Vom blauen Dunst zum frischen Wind. Cornelie C Schweizer

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Vom blauen Dunst zum frischen Wind - Cornelie C Schweizer Hypnose und Hypnotherapie

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Raucheridentität; häufig wird in diesem Zusammenhang geäußert: »In der Raucherecke wird immer am meisten gelacht, dort sind die nettesten und geselligsten Leute!« Auch in Raucherentwöhnungsgruppen wird viel gelacht und kommuniziert. Therapeuten, die Erfahrung in der Arbeit mit Gruppen haben, werden schnell bemerken, dass Rauchergruppen angenehm zu leiten sind, weil die Klienten sich aus eigener Initiative heraus gegenseitig unterstützen und Humor besitzen, wie die folgende kleine Auswahl von Anfragen beweist: (siehe Seite 16).

      In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß und Erfolg bei der Arbeit mit (Ex-)Rauchern und natürlich auch beim Lesen dieses Manuals.

      Und noch eine Bemerkung zum Schluss: Oft ist es für aufhörwillige Raucher schwer, zertifizierte Hypnotherapeuten zu finden … und Hypnotherapeuten finden zu Beginn ihrer Laufbahn häufig nicht genügend Klienten. Diese Lücke möchte ich durch den Aufbau eines bundesweiten Internetforums schließen, das ausgebildete Hypnotherapeuten mit einer Zusatzqualifikation für Raucherentwöhnung mit Klienten vernetzt, die einen solchen Therapeuten suchen. Wenn Sie Teil dieses Therapeutennetzwerks werden wollen, senden Sie mir eine Nachricht ([email protected]). Ich melde mich dann mit weiteren Informationen bei Ihnen.

      © O. Barrientos, www.barrientos.de/Ninino

       Abb. 1: Klientenanfragen

       2.Was Sie als Therapeut über Tabakkonsum und Nikotinabhängigkeit wissen sollten

      Rauchen macht krank und impotent und Raucher sterben früher. Soweit sind Sie informiert, und sicherlich auch all die Klienten, die zu Ihren Raucherentwöhnungskursen kommen. Dennoch stellen sie häufig Fragen wie: »Stimmt es, dass die Lunge sich nach 7 Jahren Abstinenz wieder erholt hat? Wäre meine derzeitige Tagesdosis Nikotin, auf einmal konsumiert, tatsächlich tödlich?« Oder: »Was macht süchtiger: Nikotin oder Alkohol? Rauchen wirklich so viel mehr junge Frauen als Männer?«

      Damit Sie als Therapeut immer die »richtige« Antwort auf diese oft sehr spezifischen Fragen haben, gibt Ihnen dieses Kapitel dazu relevante Informationen.

      Vielleicht fragen Sie sich: »Warum soll ich mich nun auch noch über die historische Entwicklung des Rauchens informieren?« Weil es wichtig ist, Sympathie für Ihre zunächst noch rauchenden Klienten und damit in gewisser Weise auch für das Rauchen aufzubringen und sie zu verstehen. Gerade der nun folgende historische Überblick kann Ihnen Einsichten geben in die kuriosen und angenehmen Seiten des Rauchens, und in die Leiden und Risiken, die manche Raucher auf sich nehmen. Ohne dieses Eintauchen in ihre Sicht, in ihre »Mentalität«, ist keine erfolgreiche Therapie möglich.

       2.1Rauchen macht gesund, fruchtbar und potent: historische Entwicklung des Tabakkonsums

      Als Kolumbus im Oktober 1492 im Glauben, Indien entdeckt zu haben, auf Kuba landete, traf er der Überlieferung zufolge auf dieser noch heute für ihren hervorragenden Tabak bekannten Insel bereits auf die ersten rauchenden Einheimischen. Sein Kundschafter Torres berichtete: »Unterwegs begegneten wir vielen Männern und Frauen, die ein kleines Feuerchen mit sich führten, das in den Blättern eines Krautes glühte, dessen Rauch sie mit Entzücken und Wonne einatmeten. Dieses Kraut wickeln sie in ein trockenes Blatt und formen eine Rolle. Die zünden sie nun an dem einen Ende an und schlürfen und saugen an dem anderen, um den Rauch mit ihrem Atem aufzunehmen« (zitiert bei Barthel 1988, S. 592).

      Die Eroberer fanden an dem für sie neuen Genussmittel schnell Gefallen, und bald wurden die ersten Tabakblätter nach Portugal, Spanien und Italien, wenig später auch nach Frankreich, England und Deutschland exportiert. Der Rat der Stadt Köln erhob bereits im Jahr 1583 die erste Tabaksteuer, die jedoch – damals wie heute – auf die Höhe des Tabakkonsums (fast) keinen Einfluss hatte.

