Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett страница 24
„Der Junge bringt uns aber keine Dollars ein, sondern nur eine Menge Ärger.“
„Dir vielleicht, Jack. Du wirst allerdings Ärger bekommen, und zwar mit mir, wenn du nicht endlich dein Maul hältst und abwartest, was ich dir als Nächstes befehle.“
Jack Vereen überhörte die Drohung nicht. Auch er spürte, dass der Boss gereizt war. In diesem Zustand war er besonders gefährlich und unberechenbar. Er hatte keine Lust, mit Collin Brats Schießkünsten Bekanntschaft zu machen. Gegen den hatte er keine Chance. Sie alle nicht, weder Harry noch Jug. Er nahm sich vor, in Zukunft etwas zurückhaltender zu sein. Es lohnte sich nicht, wegen dieses Bengels ins Gras zu beißen.
„Hab‘s nicht so gemeint, Boss“, lenkte er hastig ein. „Bin etwas nervös. Möchte endlich wieder was Richtiges zu tun kriegen. Nicht bloß so’n Kram wie die letzten Tage. Wir müssten mal wieder einen richtigen Tanz aufführen, dass Gibsonville kopfsteht. Hast du nicht Lust, die Bank auszuräumen?“
„Dazu habe ich sogar sehr große Lust. Und noch zu ein paar anderen hübschen Dingen, von denen du dir noch nichts träumen lässt. Aber alles zu seiner Zeit. Wir haben Jerome verloren und müssen uns um Chalk kümmern. Wenn der Bengel nicht zurückkommt, können wir auch nicht damit rechnen, dass er den Bastard ausgelöscht hat.“
„Meinst du, dass es umgekehrt gelaufen ist?“, fragte Harry Koster beunruhigt.
„Du willst sagen, dass Chaco den Jungen erledigt hat?“
„Das will ich damit sagen.“
Collin Brat rieb sich sein Kinn. Es war glattrasiert, wie man ihm äußerlich überhaupt den erbarmungslosen Killer nicht ansah.
„Denkbar wäre es natürlich, falls sich Chalk zu dämlich angestellt hat. Aber ich traue dem Halbblut nicht zu, dass es einen Halbwüchsigen erschießt. Der hat die Eigenschaft, nach Möglichkeit die Schwächeren zu schonen. Wie ich gehört habe, hasst er das Blutvergießen.“
„Davon hat Jerome aber nichts gemerkt“, sagte Jug Barton.
„Natürlich hat er das gemerkt“, widersprach der Bandenführer. „Bildest du dir ein, es war ein Zufall, dass der Rote ihm beim ersten Mal nur den Arm zerschossen hat? Er wollte ihn nicht töten. Erst als es gar nicht mehr anders ging, hat er ernst gemacht.“
„Das ist ein feiner Zug von ihm“, fand Harry Koster. „Umso leichter werden wir es mit ihm haben, falls er nicht schon hinüber ist.“
„Verlass dich lieber nicht drauf!“, warnte Collin Brat. „Daran, dass er älter geworden ist als zwanzig, kannst du erkennen, dass er verdammt fix sein muss.“
„Ich bin sechsundzwanzig“, erinnerte Harry Koster.
„Du bist auch kein Halbindianer. Die leben nicht solange.“
Jug Barton grinste.
„Na, dann wollen wir doch dafür sorgen, dass dieser Spruch auch auf unseren Bastard zutrifft.“
„Einverstanden“, erklärte Collin Brat. „Aber erst statten wir den Kimballs einen kleinen Besuch ab. Die halbe Stunde ist vorbei. Harry und Jug, ihr erledigt das. Jack und ich kümmern uns inzwischen um den Roten, damit er euch nicht stört.“
„Aber der wohnt doch bei den Kimballs“, wusste Jack Vereen.
Collin Brat sah ihn fast wütend an. Daran hatte er nicht gedacht. Was war los mit ihm? Wurde er etwa nervös? Dafür lag kein Grund vor. Wegen eines Kindes und eines Bastards ging die Welt in Gibsonville nicht unter.
