Big Ideas. Das Politik-Buch. John Farndon
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Fortdauerndes Erbe
Der Fürst beeinflusste die Herrscher in den Jahrhunderten nach Machiavellis Tod sehr, insbesondere Heinrich VIII. von England, den römisch-deutschen Kaiser Karl V., Oliver Cromwell und Napoleon. Das Buch wurde von so unterschiedlichen Menschen wie dem marxistischen Theoretiker Antonio Gramsci und dem faschistischen Diktator Benito Mussolini als Quelle der Inspiration genannt. Machiavellis Wirkung auf das politische Denken war enorm – er war ganz offensichtlich ein Produkt der Renaissance und stellte den Humanismus anstelle von Religion und Dogmen in den Vordergrund. Und er war der Erste, der die politische Geschichte aus einem objektiven, wissenschaftlichen Blickwinkel betrachtete. Auf diese Objektivität lässt sich vielleicht auch seine zynische Analyse der menschlichen Natur zurückführen – diese kann als Vorläufer von Thomas Hobbes’ brutaler Beschreibung des Lebens im Naturzustand gelten.
Machiavellis Vorstellung davon, was Nutzen bedeutet, wurde im 19. Jahrhundert zu einer Säule des Liberalismus. Er trennte Moral und Ideologie von der Politik, damit wurde sein Werk die Grundlage für eine Bewegung, die später als politischer Realismus bekannt wurde. Sie schlug sich vor allem im Bereich der internationalen Beziehungen nieder.
Machiavellistisches Verhalten
Der Begriff »machiavellistisch« ist weit verbreitet, in der Regel wird er für Politiker benutzt, die als manipulativ oder skrupellos gelten. Der ehemalige US-Präsident Richard Nixon, der versucht hatte, einen Einbruch und eine Abhöraktion im Hauptquartier seiner Gegner zu verschleiern (und über diesen Skandal stürzte), ist ein modernes Beispiel.
»Ein jeder sieht, wer du zu sein scheinst, wenige erfahren, wer du bist.«
Niccolò Machiavelli
Doch es ist gut möglich, dass Machiavelli in Der Fürst auch etwas weniger Offensichtliches sagen wollte: Nämlich dass die erfolgreichen Herrscher sich genauso »machiavellistisch« verhalten haben, aber niemand ihre Handlungsweise genau untersucht hat. Seine Schlussfolgerung daraus war, dass wir Staatsführer nach ihren Ergebnissen beurteilen, weniger nach den Mitteln, mit denen sie ihre Ziele erreichen. Dazu passt, dass wir häufig die Verlierer eines Krieges als moralisch fragwürdig ansehen, während die Sieger über jeden Zweifel erhaben sind. Die Geschichte ist die Geschichte der Sieger. So sollte uns die Beschäftigung mit Machiavellis Gedanken und Ideen zu Selbstkritik anregen und zum Nachdenken darüber, inwieweit wir bereit sind, über die zweifelhaften Machenschaften unserer Regierungen hinwegzusehen, solange das Ergebnis daraus für uns günstig ausfällt.
Richard Nixon trat 1974 von seinem Amt als US-Präsident zurück. Er war verantwortlich für einen Einbruch und eine Abhöraktion im Hauptquartier der Demokraten, die häufig als »machiavellistisch« bezeichnet werden.
Niccolò Machiavelli
Niccolò Machiavelli wurde als Sohn eines Rechtsanwalts in Florenz geboren, dort soll er auch studiert haben. 1498 wurde er Regierungsbeamter der Republik Florenz. In den folgenden 14 Jahren reiste er in diplomatischen Angelegenheiten durch Italien, Frankreich und Spanien.
1512 wurde Florenz angegriffen und fiel wieder unter die Herrschaft der Medici. Machiavelli wurde inhaftiert und gefoltert, weil er angeblich an einer Verschwörung gegen die Medici beteiligt war. Nach seiner Entlassung zog er sich vor die Tore von Florenz zurück. Dort schrieb er unter anderem Der Fürst. Seine Versuche, sich den Medici wieder anzunähern, hatten wenig Erfolg. 1527 verwehrte man ihm eine Position bei der neuen republikanischen Regierung – wegen seiner Verbindungen zu den Medici. Er starb später im gleichen Jahr.
Hauptwerke
um 1513 (veröffentlicht 1532) Der Fürst (Il Principe)
um 1517 (veröffentlicht 1531) Abhandlungen über … Titus Livius (Discorsi)
1519–1521 Von der Kriegskunst
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