn an, dann nickte er. »Es ist fast nicht zu glauben, aber es sieht fast so aus, als ob

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