Der Trick mit der Konventionalstrafe: 320 PS - JIM 104. Glenn Stirling

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Der Trick mit der Konventionalstrafe: 320 PS - JIM 104 - Glenn Stirling

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style="font-size:15px;">      Der Inhaber der Cheeseburger Bude gegenüber, auch ein Zeuge, stand so füllig wie der dicke Polizist, die Hände vor der fleckigen Schürze gefaltet und trompetete: „Alles Mumpitz! Ich habe gesehen, dass die Trucker gar nicht anders konnten. Die mussten bremsen, sonst hätten sie den Jungen glatt unter die Räder bekommen.“

      Schweinchen Dick fauchte: „Darüber reden wir noch! Du hältst also zu diesen Fremden, Charly! Darüber reden wir ganz bestimmt noch.“

      Und dann kam der dritte Bulle zu Fuß von der Polizeistation her. Einer mit einem goldenen Balken auf den Schulterklappen, geschniegelt und gestriegelt. Rothaarig, wie ein Ire aus dem Bilderbuch. Mit grünen Augen und die Gesichtszüge eines hungrigen Wolfes. Er schob sich heran, hörte drei Sekunden zu und hatte schon die totale Erklärung.

      Doch bevor er damit herausrückte, ließ er sich von Sonnenbrille erläutern, worum es überhaupt ging. Dann ließ er seine Meinung endgültig vom Stapel.

      „Klare Sache, das sieht nur so aus, als wäre alles unvermeidlich gewesen. Aber wir kennen das. Diese Trucker sind doch mit allen Wassern gewaschen. Los, ihr beiden, vor die Station, aber ein bisschen plötzlich.“ Dann wandte er sich an den Dicken: „Und hör auf, Perey, immerzu von Mordversuch zu quatschen, das stimmt doch im Leben nicht!“

      Na immerhin, dachte Jim, wenigstens etwas.

      Den Polizeiwagen hatte es übel erwischt. Aber das betrachtete Jim als Künstlerpech für die beiden Bullen. Dennoch hatte er nicht gerade ein Siegesgefühl im Bauch, als er und Chris vor der Station ausstiegen. Der Rotkopf mit dem goldenen Balken auf dem Schulterstück winkte sie herein. Drinnen saß eine griesgrämige Mittvierzigerin hinter einer riesigen Theke. Sie trug Uniform und hatte auch einen goldenen Balken auf ihren Schulterstücken.

      Der Rotkopf sagte: „Lieutenant Carewell, nehmen Sie von den beiden die Personalien auf.“

      Nur im Film, dachte Chris, sind weibliche Polizisten hübsch. Die hier war es jedenfalls ganz und gar nicht. Und sie legte dann auch gleich los. Als Sonnenbrille mit den Papieren kam, mussten Jim und Chris noch fast zwei Stunden herumsitzen, ehe der District Commissioner endlich Zeit für sie hatte. Aber da war er inzwischen schon ausführlich von Schweinchen Dick und Sonnenbrille instruiert.

      Der Commissioner war so ein junger dynamischer Typ mit kurzem Haar und drahtiger Figur und so braun, dass sich Jim fragte, ob nun die Sonnenbank so gut war oder der Knabe in Kalifornien Urlaub gemacht hatte.

      Was dann herauskam, war ein Verhör, und auch das erschien den beiden Truckern im Grunde überflüssig. Der Commissioner hatte, egal, was sie antworteten, schon alles abgeschlossen. Und schließlich sprach er das auch aus: „Ganz klare Sache für den Schnellrichter. Zu schnell gefahren. Fahrtenschreiber sind für uns kein Beweis. Dieses europäische Zeug interessiert uns nicht. Dann Beleidigung, Nötigung und Körperverletzung, die auch noch vorsätzlich.“

      „Moment mal, die beiden sind überhaupt nicht verletzt!“, protestierte Jim.

      Die Type antwortete: „Irrtum. Die beiden sind gerade beim Arzt. Bevor Sie hereingekommen sind, habe ich den Anruf bekommen. Nackenzerrungen, Schultertrauma und leichte Gehirnerschütterung, bei beiden.“

      Chris platzte heraus: „Die Gehirnerschütterung haben die offenbar jeden Tag, denn von denen ist doch keiner ganz dicht!“

      Der Commissioner blickte kurz auf, lächelte frostig und sagte: „Das nehme ich auch noch in die Akten. Schwere Beleidigung ist das. Sie müssen wohl sehr viel Geld und Zeit haben, Gentlemen.“

