The Rolling Stones. Stanley Booth
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Die Leute lagern bis direkt vor einem Sturmzaun, der oben mit Stacheldraht versehen ist. Und während wir den Eingang suchen, nähern sich von hinten die „Maysles Film Brothers“ mit gleißenden, bläulichweißen Quarzlampen, die sie auf die schlafenden Körper richten. Mick schreit, sie sollen die Scheinwerfer ausmachen, aber sie stellen sich taub und kommen näher. Die Kids, die „Hi, Mick!“ riefen, als wir vorbeigingen, schließen sich uns an; bis wir das verschlossene Tor erreicht haben, hat sich eine Karawane von Kids gebildet, die durch die Scheinwerfer irritiert sind. Drinnen sehen wir das Clubhaus der Altamont-Speedway-Rennbahn, vor der Leute herumstehen, die wir kennen. Mick ruft: „Könnten wir hinein, bitte?“ Einer kommt herüber, erkennt uns und geht jemand holen, der das Tor öffnen kann. Das dauert eine Weile, und die Kids wollen Autogramme und mit uns hineingehen. Mick sagt ihnen, dass wir bis jetzt nicht einmal selber reinkommen. Keiner außer mir hat einen Kugelschreiber, aber ich habe gelernt, ihn nicht aus der Hand zu geben, weil sich die Leute im Taumel ihrer glückseligen Heiterkeit mit der Unterschrift und mit meinem Werkzeug davonmachen. So stehen wir also fluchend in der Kälte herum, von einem Fuß auf den anderen tretend, und keiner kommt, um uns einzulassen. Das windschiefe Tor scheppert, als ich daran rüttle, und ich sage, wir könnten es doch ziemlich leicht niederreißen. Und Keith bemerkt: „Der erste Akt der Gewalt.“
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Etwas über die wundersamen Wanderungen dieser Griots genannten Hüter der Tradition durch die gelbe Wüste nach Norden in das Maghrebinische Land, oftmals eine einsame Wanderung; ihre Vorstellungen in arabischen Camps auf dem langen Weg, als die schwarzen Sklaven herauskamen, um zuzuhören und Tränen zu vergießen; dann die gefährliche Reise nach Konstantinopel; wo sie alte Kongo-Melodien für die großartige schwarze Bevölkerung von Stamboul spielen, die keine Gesetze oder Gewalt in ihren Häusern halten kann, wenn der Klang von Griot-Musik in den Straßen erklingt. Dann würde ich davon berichten, wie die Schwarzen ihre Musik nach Persien und sogar ins mysteriöse Hadramaut mitnehmen, wo ihre Stimmen von arabischen Meistern hoch geschätzt werden. Dann würde ich auf die Transplantation der Negro-Melodie auf die Antillen und nach den beiden Amerikas eingehen, wo ihre eigenartigsten schwarzen Blüten von den Alchemisten der musikalischen Wissenschaft gesammelt werden und Zauberer daraus ein Parfum extrahieren … (Wie ist das für den Anfang?)
Lafcadio Hearn in einem Brief an Henry E. Krehbiel
sie sass auf einer cremefarbenen Couch und hatte den Kopf mit den hellblonden Haaren über ein Buch mit rotem Umschlag gebeugt. Ihre Beine waren übereinandergeschlagen und ein Absatz ruhte auf der Marmorplatte des Kaffeetisches. Im Panoramafenster hinter ihr war eine üppige grüne Hecke zu sehen und in der Entfernung, weit unten gelegen, die Stadt der Engel mit ihren knochenweißen Gebäuden bis hin zum Pazifischen Ozean. An einigermaßen klaren Tagen wie diesem konnte man ihn durch den giftigen Nebel, zu dem Land und Himmel am Horizont verschmolzen, hindurchschimmern sehen. Auf den farblich aufeinander abgestimmten Polstermöbeln in der Lobby dieses motelartigen Gebäudes hatten noch andere Leute Platz genommen – aber sie schaute nicht auf, nicht einmal, als ich „Entschuldigung“ sagte und über ihr ausgestrecktes Bein stieg, um mich neben ihren Gatten Charlie Watts, einen der Rolling Stones, zu setzen.
„Erinnerst du dich an ihn, Shirley?“ fragte er.
