Fürchte den Killer: Sieben Action Krimis. Cedric Balmore
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Читать онлайн книгу Fürchte den Killer: Sieben Action Krimis - Cedric Balmore страница 28
„Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen“, erwiderte Clive freundlich.
Schließlich hatte sie die Prüfung der Ausweise abgeschlossen und bat die beiden G-men in ihre Wohnung.
„Ich kann Ihnen Kaffee anbieten. Allerdings nur Löslichen.“
„Nein danke“, sagte Clive.
„Wenn Sie mich über Patienten ausfragen wollen, sage ich Ihnen gleich, dass ich sehr viel von der Schweigepflicht halte. Es würde sich mir nämlich niemand anvertrauen, wenn auch nur der Verdacht entstünde, dass ich es damit nicht so ernst nähme.“
„Es geht um Alexander Jason Clement“, unterbrach Orry ihren Redefluss. „Er ist ermordet worden. Wir haben einen Beschluss bei uns, der Sie von der Schweigepflicht entbindet.“
Dr. Deandra Robinson starrte die beiden G-men einen Augenblick lang völlig entgeistert an. Es machte fast den Eindruck, als würde sie erst jetzt richtig wach.
Sie strich sich das dichte, leicht gelockte Haar aus dem Gesicht. Ihre Überraschung schien Clive nicht gespielt zu sein.
„Das wusste ich nicht“, sagte sie. „Ich habe mich nur gewundert, weshalb er gestern nicht zu seinem Termin erschienen ist. Aber auf Mister Clement konnte man sich in dieser Hinsicht nie so richtig verlassen. Er hielt vereinbarte Termine nicht ein und erschien dafür manchmal ohne Anmeldung – was beides für den Ablauf in einer Praxis nicht gerade optimal ist, wie Sie sich wohl denken können.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Sie schien die Nachricht von Clements Tod erst nach und nach wirklich zu begreifen. „Was ist mit ihm passiert?“
„Er wurde erschossen, über die Hintergründe versuchen wir gerade erst zu ermitteln. Wir vermuten, dass es einen Zusammenhang mit seiner Verwicklung in illegale Wettgeschäfte und Straßenrennen gibt.“
„Ich habe mit Mister Clements Geschäften nichts zu tun!“, versicherte Dr. Robinson.
„Es war nicht unsere Absicht, Sie in irgendeiner Weise zu beschuldigen, Dr. Robinson“, versicherte Clive. „Am Besten Sie sagen uns einfach, auf Grund welchen Problems Mister Clement Sie aufgesucht hat.“
Deandra Robinson atmete tief durch. Während Clive und Orry in dem edlen Ledermobiliar Platz genommen hatten, schien die Psychiaterin einfach nicht die nötige Ruhe finden zu können.
„Ich weiß nicht, wie ich das Ihnen gegenüber formulieren soll, Agent Caravaggio...“
„Am besten kommen Sie direkt zum Punkt. Dann können wir hinterher entscheiden, ob die von Ihnen ausgebreiteten Fakten eine Relevanz für den Fall haben. Aber die psychische Erkrankung eines Mordopfers hat eigentlich immer irgendeine Relevanz für den Fall.“
„Mister Clement war nicht psychisch erkrankt“, stellte Dr. Robinson klar.
Clive runzelte die Stirn.
„Weshalb hat er Sie dann aufgesucht?“
„Er bat mich um etwas, das zumindest in dieser Form eigentlich gar nicht zum offiziellen Leistungskatalog meiner Berufszunft gehört, aber...“
„...Mister Clement hat sicher gut dafür bezahlt.“
„Ja, das hat er“, nickte Dr. Robinson. „Wie gesagt, er selbst hatte kein Problem. Er wollte von mir eine psychologische Beratung haben - aber dabei ging es nicht um seine Probleme, sondern um die Einschätzung von dritten.“
„Dritte?“, hakte Clive nach und wechselte mit Orry einen fragenden Blick.
„Ich weiß nicht, wer diese Personen in Wirklichkeit waren. Clement hat mir nur Eigenschaften genannt, die zusammengenommen Profile seiner Freunde, Geschäftspartner und so weiter ergaben. Er wollte wissen, wie sie wahrscheinlich in bestimmten Situationen reagieren würden, auf wen er sich verlassen könnte und wie man bestimmte Verhaltensweisen von ihnen interpretieren könnte.“
„Es ist das erste Mal, dass ich so was höre“, stellte Clive fest.
„Mister Clement habe ich nie analysiert - aber aus den Gesprächen mit ihm bekam doch das Bild eines sehr akribischen Mannes, der stets bemüht ist, auf alle Eventualitäten gut vorbereitet zu sein.“
„Krankhaft?“, fragte Clive.
„Sie meinen im Sinne eines Kontrollzwangs? Die Übergänge sind fließend, Agent Caravaggio. Vielleicht überprüfen Sie zweimal oder dreimal, ob Ihr Wagen oder Ihre Wohnungstür abgeschlossen sind. Leiden Sie schon an einer Zwangserkrankung? Wahrscheinlich nicht. Aber jemand, der diese Dinge fünfzigmal überprüft sehr wahrscheinlich ja. Irgendwo dazwischen ist eine Grenze.“
„Hatte Mister Clement sie überschritten – Ihrer Einschätzung nach?“
„Nein, das würde ich noch nicht so stark beurteilen. Eher würde ich von einem stark ausgeprägten Charakterzug sprechen, bedingt durch starke Verunsicherungen in der Kindheit. Vielleicht war seine Muter Trinkerin und ihr Verhalten daher schwer einschätzbar – irgendetwas in der Art.“
„Aber darüber haben Sie gesprochen?“
Sie schüttelte energisch den Kopf. „Nein, denn schließlich habe ich ihn nicht behandelt.“
„Von wie vielen Personen wurde Profile erstellt?“, lautete Clives nächste Frage.
„Etwa sechzig oder siebzig.“
„Wir bräuchten sämtliche Unterlagen, die es darüber gibt, Dr. Robinson.“
„Aber Ihnen ist schon bewusst, dass keines dieser Profile einen Klarnamen enthält.“
„Ja.“
Orry mischte sich jetzt in das Gespräch ein. Er zog ein Foto von Ray Jordan aus der Innentasche seines Jacketts. „Dies ist der Mann, der Mister Clement nachweislich zuletzt lebend gesehen hat. Wir fahnden nach ihm. Ich nehme nicht an, dass Sie ihm mal begegnet sind.“
Sie sah sich das Bild an und schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Unsere Bekanntschaftskreise haben nicht die geringste Überschneidung. Ich achte immer sehr stark darauf, Berufliches und Privates nicht zu vermischen, wenn Sie verstehen was ich meine. Sonst kommt unsereins im Handumdrehen in Teufels Küche.“
„Hat eines der Profile, dass Sie erstellten, Ähnlichkeiten mit diesem Mann?“, hakte Orry nach.
Sie sah sich das Foto aus der Tiefgarage in der Avenue B noch einmal eingehend an und nickte. „Ja, das ist leicht. Das Profil hat den Namen ‚Billy’. Billy trägt nach Clements Angaben dauernd diese Handschuhe. Das sind Autofahrer-Handschuhe, die verhindern sollen, dass man durch Handschweiß vom Lenkrad abrutscht. Eine biedere Erscheinung, die gerne Rennfahrer oder etwas ähnlich Unkonventionelles geworden wäre. Ich weiß noch genau, dass ich Mister Clement geraten habe, diesem Mann nicht zu trauen.“
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