Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo
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Die letzte der vier Erfahrungen, diejenige, in der du das innere Wesen in Lagen geschichtet gesehen hast, eine nach der anderen wie die Sprossen einer Leiter, ist ebenfalls sehr bedeutsam und sehr wahr. Tatsächlich ist das innere Bewusstsein so geordnet. Es gibt fünf hauptsächliche Abschnitte dieser Leiter. Am Scheitelpunkt über dem Kopf sind die Lagen (oder Ebenen, wie wir sie nennen), deren wir uns nicht bewusst sind und die uns erst im Laufe der Sadhana bewusst werden, jene über dem menschlichen Mental – also das höhere Bewusstsein. Darunter, vom Scheitelpunkt des Kopfes bis zum Hals, befinden sich die Ebenen des Mentals (es gibt viele); von den drei hauptsächlichen befindet sich eine am Scheitel des Kopfes, die die Verbindung mit dem höheren Bewusstsein herstellt, eine weitere zwischen den Augenbrauen, wo sich das Denken, die innere Schau und der Wille befinden, und eine dritte im Hals mit dem gestaltenden Mental. Ein weiterer Abschnitt liegt zwischen Schultern und Nabel, dies sind die Ebenen des höheren Vitals, die vom Herz-Zentrum gelenkt werden, wo sich das emotionale Wesen mit der Seele dahinter befindet. Unterhalb des Nabels befindet sich das übrige vitale Wesen, das verschiedene Ebenen enthält. Von der Basis der Wirbelsäule abwärts sind die Ebenen des eigentlichen physischen Bewusstseins, des Stofflichen, und unter den Füßen das Unterbewusste, das wiederum viele Ebenen besitzt.
Die Erfahrung, dass dir die Stirn von der Mitte aus zerspringt und Licht herausströmt, ist kennzeichnend für das Öffnen des Zentrums der Sicht, des Willens und der inneren Schau dort. Mit diesem Öffnen öffnet sich das innere Mental-Bewusstsein, durch welches das Licht des höheren (Mental-Bewusstseins) herausfließen kann – in diesem Falle strömte das weiße Licht der Mutter heraus.
Die Lichter, die du sahst, waren die vielen Lichter (Mächte und Kräfte voller Licht) des höheren Bewusstseins, des Wahrheits-Bewusstseins oder göttlichen Bewusstseins. Ihrem Herabströmen ging das Erscheinen des Mondes, des spirituellen Lichtes voran und machte dieses möglich. Ist das spirituelle Licht vorhanden, kann die Gegenwart der Mutter enthüllt werden; ihr Wirken bringt die Kräfte der Wahrheit und des Göttlichen herab, die sie dem Sadhak gibt.
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Wenn wir vom Purusha im Herzen, im Kopf usw. sprechen, verwenden wir ein Gleichnis. Das muladhara, von dem sich die Kundalini erhebt, befindet sich wie die übrigen Zentrum nicht im physischen, sondern im feinstofflichen Körper (in diesen feinstofflichen Körper geht das Wesen in tiefer Entrückung ein oder endgültig bei Eintritt des Todes). Doch da der feinstoffliche Körper, den grobstofflichen durchdringt und mit ihm verwoben ist, besteht eine Art Entsprechung zwischen diesen cakras und gewissen Zentren im eigentlichen Physischen. Wir sprechen daher bildlich vom Purusha in diesem oder jenem Zentrum des Körpers. Aufgrund dieser Entsprechung durchdringt der Ananda, oder was immer herabkommt, den feinstofflichen Körper und teilt sich über diesen dem grobstofflichen Körper und seinem Bewusstsein mit, so dass die Empfindung entsteht, als würde er den grobstofflichen Körper (direkt) durchdringen. Doch all dies hat nichts mit der Behauptung zu tun, der Spirit befände sich in einer Drüse. Der grobe Körper ist eine Maschine, ein Mittel der Kommunikation und des Wirkens des Spirits auf die Welt, und er ist nur ein kleiner Teil der Instrumentierung. Es ist absurd, von all dem so viel Aufhebens zu machen. Es ist eine Art falscher Materialismus mit dem Ziel, Menschen mit dürftiger wissenschaftlicher Kenntnis zu beruhigen. Doch was ist der Zweck? Jeder weiß heute, dass Wissenschaft nicht die Wahrheit der Dinge darlegt, sondern einfach eine Sprache ist, die gewisse Erfahrungen mit Objekten, ihre Struktur, ihre Mathematik und eine koordinierte und brauchbare Vorstellung ihrer Vorgänge formuliert – und nichts sonst. Die Materie als solche ist etwas (vielleicht eine Formung von Energie?), das wir seiner Struktur nach oberflächlich kennen, so wie sie unserem Mental und den Sinnen und gewissen untersuchenden Instrumenten erscheint (von denen man inzwischen annimmt, dass sie großenteils ihre eigenen Ergebnisse determinieren, da die Natur ihre Antworten den benutzten Instrumenten anpasst – doch kein Wissenschaftler weiß mehr oder kann mehr wissen.
