Eine mörderische Rechnung: N.Y.D. - New York Detectives. A. F. Morland
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„Ich habe Angst, Mister Reiniger, und ich brauche Ihre Hilfe.“
„Die bekommen Sie, das ist klar.“
„Sie sollten keine so voreilige Zusage machen, die Sache hat nämlich gleich mehrere Haken.“
Bount lächelte.
„Das macht nichts, ich bin Kummer gewöhnt.“
„Das Schlimmste für mich ist, dass ich Sie nicht bezahlen kann.“
„Darüber machen Sie sich mal keine Sorgen. Freunden helfe ich auch schon mal ohne Bezahlung aus der Patsche.“
„Ich werde Ihnen Ihr Honorar zu einem späteren Zeitpunkt überweisen.“
„Ach, kommen Sie, reden wir jetzt nicht über Geld.“
„Strenge Rechnung, gute Freunde - so habe ich es immer gehalten.“
„Okay, wenn es Ihr Gewissen beruhigt. Ich kriege mein Geld, sobald Sie wieder flüssig sind.“
„Das war der eine Haken.“
„Sind die andern auch so harmlos?“, fragte Bount Reiniger und holte seine Pall Malls aus der Tasche. Er bot Quickley ein Stäbchen an, nahm sich ebenfalls eines und ließ sich von seinem alten und neuen Klienten Feuer geben.
„Leider nein“, sagte Quickley und blies den Rauch an Bount Reiniger vorbei.
„Was immer Sie auf dem Herzen haben, Sie können es mir anvertrauen“, sagte Bount. „und ich werde mich bemühen, Ihr Problem nach bestem Wissen und Gewissen für Sie zu lösen.“
„Sie sind ein großartiger Mensch, Mister Reiniger. Ich wusste, dass Sie mich nicht enttäuschen würden, aber ich möchte Sie fairerweise warnen: Es geht nicht wieder um Werkspionage.“
Quickley sprach über sein familiäres Tief, das mit der Scheidung von Rebecca endete. Er erzählte dann von Claires Krankheit, deren Behandlung ihn ein kleines Vermögen kostete.
„Geld, das ich nicht hatte“, sagte Laurence Quickley. „Und weit und breit war niemand, der mir auch nur einen lausigen Dollar leihen wollte. Die Banken und Kreditinstitute hatten mich abgeschrieben, ich kann es ihnen nicht einmal verdenken. Ich glaubte ja selbst nicht mehr daran, dass ich mich an meinen eigenen Haaren aus dem Dreck ziehen konnte, in den ich geraten war. Aber ich musste das Geld auftreiben, egal wie. Es ging um Claire, verstehen Sie?“
Bount nickte und zog an der Pall Mall.
„Sie fanden eine Geldquelle.“
„Ja.“
„Ein Kredithai?“
„Schlimmer, aber es war mir gleichgültig. Ich nahm die wahnsinnigen Bedingungen an, obwohl mir klar war, dass mich die Wucherzinsen umbringen würden. Ich konnte Claire retten, und nur das war mir wichtig. Was später mit mir geschehen würde, war mir einerlei.“
„Ich hätte an Ihrer Stelle genauso gehandelt“, sagte Bount Reiniger.
„Eine Zeitlang war ich in der Lage, wenigstens das Geld für die hohen Zinsen aufzubringen. An den Abbau der Kreditsumme war jedoch nicht zu denken. Und dann konnte ich die Zinsen nicht mehr voll bezahlen ... Mir stand das Wasser bis zum Hals. Ich appellierte an das Mitgefühl des Mannes, bei dem ich Schulden hatte, doch er drehte die Daumenschrauben nur noch mehr zu und setzte mir das Messer an die Kehle.“
„Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten Sie zu mir kommen müssen“, sagte Bount. „Ich weiß, wie man mit solchen Kerlen redet. Ich hätte erreicht, dass der Bursche Sie nicht mehr behelligt.“
„Ich dachte, ich könnte es mit eigener Kraft schaffen. Mir fehlte ja das Geld, Sie zu bezahlen. Sie müssen schließlich auch leben. Ich sagte mir, wenn ein paar von meiner Sorte zu Ihnen kämen, könnten Sie auch zusperren.“
Bount lächelte. „Sie denken zu viel. Mister Quickley.“
„Ist das ein Fehler?“
„Manchmal schon.“
Laurence Quickley erzählte von seinem neuen Job, den er in vier Wochen antreten würde.