      Obgleich Portugal und Spanien die ersten Länder waren, die das indianische Kraut im großen Stil einführten, beginnt die Geschichte der Rauchkultur in England. Ralph Lane, ein Engländer, brachte aus Virginia die erste Pfeife, die bei den Indianern als heilig galt, mit nach Europa. Rasch wurde das Pfeiferauchen bei Hof Mode, der Absatz wuchs so schnell, dass Tabak in Virginia teilweise als Zahlungsmittel diente. Unter Mary Stuarts Sohn König Jakob I. wurde die Einfuhr des »bösen Krauts« allerdings mit hohen Zöllen belegt. Wer auf der Straße rauchte, wurde aufgrund eines königlichen Erlasses verprügelt, und schließlich wurde der Tabakanbau in England verboten. Dieses Verbot blieb bis 1910 in Kraft.

      Ganz anders gestaltete sich die Geschichte des Tabakkonsums in Frankreich. Hier war Tabak zunächst weniger ein Genussmittel als vielmehr Medizin. Der französische Botschafter Jean Nicot, nach dem später übrigens das Nikotin benannt wurde, stellte fest, dass sich durch das Auflegen von Tabakblättern Hautkrankheiten heilen ließen. In der Zeit der Revolution gehörten Rauchen und »bürgerliche Identität« zusammen. Es gab Cafés mit der Aufschrift an der Tür: »Ici on s´honore du titre citoyen et on fume. (Hier ist man stolz, Bürger zu sein, und hier raucht man).«

      Schließlich avancierte Tabak zunächst in Frankreich, später in ganz Europa, zum Allheilmittel, das Rauchen wurde gegen Lungenentzündung, Koliken, Gicht, Potenzstörungen und Kopfschmerzen verordnet. Ein Erfurter Arzt schrieb 1644: »Tabak getrunken ist gut for die Würmer, Tabak getrunken ist gut for den Stein, Tabak getrunken ist gut for das Zipperlein.« Zudem sei er gut für Menschen, »so den Kopf viel gebrauchen müssen« (zitiert bei Hamann 1999, S. 69).

      Als 1640 in London die Pest ausbrach, mussten die in Eton studierenden jungen Männer als Vorbeugemaßnahme rauchen, und bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein hielt sich unter Medizinern die Überzeugung, das sicherste Mittel zur Behebung von Unfruchtbarkeit bei Frauen sei, sie rauchen zu lassen.

      Allerdings war der Tabak auch eine Medizin, die sehr gern eingenommen wurde, und so gab es ihn zeitweilig in Frankreich und Bayern nur in der Apotheke und auf Rezept, während in der Schweiz der Konsum generell verboten, bei schweren Erkrankungen jedoch mit ärztlichem Rezept erlaubt war, was merkwürdige und unerklärliche Epidemien zur Folge gehabt haben soll.

      Es gab aber auch Tabakgegner, zum Beispiel Goethe: »Das Rauchen macht dumm; es macht unfähig zum Denken und Dichten. Es ist auch nur für Müßiggänger, für Menschen, die Langeweile haben, die ein Drittel des Lebens verschlafen« (J. W. v. Goethe an K. L. v. Knebel, zitiert bei Haustein 2001). Tabak zählte außerdem zu den sogenannten »Lüsternheitswaren«, Liselotte von der Pfalz führte sogar die männliche Homosexualität indirekt aufs Rauchen zurück, als sie schrieb: »Mich wundert nicht mehr, wenn die Mannsleute die Weiber verachten und sich untereinander lieben; die Weiber sind gar zu verachtliche Kreaturen itzunder mit ihrer Tracht, ihrem Saufen und mit ihrem Tabak, der sie grässlich stinken macht« (zitiert bei Barthel 1988, S. 601).

      Die Hauptgegner des Tabakkonsums fanden sich auf Seiten der Kirche. Der Mund galt als Ein- und Ausgang der Seele und sollte nicht verunreinigt werden. Schon 1589 bestimmte daher ein Gebot, dass vor Besuch der heiligen Messe das Konsumieren von Tabak nicht gestattet sei, und 1642 verbot Papst Urban VIII. unter Androhung der Exkommunikation, in Kirchen zu rauchen oder zu schnupfen. 1724 wurde das Verbot jedoch von Benedikt XIII., einem starken Raucher, wieder aufgehoben. Rigoros ging auch der russische Zar Michael gegen das Rauchen vor. Wer rauchend angetroffen wurde, erhielt Prügel. Noch härter griff der Schah Abbas der Große von Persien durch, unter dessen rigider Herrschaft Rauchern Nase und Lippen abgeschnitten wurden. Am schlechtesten erging

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