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Wie kann eine Wesenheit des Spirits in einer stofflichen Drüse eingeschlossen sein? Soviel ich weiß, ist das Selbst oder der Spirit nicht im Körper eingeschlossen, vielmehr ist es der Körper im Selbst. Sobald wir die volle Erfahrung des Selbstes besitzen, fühlen wir es als weites Bewusstsein, in welchem der Körper etwas sehr Kleines ist, ein Anhängsel, in etwas enthalten, nicht etwas, das enthält.
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Man kann von cakras nur in Bezug auf den Yoga sprechen. In den gewöhnlichen Menschen sind die cakras nicht geöffnet, erst wenn man die Sadhana ausübt, öffnen sich die cakras. Denn cakras sind Zentrum des inneren Bewusstseins und gehören eigentlich dem feinstofflichen Körper an. Das, was von ihnen im durchschnittlichen Menschen aktiv ist, ist sehr gering – in ihnen ist das äußere Bewusstsein aktiv.
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Chakras sind Zentren des Bewusstseins. Durch ihre Öffnung entwickelt sich das yogische oder innere Bewusstsein – andernfalls wärst du an das gewöhnliche, nach außen gerichtete Bewusstsein gebunden.
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Dies muss das durchseelte höhere Mental-Wesen sein – die Stellung über dem Kopf deutet darauf hin. In anderen Worten, du bist dir deines höheren Mental-Wesens bewusst geworden; dieses steht sowohl mit dem Göttlichen über dir als auch mit der Seele hinter dem Herzen in Verbindung, es erkennt die Wahrheit und besitzt die seelische und spirituelle Einsicht in die Dinge, die seelische und spirituelle Schau.
Über dem Kopf dehnt sich das höhere Bewusstseins-Zentrum als sahasradala padma aus. Doch meist, wenn das sahasradala sich öffnet, ist ebenfalls ein teilweises Wirken des Stirnzentrums vorhanden.
Das durchschnittliche Mental besteht bestenfalls aus dem freien Verstand, der unter Umständen Intuitionen und Eingebungen von oben empfangen kann, die er intellektualisiert. Es befindet sich an der Oberfläche und sieht die Dinge von außen, es sei denn, Intuition und andere Kräfte verhelfen ihm dazu, ein wenig tiefer zu sehen. Sobald sich dieses durchschnittliche Mental nach innen dem inneren Mental und der Seele öffnet und nach oben dem höheren Mental und dem höheren allgemeinen Bewusstsein, wird es spiritualisiert, und seine höchsten Ebenen verschmelzen mit dem spirituellen Mental-Bewusstsein, wovon das höhere Mental ein Beginn sein kann. Diese Verschmelzung ist Teil der spirituellen Umwandlung.
Das Mental, hat viele Zentren: 1. das sahasradala, welches das spirituelle Mental das höhere Mental und das intuitive Mental zentralisiert und als eine Art Empfangsstation für die eigentliche Intuition und das Obermental wirkt; 2. das Zentrum in der Stirn für das innere Denken, den inneren Willen und die innere Schau; 3. das Hals-Zentrum für das formgebende oder physische Mental.
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Der tausendblättrige Lotos befindet sich über dem Kopf. Es ist das siebte und höchste Zentrum.
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Es ist offensichtlich das sahasradala padma, durch welches die höhere Intuition, das erleuchtete Mental und das Obermental ihre Strahlen senden.
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Das Supramental ist nicht im Körper geordnet, daher besitzt es kein gesondertes Zentrum; doch alles, was von oberhalb des Mentals kommt, benutzt das sahasradala als Durchgang, und daher öffnet sich dort etwas.
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