Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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auf dem Hof. Oder ich darf vom Austrag aus euer junges Glück beobachten und mir dabei vorstellen, wie schön ich es mit Monika hätte haben können. Für wie alt hältst du mich eigentlich, Bub? Ich bin noch net einmal fünfzig, da ist man mit seinem Leben noch net am Ende. Und ich hab’ ganz gewiss net vor, mir den letzten Teil, der mir noch bleibt, von dir kaputt machen zu lassen, nur weil du net mit deiner Eifersucht klarkommst.«

      »Vater…«

      »Halt den Mund, jetzt bin ich dran. Ich hab’ dich geduldig gewähren lassen, hab’ Monika und Martina um Stillhalten gebeten, weil mein Sohn, diese Diva, mit der neuen Besetzung des Theaterspiels net klargekommen ist. Aber jetzt ist Schluss. Wir werden das neue Gästehaus bauen, und Martina bekommt darin eine kleine Wohnung. Ich hab’ es ihr eben angeboten. Sie hätte gern angenommen, das hab’ ich ihr angemerkt, aber dann meinte sie, dass es dir mit Sicherheit net recht wäre, wenn sie hierbleibt. Also hat sie abgelehnt.«

      »Wie gescheit von ihr«, spöttelte Klaus. Doch sein Herz sprach eine andere Sprache, es tat auf einmal höllisch weh. Den Grund dafür kannte er nicht und er war auch nicht bereit, darüber nachzudenken. Noch nicht.

      *

      Ein harter Arbeitstag ging zu Ende. Paul Anstätter war stundenlang mit zweien seiner besten Knechte auf der Südwiese gewesen und hatte das zweite Heu für dieses Jahr eingebracht. Danach waren sie staubig und verschwitzt nach Hause zurückgekehrt.

      In der Zwischenzeit hatte Monika mit der Zenz fürs Essen für die ganze Mannschaft gesorgt, während Tina versucht hatte, den abgestürzten Computer in Pauls Büro wieder zum Laufen zu bringen.

      Jetzt endlich war Feierabend auf dem Anstätterhof. Die Knechte und Mägde hatten sich bereits ins Gesindehaus zurückgezogen, und Tina war gleich nach dem Abendessen zurück an Pauls Computer gegangen, der noch immer nicht so richtig wollte.

      Monika stand in der Küche und spülte das letzte Geschirr, um es anschließend in den Schrank zu räumen. Sie drehte sich nicht einmal um, als jemand die große, geräumige Küche betrat. Erst als sie Hände auf ihren Schultern spürte, die sie vorsichtig zu massieren versuchten, glitt ein warmes Lächeln über ihr hübsches Gesicht.

      »Gehen wir noch spazieren? Ich bin net müde, und ich hab’ Sehnsucht nach dir, Monilein. Kannst das ein bissel verstehen?« Er legte von hinten seine Wange an die ihre, was leicht möglich war, da er sie um mehr als einen Kopf überragte.

      »Ich kann dich gut verstehen, denn mir geht es net anders. Und ich geh sehr gern mit dir. Lass mich nur noch das restliche Geschirr aufräumen, sonst muss ich es nach unserem Spaziergang machen.« Monika war, wie es gut auf einen Hof passte, unrettbar praktisch veranlagt.

      Eilig verstaute sie Teller und Besteck in den dafür bestimmten Schränken, dann lief sie aus der Küche und nach oben in ihr Zimmer. Einen Moment lang dachte sie daran, dass sie es später, wenn sie nach der Hochzeit ins Schlafzimmer umgezogen war, als Arbeitsraum benützen konnte.

      Es bedurfte nur weniger Handgriffe, bis Monika mit ihrem Aussehen einigermaßen zufrieden war. Ihre halblangen dunkelblonden Locken umschmeichelten ihr schmales, etwas blasses Gesicht, in dem die nachtschwarzen Augen, umrahmt von einem dunklen Wimpernkranz, besonders auffielen.

      Fasziniert schaute Paul die Frau an, die in kaum mehr als einer Woche mit ihm vor dem Traualtar stehen würde. »Du bist so schön, Monika, dass ich dich am liebsten als Bild über meinem Bett hängen hätte.«

      »Mich kann man net kopieren«, konterte die Frau sofort. »Mich kann man höchstens lieb haben oder hassen«, sagte sie und bot ihm ihre Lippen zum Kuss. »Wohin willst gehen?«

      »Ich hab’ gedacht, ich zeig dir den Wasserfall drüben am Wendelstein. Den hast noch net gesehen. Das ist net so weit von hier, und eine Bank gibt es da auch.« Zärtlich schaute er ihr in die Augen, und dann streichelte er zart über ihre Wangen, ihre Schläfe und dann über ihren Hals.

