Das große Buch der Affirmationen. Susanne Marx

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Das große Buch der Affirmationen - Susanne Marx

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wenn die Versuchung vielleicht groß für Sie ist, den ersten Teil zu überspringen und direkt mit dem zweiten oder dritten Teil zu arbeiten, möchte ich Ihnen die folgenden Kapitel ans Herz legen. Es ist nach meiner Erfahrung wichtig, den Mechanismus zu verstehen – und darüber hinaus sehr spannend!

      Im Folgenden stelle ich einige wichtige Begriffe und mein Menschenbild vor, und werde dann die einzelnen Fragen ausführlich beantworten.

      Wir werden uns im Folgenden viel mit Gehirn, Geist und Bewusstsein beschäftigen, deshalb möchte ich kurz darauf eingehen, was diese Begriffe hier meinen.

      Das Gehirn als Organ ist der physische Sitz unserer Persönlichkeit, deshalb ist es wichtig, mit seiner (und unserer biologischen) Arbeitsweise vertraut zu sein. Wir werden uns deshalb auch mit den verschiedenen neurochemischen Mechanismen beschäftigen und damit, wie genau unsere Programme entstehen, wie sie gespeichert werden und warum sie oft so hartnäckig sind.

      Geist, im Englischen mind, ist das, was das Gehirn produziert (Geist und Bewusstsein sind nicht das Gleiche), also alle kognitiven Vorgänge oder Fähigkeiten wie denken, erinnern, rechnen, planen, analysieren, aber auch eher unbewusste Vorgänge wie träumen und unsere unbewussten automatisch ablaufenden Programme. Während das englische Wort mind häufig in der normalen Sprache gebraucht wird und neben Geist oder Verstand noch viele andere Bedeutungen haben kann, ist das deutsche Wort Geist in der Alltagssprache weniger gebräuchlich. Wir sprechen eher von Verstand, wenn wir den bewussten, und von Unterbewusstsein, wenn wir den unter- oder unbewussten Anteil meinen.

      Bewusstsein zu definieren, ist relativ schwierig. Eine mögliche Beschreibung von Bewusstsein ist „der Hintergrund, vor dem die kognitiven Prozesse stattfinden“. Eine eher praxisnahe Definition ist, dass wir es merken, wenn wir etwas merken. Wenn wir uns also bewusst sind, dass und was wir gerade denken, fühlen oder tun. Damit ist Bewusstsein einerseits etwas ganz Alltägliches, andererseits aber auch etwas ganz Großes mit einer vollkommen eigenen Qualität.

      Wir können Bewusstsein als wache Präsenz beschreiben, die uns ganz im jetzigen Augenblick sein lässt und in der wir bewusst entscheiden können, was wir denken oder tun möchten. Das Gegenteil von Bewusstsein ist ein Leben auf Autopilot – wir sind ständig in Gedanken, tun alles automatisch, bekommen nicht wirklich etwas von unserer Umgebung oder unseren eigenen inneren Vorgängen mit und haben keinen Einfluss auf den stetigen Strom unserer Gedanken. Ein Kollege hat diesen unbewussten Zustand einmal „alltägliche Trance“’ genannt. Interessanterweise (oder eigentlich folgerichtig) sind die meisten Menschen der Überzeugung, bewusst zu sein, bewusst zu denken und freie Entscheidungen zu treffen, obwohl sie den größten Teil ihres Tages in diesem unbewussten, automatischen und reaktiven Zustand verbringen. Wir sind uns nicht bewusst, dass und wie sehr wir unbewusst sind. Deshalb ist einer der wichtigsten Faktoren einer wirklichen Veränderung das Reaktivieren unseres Bewusstseins.

      Welcher Zusammenhang besteht nun zwischen Gehirn, Geist und Bewusstsein? Wer bringt wen hervor und können Geist oder Bewusstsein Auswirkungen auf das Gehirn und seine physiologischen Funktionen haben?

      Zu diesen Fragen gibt es in der Wissenschaft, der Philosophie und den spirituellen Traditionen verschiedene Meinungen und Antworten, die sich im Großen und Ganzen in drei großen Gruppen zusammenfassen lassen.

      Besonders in der Wissenschaft herrscht nach wie vor die Annahme, dass unser Geist ein Nebenprodukt des Gehirns und damit von Materie ist, das heißt, es gibt Bewusstsein oder Geist nicht ohne Gehirn. Diese Schule des Denkens geht auf den griechischen Gelehrten Demokrit zurück, der mit seiner antiken Atomtheorie den Grundstein für die Philosophie des Materialismus gelegt hat, der im Westen weit verbreitet ist.