      Jim fragte nur: „Und wie stellen Sie sich vor, dass es weitergeht?“

      „Schnellrichter. Morgen vielleicht. Er kommt aus der Distrikthauptstadt.“

      „Da platzt unser Termin! Wir haben Terminfracht.“

      „Ihr Problem, Mr. Stonewall, nur Ihr Problem. Nicht das meine. Sie können gehen, müssen aber in der Stadt bleiben und sich zur Verfügung halten. Der Zug ist vorerst bis zur Klärung stillgelegt. Guten Tag, Gentlemen!“

      3

      Vom Drugstore aus rief Jim bei Erwingson an. Nachdem er die ganze Sache haarklein erzählt hatte, antwortete Erwingson ohne sichtliches Bedauern: „Sie müssen den Termin halten, Stonewall. Das steht im Vertrag. Tut mir sehr leid, aber ich muss darauf bestehen. Zwei, drei Stunden später, das wäre zu verkraften, aber länger … Die müssen glatt ihre Produktion stilllegen. Haben Sie eine Ahnung, was so etwas kostet?“

      Jim hatte verstanden. Und noch war ja alles zu schaffen, wenn der Schnellrichter morgen früh da war.

      Er war es nicht. Die beiden hatten die Nacht im Führerhaus verbracht, waren beizeiten nach einem Frühstück bei Charly, dem Wirt der Cheeseburger-Bude, wieder auf der Polizeistation. Dann hieß es warten. Um elf Uhr war der Schnellrichter immer noch nicht da, und die Polizei tat, als habe sie nicht gen blassesten Schimmer, wann der Mann überhaupt käme. Da rief Jim ihn selbst an. Wieder aus dem Drugstore.

      Er hatte Glück, bekam nicht nur die Sekretärin, sondern auch den Richter selbst „Heute? Ich weiß ja überhaupt nichts von dieser Sache.“

      Jim erzählte es ihm, und der Richter hörte zu. Schließlich sagte der Richter: „Also vor übermorgen kann ich nicht. Beim besten Willen nicht. Ihr Frachtvertrag, wenn er mit Konventionalstrafe bedroht ist, sollte Sie nicht stören, Mr. Stonewall. Das ist einfach nicht zu schaffen. Ist es, wie Sie behaupten, müssen die Verursacher zahlen. Ist es nicht so, zahlen Sie. Aber alles wird objektiv festgestellt. Kanada ist kein Land der Wilden, wir sind ein Rechtsstaat.“

      Jim rief danach bei CSM an. Nachdem er alles erklärt hatte, sagte der Prokurist: „Du lieber Himmel, da liegt bei uns ja die Produktion still! Das wird ein Riesenschaden!“

      Mehr hatte er nicht dazu zu sagen. Jim und Chris warteten weiter. Viele Leute in Winders waren auf ihrer Seite, und Charly, der sehr beliebt war, führte zwischen seinen Hamburgers und Cheeseburgers große Reden. Jeder zweite Bissen, den Chris und Jim hinunterschluckten, ging auf Kosten des Hauses. Charly wollte das so. Es gab auch noch andere, die etwas spendierten. Ein paar Dosen Bier von Drugstorebesitzer, ein Paket mit geschnittenem frisch gekochtem Schinken und ein Dutzend Weißbrotstangen vom Bäcker, der als Junge aus Deutschland gekommen war und sich wie ein Kind über die Tatsache freute, dass die beiden einen MAN fuhren. Als sie ihm die Geschichte des RED BARON erzählt hatten, rannte Hartmann, so hieß der Bäcker, von einem zum anderen, um es weiterzuerzählen.

      Später schenkte er Jim und Chris noch eine riesige Dauerwurst, die er selbst machte. Obwohl er ja eigentlich Bäcker war, schlachtete er auch selbst. Frisches Fleisch gab es nur bei ihm, und Würste bekamen nur gute Freunde.

      Chris hatte beobachtet, dass der zerknautschte Streifenwagen aufgeladen und weggefahren worden war. Auch von Sonnenbrille und Schweinchen Dick wurde nichts mehr gesichtet.

      Auch der Tag verging. Ein junger Reporter von irgendeiner Provinzzeitung tauchte auf, sprach mit Jim und riet ihm dann, sich einen Anwalt zu nehmen. Dann schrieb er alles auf und verschwand wieder.

      Am folgenden Tag kam der Schnellrichter dann doch noch.

      Er hieß Hamilton, war Ende dreißig. Ein langer dürrer Mann mit Brille, dunklem Anzug und roter Krawatte. Er begrüßte Jim wie einen guten Bekannten, sprach dann lange mit dem District Commissioner, auch mit dem weiblichen Lieutenant, dieser Vogelscheuche, und schließlich beraumte er die Sitzung ein.

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