      Martina spürte kleine Schauer über ihren Rücken rieseln. Es war ein wundervolles Gefühl, das sie schon seit sehr vielen Jahren nicht mehr gehabt hatte. Fast war sie versucht zu glauben, dass dies alles, was sie in den letzten Wochen erlebt hatte, nur ein Traum gewesen war.

      »Es ist kein Traum, Schatzerl«, flüsterte Paul in diesem Moment, als hätte er ihre geheimen Gedanken erraten. »Das muss ich mir immer wieder sagen, denn sonst fürchte ich, einfach aufzuwachen und du bist verschwunden.« Seine Lippen näherten sich den ihren, und dann küsste er sie zärtlich.

      Es dämmerte bereits, als die beiden Liebenden Hand in Hand einen Bergweg hinaufgingen. Einzelne Vögel zwitscherten noch, doch deren Stimmen klangen bereits ein wenig verschlafen. Dann verstummten sie ganz.

      »Herrlich ist es hier«, schwärmte Monika verträumt und griff nach dem Arm ihres Verlobten. Glücklich legte sie ihren Kopf an seine Schulter. »So möchte ich bis an mein Lebensende mit dir gehen«, sagte sie leise, während sie einen Fuß vor den anderen setzte.

      »Bald sind wir da.« Paul blieb an einer Wegbiegung stehen. »Schau dir den Ausblick an. Von hier aus kannst du ganz St. Johann sehen. Siehst du die ersten Lichter, die sie bereits eingeschaltet haben? Aus dieser Entfernung könnte man glauben, es mit einer Spielzeugwelt zu tun zu haben. Ganz klein wird man da.«

      Monika nickte zustimmend. »Es ist wohl richtig, wenn man ab und zu solche Gefühle hat«, sagte sie leise. »So wird man wenigs­tens net übermütig, wenn einen das Glück überrollt, so wie das im Augenblick mit uns geschieht. Es kann sich genauso schnell auch wieder ins Gegenteil verwandeln.« Sie war sehr ernst geworden.

      »Da hast recht, Schatzerl. Man kann nix festhalten im Leben. Es kommt alles, wie es muss. Um so mehr hat man die Verpflichtung, den Augenblick zu genießen und für alles dankbar zu sein.« Er legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich.

      »Weißt du, ich bin dem Himmel sehr dankbar, dass er uns über so viele Umwege zueinander geführt hat. Das hätten wir uns damals, als wir noch Kinder waren und zusammen in St. Vinzenz zur Schule gegangen sind, bestimmt net träumen lassen.« Monika redete leise, denn sie hatte plötzlich Angst, mit ihren Worten etwas zu zerstören, wenn sie sie zu laut aussprach.

      »Du hast mir damals schon gefallen«, antwortete er, ohne sie loszulassen. »Aber du hattest ja nur Augen für euren Sommergast Manfred. Du hast ihn ja dann auch bald geheiratet und bist mit ihm nach München gezogen.« Obwohl er es nicht wollte, klang doch ein kleiner Vorwurf in seiner Stimme mit. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er nächtelang um ihr Elternhaus geschlichen war in der Hoffnung, sie vor ihrer Abreise noch einmal zu sprechen. Er hatte versuchen wollen, sie von diesem Vorhaben abzubringen. Aber es wäre wohl ohnehin schon zu spät gewesen.

      »Du hast dann ja auch nimmer lang gewartet und dich in Anneliese verliebt, bist mit ihr nach St. Johann gezogen. Meine Mutter hat es mir später gesagt, als ich sie besuchte.« Sie lächelte kaum merklich vor sich hin.

      »Anneliese war ein liebes Madl. Sie besuchte ihre Großtante, die im Sterben lag. Ich kannte die alte Frau flüchtig. Sie lebte schon lange in St. Vinzenz, war immer allein und hauste zurückgezogen auf einer Alm. Keiner von uns wusste, dass sie eine reiche Schriftstellerin war, die ein gutes Stück Land hier in St. Johann besaß. Anneliese sollte es erben, obwohl sie die Großtante noch nie zuvor gesehen hatte.«

      »Und dann habt ihr euch verliebt.«

      »Net gleich. Anneliese lernte ihre Großtante kennen, und sie mochte sie auf Anhieb. Über ein Vierteljahr blieb sie in St. Vinzenz. In dieser Zeit lernten wir uns näher kennen und verliebten uns. Als die alte Tante starb, war Anneliese im dritten Monat mit Klaus

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