„Das weiß ich selbst“, sagte er knurrend. „Natürlich überzeugen wir uns erst, ob er da ist.“
„Wie willst du das machen? Sollen wir anklopfen und nach ihm fragen?“ Jug Barton hatte anscheinend seinen witzigen Tag. Aber nicht seinen besten. Collin Brats Faust zuckte vor. Sie traf den humvorvollen Sprecher voll.
„Die Witze reiße ich hier“, sagte er drohend, wobei er sich auch an die beiden anderen wandte. „Wenn dein Gehirn nicht in der Lage ist, den kleinsten Denkvorgang zu bewältigen, dann frage ich mich, was du bei den Shadows verloren hast.“
Jug Barton rieb sich sein geschundenes Kinn, aber er wagte keinen Widerspruch mehr. Der Boss verstand heute keinen Spaß. Es war unklug, ihn zu reizen. Unklug und lebensgefährlich.
„Wir brauchen nur im Stall nachzusehen, ob sein Pferd da ist“, erklärte Harry Koster, der sofort wusste, was Collin Brat meinte.
Der Boss nickte. „Wir kennen seinen Hengst. Wenn er nicht in der Box steht, ist alles klar für euch.“
Jug Barton sah Harry Koster hilflos an. Für ihn war überhaupt nichts klar, aber er traute sich nicht, das zuzugeben. Harry Koster half ihm auf die Sprünge.
„Wir wissen von Chalk genau, wo er schläft, und auch, wo seine Alten zu finden sind.“
„Ihr holt sie euch alle!“, befahl Collin Brat eiskalt. „Wenn der Bengel tatsächlich seinen Mund nicht halten konnte oder falls er gezwungen wurde zu reden, dann ist es besser, wenn die ganze Sippe nicht mehr reden kann. Zu holen ist bei denen ja nicht viel, aber darauf kommt es diesmal nicht an. Und denkt daran! Ich will nicht, dass einer überlebt.“
„Das wollen wir auch nicht“, versicherte Harry Koster. Sein narbiges Gesicht war jetzt eine Fratze, die vor Mordgier leuchtete. Er schwang sich schon in den Sattel seines Pferdes, und die übrigen folgten seinem Beispiel. Sie banden sich Masken vor ihre Gesichter. Die meisten sahen jetzt wesentlich anziehender aus als zuvor.
Von ihrem Schlupfwinkel aus, der drei Meilen von der Stadt entfernt lag und in dem sie sich meistens trafen, um ihre Raubzüge zu besprechen, und in den sie ihre Beute brachten, ritten sie in Richtung Gibsonville. Die Nacht war nicht völlig dunkel. Sie hoben sich wie vier Schemen vom violettfarbenen Himmel ab, wie sie, weit über die Hälse ihrer Tiere gebeugt, über das hügelige Land sprengten. Kurz vor der Stadt befahl Collin Brat abzusteigen.
„Das letzte Stück gehen wir zu Fuß“, ordnete er an. „Es ist nicht nötig, dass man uns schon von weitem hört oder sieht.“
Sie banden die Pferde an einigen Bäumen fest und schlichen unter Ausnutzung jeder möglichen Deckung weiter. Das Anwesen der Kimballs befand sich fast am äußersten Ende der Stadt. Dieser Umstand kam ihnen sehr entgegen. Sie brauchten mit keiner unerwarteten Störung zu rechnen.
Das Haus mit dem angrenzenden Stall, der Sattlerwerkstatt und den beiden Schuppen lag im Dunkeln. Die Kimballs gingen früh ins Bett, damit sie am nächsten Morgen zeitig aufstehen und ihrer Arbeit nachgehen konnten.
Die Banditen orientierten sich rasch. Collin Brat selbst huschte zum Pferdestall und schlüpfte durch die Tür, ohne ein Geräusch zu verursachen. Mit ein paar beruhigenden Worten sorgte er dafür, dass sich die Tiere still verhielten. Mit Genugtuung stellte er fest, dass der gesuchte Morgan-Hengst nicht da war. Alles lief also bestens. Er kehrte zu den anderen zurück und teilte ihnen seine Beobachtung mit.
„Und wenn das eine Falle ist?“, meinte Jack Vereen.
„Eine Falle?“
„Es