Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 40
Wie ein kleiner unglücklicher Junge stand der Mann vor ihr und schaute sie schuldbewußt an. »Ich war so ein Depp«, sagte er leise. »Die ganze Zeit dachte ich, ich müßte dich aus meinem Reich ekeln, damit niemand mir die Liebe meines Vaters nehmen kann. Ich konnte es schon net ertragen, dass Monika einen Platz in seinem Herzen bekommen hatte. Aber das konnte ich noch irgendwie einsehen. Nur dass da auch noch so eine Art Tochter da war, die ebenfalls einen Platz beansprucht, damit konnte ich net umgehen. Dabei hatte ich mich längst in dich verliebt, konnte es nur für mich net akzeptieren.«
Martina schwieg. Sie konnte nicht so einfach glauben, was er ihr da sagte. »Hat dein Vater dich geschickt? Er sagte heute früh, dass du zu arbeiten hast und dich deshalb net von mir verabschieden konntest.«
»Das war net die Wahrheit«, bekannte Klaus verlegen. »Ich wollte dir net Lebwohl sagen, weil ich es net ertragen konnte, dass du gehst.«
»Warum hast net mit mir drüber geredet?«
»Mein Vater erzählte mir in der Frühe, dass du dabei bist, deine Sachen ins Auto zu packen. Ich hab’ das net verstanden, dachte, unser gutes Verhältnis die letzten Tage sei von dir nur gespielt gewesen.«
»Ich hab’ nie gespielt, weder die Freundlichkeit noch den Zorn gegen dich«, konterte Martina, die langsam begriff, was er ihr überhaupt sagen wollte. »Ich war immer ehrlich zu dir. Du hast mich ja net akzeptiert, hast mir unterstellt, meine Mutter und ich hätten es nur auf euer Vermögen abgesehen. Aber das ist ein Irrtum. Die Wohnung, in der du dich befindest, gehört mir und sie ist sogar schon abbezahlt. Das hab’ ich alles mit meiner Arbeit verdient.« Stolz lag in ihrer Stimme, aber auch Trauer über die üble Meinung, die er von ihr hatte.
»Es ging mir nie um Geld.«
»Warum bist jetzt gekommen? Doch net, um dich nachträglich noch von mir zu verabschieden«, versuchte sie einen kleinen Scherz, um der Situation die bedrückende Stimmung zu nehmen. »Magst dich setzen? Ich kann uns einen Kaffee aufbrühen. Allerdings weiß ich net, ob er dir schmecken wird, die Packung hab’ ich an dem Tag geöffnet, an dem ich mit meiner Mutter zu euch gefahren bin.«
»Er wird mir schmecken.« Zum ersten Mal glitt ein kleines Lächeln über das Gesicht des Mannes. »Kannst mir noch einmal verzeihen, Martina?«
Eigentlich hatte Martina auf etwas anderes gewartet, hatte gehofft, er würde ihr seine Liebe erklären und sie bitten, wieder nach St. Johann zurückzukehren, vielleicht sogar als seine Frau. Aber er sagte nichts dergleichen, sondern setzte sich aufs Sofa und schaute sich interessiert um. »Schön hast es hier.«
»Ja, ich hab’ die Wohnung so eingerichtet, dass ich mich hier wohlfühle«, rief sie aus der Küche zurück. »Ich hab’ von meiner Nachbarin einen Käsekuchen bekommen zur Begrüßung. Magst ein Stück?«
»Gern.« Am liebsten wäre Klaus aufgesprungen und hätte Martina auf Knien um ihre Hand gebeten. Doch eine seltsame Angst vor Zurückweisung hielt ihn zurück. Er schaute der Frau zu, die zwei Teller mit appetitlichen Kuchenstückchen auf den Tisch stellte und eine Kanne dampfenden Kaffee dazu.
»Mit Milch oder Sahne?«
»Sahne bitte.« Klaus wusste nicht, weshalb er das sagte, denn gewöhnlich trank er seinen Kaffee schwarz. Sein Blick folgte der Frau, die noch einmal in die Küche ging, um einen Becher Sahne zu holen.
Nun musste Klaus seinen Kaffee mit Sahne weißen, obwohl er das gar nicht mochte. Doch Martina zuliebe würde er auch das tun.