„Gratuliere“, sagte Bount. „Das ist sehr erfreulich für Sie.“
„Ja, in einem Monat geht es vielleicht wieder aufwärts.“
„Vielleicht? Sicher sogar.“
„Sie kennen noch nicht alle meine Schwierigkeiten, Mister Reiniger“, sagte Quickley mit kummervoller Miene. „Der Name des Mannes, von dem ich mir Geld lieh, ist John Ryder.“ Er machte eine kleine Pause und musterte Bount Reiniger, doch in Bounts Gesicht tat sich nichts. Er hörte diesen Namen zum ersten Mal. Das wunderte Quickley, wo doch Bount Reiniger ständig mit Ganoven zu tun hatte. „Der Name Ryder wird in der Unterwelt als große Nummer gehandelt“, sagte Laurence Quickley. „Man sah Ryder als eine Art Kronprinz an, er wäre der kommende Mann gewesen, die Wachablöse, die neue Generation, verstehen Sie?“ Bount stippte die Asche von der Pall Mall und nickte. „Von diesem Mann habe ich Geld genommen“, sagte Laurence Quickley. „Heute weiß ich, dass es weniger gefährlich gewesen wäre, wenn ich dem Teufel meine Seele verkauft hätte. Ryder rief mich an und setzte mich unter Druck, aber ich konnte keine Wunder erwirken, das sagte ich ihm auch. Daraufhin ...“
Quickley unterbrach sich, griff nach dem Glas und leerte es rasch.
„Daraufhin?“, fragte Bount.
„Er lauerte mir in der Tiefgarage jenes Bürohauses auf, in dem sich meine neue Firma befindet, hatte zwei Komplizen bei sich und erklärte mir, dass seine Geduld ein Ende habe ...“
Bount erfuhr die Einzelheiten des Gesprächs, und voller Bitterkeit berichtete Laurence Quickley, was danach passierte.
„Ich ... ich hatte den Tod vor Augen“, keuchte Quickley mit grauen Flecken an den Wangen. „Dieser Kerl stand vor mir und zielte mit seinem Revolver auf meinen Kopf. Ich glaubte nicht, dass ich es schaffen würde, aber ich wollte es wenigstens versuchen. Da waren ja auch noch die beiden anderen Verbrecher ...“
„Die sich noch ruhig verhielten“, sagte Bount.
„Ja, aber sie konnten sich jeden Augenblick für Ryder einsetzen. Als John Ryder abdrückte, warf ich mich zur Seite, die Kugel verfehlte mich, dafür aber erwischte ich den Verbrecher voll mit dem Wagen.“ Stockend berichtete Quickley, welches Ende der Gangster genommen hatte. „Die beiden anderen feuerten keinen einzigen Schuss auf mich ab“, sagte er verständnislos.
„Der Schock lähmte sie. Das rettete Ihnen das Leben“, meinte Bount Reiniger.
„Das nehme ich auch an ... Nun ist Ryder tot.“
„Sind Sie sicher, dass er nicht mehr lebt?“
„Sie hätten sehen sollen, mit welcher Wucht ich ihn erwischte, Mister Reiniger. Wie eine Rakete stieg er hoch, und knallte hinter dem Wagen auf den Beton. Das überlebt keiner. Können Sie sich vorstellen, was das heißt? Ich habe einen Mann umgebracht, auf den die Unterwelt