Ein kurzer Blick. „Nein.“
„Ein Schriftsteller. Du weißt doch.“
„Ich hoffe, er ist nicht so wie der, der uns zu Hause aufgesucht hat“, sagte sie. Dann schaute sie mich noch einmal an und irgend etwas ging in ihren grünen Augen vor. „Ach, Sie sind das.“ Sie klappte das Buch zu. „Sie haben über mich in der Küche geschrieben.“
„Ein anderer“, sagte ich. „Sie lesen Priestley? ‚Prince Of Pleasure.‘ Kennen Sie die Bücher von Nancy Mitford?“
„Sie haben behauptet, ich hätte das Geschirr abgewaschen. Ich wurde noch nie so beleidigt.“
„Aber Shirley, Sie haben doch das Geschirr abgewaschen. Was hätte ich sonst sagen können?“
„Sie hätten etwas erfinden sollen.“
„Wo stand das?“ fragte Bill Wyman, ein weiterer Rolling Stone, der mit seiner Freundin Astrid Lindstrom, der schwedischen Eisprinzessin, weiter weg am anderen Ende der Couch saß. „Toller Bass-Sound, gell?“ Auf einem tragbaren Plattenspieler in einer Ecke des Raumes liefen Platten der Kansas City Six aus den 30er Jahren.
„Yeah, Walter Page, echt gut“, sagte Charlie. „In einem amerikanischen Magazin. Es lag im Büro rum.“
„War das über uns alle? Wir haben es nie zu sehen bekommen“, sagte Astrid. Wyman sammelte Zeitungsausschnitte, die er in Kladden klebte.
„Das würde ich mir an deiner Stelle auch nicht wünschen“, entgegnete Shirley.
„So einen Sound kriegt man mit einem elektrischen Bass nie hin“, sagte Wyman, ein Bassist, dessen Hände zu klein waren, um den akustischen Bass zu spielen.
„Der elektrische Bass ist dafür flexibler“, sagte ich als Versuch, die Konversation in eine andere Richtung zu lenken. „Man kann mehr damit machen.“
„Das aber nicht“, sagte Wyman, „Oder, Charlie?“
„Niemals“, sagte Charlie, während der Bass von Page und die Schlagzeugbesen von Jo Jones sich mit der Gitarre von Freddie Green mischten. Ihr Rhythmus war stabil wie ein gesunder Herzschlag.
„Sony“, sagte ich.
„Seit du hier angekommen bist, haben wir dich in die Defensive gebracht“, sagte Charlie. „Hast du vielleicht die Zeitung mit der Kritik von Ralph Gleason mitgebracht? Wir haben sie noch nicht bekommen.“
„Ich hab’ sie unterwegs gelesen.“
„War’s schlecht?“
„Es hätte schlimmer sein können, aber nicht viel.“ Einmal fragte ich Charlie, wie er sich angesichts der unzähligen Presseattacken gegen die Stones fühle, und er meinte: „Es kommt mir nie so vor, als wäre von mir die Rede.“ Und Shirley fügte hinzu: „Charlie und Bill sind nicht wirklich die Stones, nicht wahr? Mick, Keith und Brian – das sind die großen, bösen Rolling Stones.“
Charlie lächelte mit heruntergezogenen Mundwinkeln. „Gleasons Jazz-Artikel haben mir immer gefallen. Ich kenne ihn sogar persönlich. Ich habe ihn getroffen, als wir das letzte Mal in San Francisco spielten. Ich würde ihn gerne fragen, was ihn so gegen uns eingenommen hat.“
Ein Mann mit sich lichtendem, schwarzem Kraushaar und buschigen, säbelförmigen Koteletten betrat den Raum durch den offenen Zugang am anderen Ende. Er hatte weiße Shorts an und trug zwei Tennisschläger und ein Handtuch mit sich. „Hat irgendwer Lust auf Tennis?“ fragte er mit einer Stimme, die wehtun würde, wenn man sich mit ihr rasieren müsste.
Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber ich kannte seine Stimme, die ich bereits am Telefon hatte ertragen müssen. Es war Ronnie Schneider, der Neffe von Allen Klein, dem Business-Manager der Rolling Stones. Bevor es mir selbst bewusst wurde, stand ich schon zwischen ihm und der Tür. „Haben Sie den Brief meines Agenten bekommen?“ fragte ich, nachdem ich mich vorgestellt hatte.
„Yeah,