Professor Unrat. Heinrich Mann
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»O o oh, ferne von mir sei der geistige Hochmut und die Selbstgerechtigkeit. Und Liebe im Herrn, Herr Professer, will ich denn auch haben für meine barfüßige Schwester, o jah, und will bitten, daß der Herr an ihr tuhe, was er an der Sünderin Magdalena getan hat.«
»Sünderin?« fragte Unrat überlegen. »Warum halten Sie denn die Künstlerin Fröhlich für eine Sünderin?«
Der Schuhmacher blickte keusch auf den geölten Fußboden.
»Ei ja,« versetzte Unrat, immer unzufriedener mit dem Meister, »wenn Ihre Frau oder Ihre Tochter einen Lebenswandel beginnen wollten wie eine Künstlerin, das stände ihnen – freilich denn wohl – nicht an. Hingegen gibt es Lebenskreise und Sittengesetze: – doch mag's denn genug sein.«
Und er machte eine Handbewegung, die sagte, daß hier ein Gegenstand in Tertia berührt ward, der höchstens nach Prima gehörte.
»Auch mein Weib ist eine Sünderin,« sagte der Schuster leise, schob die Finger über dem Magen durcheinander und sah auf, mit einem Bekennerblick.
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