Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus
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Tremayne drehte sich zu ihm um.
"Dr. Ressing..."
"Es scheint alles unbedenklich zu sein", sagte Ressing. "Der Laborbereich kann betreten werden..." Er sah uns an.
"Wer...?"
Mein Ausweis beantwortete ihm seine Frage. Er nickte.
"Kommen Sie, Sir!"
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Wir zogen hauchdünne, weiße Overalls über unsere Alltagskleidung.
Dr. Ressing lächelte matt, als er unsere skeptischen Blicke bemerkte. "Diese Anzüge sind nicht zu Ihrem Schutz. Sie sollen verhindern, dass Sie irgendwelche Mikroorganismen oder Staubpartikel in die Labors tragen, die unsere Arbeit von Jahren vernichten können." Er zuckte die Achseln.
"Leider waren diese ungebetenen Besucher weniger rücksichtsvoll..."
"Woran arbeiten Sie?", fragte ich.
"MADISON ist ein Unternehmen, das sich im Bereich der Gentechnik einen Namen gemacht hat", erklärte Ressing.
"Das ist mir klar", sagte ich. "Worum geht es hier genau?"
"Wir experimentieren mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen."
"Zu welchem Zweck?"
"Zum Beispiel, um neue Impfstoffe herzustellen!"
"Dann experimentieren Sie mit Krankheitserregern!", schloss ich.
Ressing lächelte. "Das ist richtig. Anders kann man auf diesem Gebiet keine Erfolge erzielen."
"Ich verstehe."
"Die Bakterienpräparate in unseren Labors würden ausreichen, um die gesamte USA zu entvölkern. Eine richtige Büchse der Pandora, wenn Sie wissen, was ich meine. Darum ist hier auch alles abgesichert wie in Fort Knox."
Während wir einen langen, kahlen Flur entlanggingen, kam uns ein junger Mann mit bleichem Gesicht entgegen. Er trug eine ID-Card am Kragen seines weißen Schutzoveralls.
"Dr. Ressing! Es fehlt einer der CX-Behälter", brachte er der junge Mann mit gedämpfter Stimme vor.
Auf Dr. Ressings Gesicht erschienen ein paar tiefe Furchen.
"Sind Sie sicher?"
"Irrtum ausgeschlossen, Sir!"
"Mein Gott..." Auch aus Dr. Ressings Gesicht floh jegliche Farbe. Er wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über das Gesicht. Das Entsetzen war ihm anzusehen. Dann blickte er auf, mir direkt in die Augen. "Ein Behälter mit Pesterregern ist von den Einbrechern entwendet worden..."
"Ist das nicht eine Krankheit aus dem Mittelalter, die inzwischen längst ausgerottet ist?", fragte ich.
"Nein, leider nicht", sagte Ressing. "Die letzte große Pestepedemie schwappte in den zwanziger Jahren von China aus nach Kalifornien über. Die Krankheit ist bis heute unter den Nagetieren Nordamerikas und Eurasiens sehr verbreitet. Aber da es kaum noch direkte Kontakte zwischen dem Menschen und Nagetieren wie Ratten und Mäusen gibt, brechen nur noch selten kleinere, regional begrenzte Epidemien aus. Ab und zu geschieht das in Afrika oder Indien. Seit Erfindung der Antibiotika ist es allerdings kein Problem, eine solche Epidemie schnell in den Griff zu bekommen."
Milo sagte: "Sie wollen uns also damit sagen, dass man sich keine Sorgen zu machen braucht..."
"Nicht ganz", meinte Ressing. Er druckste etwas herum.
Langsam aber sicher fand ich es ziemlich ärgerlich, wie wir ihm die Informationen einzeln aus der Nase ziehen mussten. Aus irgendeinem Grund schien man uns bei MADISON GEN-TECH als lästig zu empfinden.
"Was hat es nun mit diesem verschwundenen Behälter auf sich?", hakte ich nach.
"Die Pesterreger waren gentechnisch verändert", erklärte Ressing.
"In welcher Weise?"
"Sie waren resistent gegen Antibiotika."
Ein Satz, den Ressing daher sagte wie ein kalter Fisch.
Keine Regung war in seinem Gesicht erkennbar.
"Das heißt, es gibt kein Gegenmittel", sagte ich. "Eine Epidemie würde sich ungehindert ausbreiten können..."
Dr. Ressing hob die Augenbrauen.
"Das wäre ein sehr ungünstiges Szenario."
Mir fiel unwillkürlich die Schießerei ein, die sich die Täter mit den Sicherheitskräften geliefert hatten. Bei dem Gedanken daran, dass dabei der Behälter hätte zerstört werden können, konnte einen nur das Grauen erfassen...
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