Deep Purple. Jürgen Roth
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Ein Vorfall in Vermont und die Folgen
Das siebzehnte Kapitel, in dem mit einem neuen Gesicht endlich alles gut werden soll, aber alles immer schlimmer wird
Achtzehnter statistisch-kritischer Einschub: SLAVES AND MASTERS
Intermezzo: Völkerschlacht an der Hard-Rock-Front
Das achtzehnte Kapitel, in dem eine Rückkehr zu feiern ist, mit der niemand mehr gerechnet hat, mancherlei Höhepunkte erreicht werden und schließlich ein Becher fliegt, eine Dame auftritt und endgültig nichts mehr so ist und sein wird, wie es war
Neunzehnter statistisch-kritischer Einschub: THE BATTLE RAGES ON
Zwanzigster statistisch-kritischer Einschub: COME HELL OR HIGH WATER
Intermezzo: Das undurchschaubare schwarze Schaf? – Ein Dramolett der Stimmen
Intermezzo: Eat it? Mistreated!
Das neunzehnte Kapitel, in dem mit einem Generationswechsel endlich Ruhe einkehrt und ein Urgestein dem Rock ’n’ Roll Lebewohl sagt
Einundzwanzigster statistisch-kritischer Einschub: PURPENDICULAR
Zweiundzwanzigster statistisch-kritischer Einschub: ABANDON
Dreiundzwanzigster statistisch-kritischer Einschub: BANANAS
Intermezzo: Fragen eines musikhörenden Arbeiters der Stirn
Zum Ausklang
Vom 14. Januar 2005
Was im Jahr 2005 so geschah und wie es weiterging
Vierundzwanzigster statistisch-kritischer Einschub: RAPTURE OF THE DEEP
Vom 27. Februar 2007
Der Hund von Deep Purple
Das Vorwort, in dem wir erfahren, worum es geht, und mit einem Abstecher ins sehr späte Mittelalter eine gewisse Sache von vornherein erledigen
„Wenn ich mir die Platte heute anhöre“, bekannte Greil Marcus 1989, als er wieder mal Anarchy In The U. K. von den Sex Pistols hörte, „wenn ich höre, wie Johnny Rotten an seinem Text zerrt und dann die Teile der Welt ins Gesicht schleudert, wenn mir das alles verzehrende Lächeln einfällt, das er beim Singen aufsetzte, kriege ich eine Gänsehaut.“ (Lipstick Traces, Hamburg 1992)
Merkwürdig, diese Konfession. Sie leistet den hohen Ansprüchen, die man an Dokumente der Obsession stellt, Genüge und „klingt“ streng subjektiv, was das Schlechteste nicht ist, schreibt man über (Rock-)Musik. Zugleich aber bedient Marcus das Konfektionspathos der Subversion, bemüht er jenen Ausdruck, der für „authentisch“ gilt, und schiebt eine Gänsehaut aus dem Phrasenofen hinterher.
Die Erzählungen über die rebellische Kraft der Rockmusik sind selbst müde, ja alt geworden (wobei das Altwerden keine Schande ist, auch wenn der Usus des Popjournalismus eine andere Auffassung erzwingt). Sogar einem Pete Townshend, der Woodstock bereits vorbildlich heruntermachte, als das Festival gerade die Pop-Community zu erschüttern schien, möchte man heute kaum trauen, da er Rotten und Co. besang, weil sie den Traum, Kunst könne das Bestehende attackieren, ja verändern, endlich irgendwie wahr werden ließen. „Wenn du dir die Sex Pistols anhörst“, gestand er, „merkst du sofort, daß das wirklich passiert. Da steht einer, einer mit ’nem Hirn zwischen den Ohren, und erzählt etwas, von dem er ehrlich glaubt, daß es in der Welt passiert, und das sagt er richtig giftig, richtig leidenschaftlich.“
Mal abgesehen davon, wie ungebrochen hier der Katechismus der Avantgarde und ihres idealisierten Produzenten – des leidenschaftlichen Subjekts, das etwas bewirkt – zum Einsatz gelangt, „die Stimme“, das Subjekt, das Marcus panegyrisch umgarnt, stellt, seit die Kulturindustrie Opposition als Style, Habitus, Gebaren integriert hat, nicht mehr „etwas Neues im Rock ’n’ Roll dar und damit in der populären Nachkriegskultur: eine Stimme, die sämtliche gesellschaftlichen Fakten leugnete und dadurch beteuerte, daß alles möglich war“; sondern nur mehr, daß alles möglich ist, was neu und damit schon gewesen ist.
Marcus, fast zwanzig Jahre später, bleibt dabei. Jener Käfig existiere – partiell – nicht, jene Bühne, auf der symbolische und reale Mehrwerte realisiert werden. Das Realitätsprinzip des Rock hingegen lautet schlicht: Erfolg oder Abmarsch durch den Lieferanteneingang, Anpassung oder Nische. Rottens Stimme indes, beteuert Marcus, bleibe „neu, weil der Rock ’n’ Roll sie immer noch nicht eingeholt hat. Eine Zeitlang und wie durch Zauberkraft – die Popzauberkraft, bei der die Koppelung bestimmter gesellschaftlicher Fakten an bestimmte Sounds unwiderstehliche Symbole der Veränderung gesellschaftlicher Realität schafft – funktioniert diese Stimme wie eine neue Redefreiheit. Man konnte kaum das Radio einschalten, ohne überrascht zu werden; man konnte ihr kaum entkommen.“
Es konnte einem auch anders ergehen, das Schockerlebnis gänzlich privater Art sein, und sei’s, weil man damit geschlagen war, in kleinbürgerlichen Verhältnissen aufzuwachsen. So konnte einen der ältere Bruder, der Musikgeschmacksbildner par excellence, wie Christian Gasser zu Recht in seinem Buch Mein erster Sanyo – Bekenntnisse eines Pop-Besessenen (Berlin 2000) bemerkt hat, vor