      Dass das Bewusstsein irgendwie da ist, wird gerade in neuerer Zeit zwar anerkannt, da es nicht beschreib- oder quantifizierbar ist, wird es aber nach wie vor als X-Faktor aus der Arbeit ausgeklammert. Allerdings gibt es gerade in den letzten Jahren eine neue Strömung, die den Zusammenhang zwischen Geist bzw. Bewusstsein und Gehirn untersucht. Einige dieser Wissenschaftler und ihre Erkenntnisse werden im Folgenden noch genauer vorgestellt.

      Beides, Geist und Gehirn, existiert, sie sind aber entweder vollkommen getrennt voneinander oder der Zusammenhang zwischen beiden ist unklar. Ein Vertreter der ersten Richtung ist z.B. René Descartes, der Geist und Materie beide als existent, aber vollkommen getrennt voneinander angesehen hat. Das eine kann also nicht auf das andere einwirken. Diese Richtung wird auch „Dualismus“ genannt.

      Die Vertreter dieser Schule gehen davon aus, dass Bewusstsein das Gehirn erschafft und dieses wiederum den Geist, und nicht umgekehrt. Das Bewusstsein wird als Urgrund der Materie angesehen und ist auch in allem Geschaffenen vorhanden (Materie ist sozusagen von Bewusstsein durchdrungen). Deshalb hat das Bewusstsein oder der Geist auch einen fühlbaren, messbaren und erfahrbaren Einfluss auf Materie. Diese Meinung wird von vielen östlichen Philosophien wie den Veden und im Taoismus vertreten, interessanterweise aber auch zunehmend von einigen Quantenphysikern, z.B. Amit Goswami. Amit Goswami nennt diese Philosophie „monistischer Idealismus“, im Gegensatz zum materialistischen Realismus.

      Im Rigveda, einem der Texte der Veden, heißt es: „Am Anfang gab es weder Existenz noch Nichtexistenz, die ganze Welt war nicht-manifeste Energie.“1 (zitiert nach Deepak Chopra, Die sieben geistigen Gesetze des Erfolgs, S. 19)

      Und im Tao Te King, einem der Basistexte des Taoismus, steht: „Das Tao bezeichnet man als die große Mutter: Leer und doch unerschöpflich, bringt es unzählige Wesen hervor. Es ist immer in dir da. Du kannst es ganz nach Belieben verwenden.“2

      Ich persönlich stehe der dritten Gruppe nahe. Meiner Ansicht nach ist unser Gehirn ein sehr wertvolles und kostbares Empfangs- und Verarbeitungsinstrument, aber nicht die Quelle von Bewusstsein oder spirituellen Erfahrungen. Gedanken, Gefühle, Werte und Erkenntnisse sind meiner Erfahrung nach sehr viel mehr als ihre neuralen Abbildungszonen im Gehirn. Aber dennoch ist das Gehirn ihre physische Grundlage (bei schweren Verletzungen oder Krankheiten merkt man, dass das Instrument fehlt), und deshalb ist es so wichtig, sich mit seiner Funktion zu beschäftigen und sich damit vertraut zu machen – es ist schließlich unser Gehirn.

      Vielleicht klingt das Ganze für Sie nach einer zwar interessanten, im Grunde aber doch eher akademischen Frage, in Wirklichkeit hat sie fundamentale Auswirkung auf unser tägliches Leben. Wenn der Geist ein Epiphänomen (Begleiterscheinung) des Gehirns ist, dann kann zwar eine Veränderung meines Gehirns (z.B. durch Medikamente) meinen Geist verändern, nicht aber umgekehrt. Und da das Gehirn, zumindest nach der vorherrschenden Meinung der Neurowissenschaften der letzten hundert Jahre, nur zu ganz geringen Veränderungen fähig ist, wäre das eine sehr schlechte Nachricht. Wir müssten mit den Voreinstellungen zurechtkommen, die wir durch die Gene und Prägung unserer Eltern mitbekommen haben, und wir wären dazu verurteilt, das Leben unserer Eltern und Großeltern mit leichten Variationen zu wiederholen.

      Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Mittlerweile gibt es relativ viele Untersuchungen und Studien, die zeigen, dass Geist bzw. Bewusstsein Materie beeinflussen kann. Gedanken, positive wie negative, können auf Gehirngewebe einwirken (und tun es die ganze Zeit) und die Verknüpfungen der Nervenzellen verändern. Und diese Veränderungen des Gehirngewebes (die sogenannten neuronalen Netze, auf die wir später noch eingehen) werden über Botenstoffe in alle Zellen des Körpers übermittelt. Das heißt jeder Gedanke (bewusst oder

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