»Es ist schon Abend«, meinte Martina nach einer Weile. »Willst du heute noch zurückfahren?«
Klaus wußte, dass jetzt der Augenblick der Wahrheit gekommen war. Er musste Martina endlich alles gestehen. Mit leisem Klirren stellte er seine Tasse und das Tellerchen zurück.
Erschrocken schaute die Frau auf. »Ich will dich net wegschicken«, versicherte sie hastig, weil sie dachte, er hätte ihre Bemerkung als Rauswurf gedeutet. »Aber da es schon spät ist, sollte ich wissen, wie du die Nacht verbringen willst. Wennst mit dem Sofa vorliebnimmst, kannst gern auch hierbleiben.«
Schweigend schaute Klaus sie an. Dann schüttelte er den Kopf. »Wo ich die Nacht verbringen werde, steht noch net fest«, sagte er leise. »Es kommt darauf an, was du mir jetzt antwortest.«
»Du hast mich nix gefragt«, sagte Martina verwirrt. Etwas war in seiner Stimme, das ihr signalisierte, wie wichtig dieser Augenblick war.
»Ich weiß, dass ich dir in den vergangenen Wochen das Leben ziemlich schwer gemacht habe«, begann er stockend. »Aber ich habe es net aus Willkür getan, sondern – weil ich dich liebe. Ich hab’ mich gegen diese Gefühle gewehrt, hatte immer noch Carola vor Augen. Du musstest es ausbaden, was sie angerichtet hatte. Das tut mir von Herzen leid, und ich hoffe, du gibst mir Gelegenheit, das alles wiedergutzumachen.«
»Wie meinst du das?«
»Mein ganzes Leben will ich dafür verwenden, dir meine Welt zu Füßen zu legen. Du bist die Frau meines Herzens, mit dir möchte ich leben, eine Familie gründen. Gemeinsam werden wir mit unseren Eltern den Hof zum Blühen bringen, und ich werde dich auf Händen tragen.«
Martina saß da wie erstarrt. Schließlich hielt sie die Stille, die sich plötzlich auftat, nicht mehr aus. Hastig sprang sie auf und trat ans Fenster. Da hatte sie sich die ganze Zeit gewünscht, er möge sie lieben und ihr das auch sagen. Und nun tat er es, und sie hatte mit einem Mal Angst davor.
»Martina, sag doch was.«
Sie zuckte die Schultern. »Ich…, damit hab’ ich nie gerechnet«, murmelte sie kaum hörbar, ohne sich umzudrehen. »Ich dachte immer, du bist mein Feind.«
Klaus nahm seinen ganzen Mut zusammen und trat neben sie. »Dein Feind?«, wiederholte er erschrocken. »War ich so fürchterlich?«
Martina drehte sich zu ihm um. Ein feines Lächeln lag um ihre Lippen. »Noch fürchterlicher«, gestand sie mit bebender Stimme. »Aber ich kann dir verzeihen und dich auch irgendwie verstehen.«
»Und lieben?«, fragte Klaus traurig, denn er glaubte auf einmal, ihre Liebe mit seiner Eifersucht verscherzt zu haben.
»Und lieben«, antwortete Martina und lächelte noch immer.
Vor Erleichterung traten Klaus Tränen in die Augen. Doch er schämte sich nicht dafür, denn es waren Tränen des Glücks. Fest nahm er die junge Frau in die Arme, als wollte er sie nie wieder loslassen. »Ich liebe dich so sehr«, flüsterte er ihr zu.
»Und ich liebe dich unendlich, nur deshalb habe ich mir alles von dir gefallen lassen. Ich habe gespürt, dass du schwerwiegende Gründe für dein Verhalten hattest, und konnte es deshalb ertragen.«
»Bis heute früh«, fügte er hinzu.
Sie nickte. Dann bot sie ihm ihre Lippen zum Kuss. »Jetzt wollte ich endlich eine Entscheidung, deshalb bin ich gegangen.«
Klaus streichelte über ihr Gesicht. »Die Entscheidung ist gefallen«, sagte er. »Wir haben uns für die Liebe entschieden.« Dann küsste er sie.
Einen Monat später wurde in St. Johann eine große Hochzeit gefeiert. Pfarrer Trenker ließ es sich auch dieses Mal wieder nicht nehmen, eine eigene Ansprache für das Brautpaar zu halten.
»Wieder