Lieblingsplätze mit Hund Bayerischer Wald. Daniela Skalla
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Warum man hier nicht mit der Kreditkarte zahlen kann, fragt der Herr an der Museumskasse in Finsterau aufgebracht, das ginge schließlich überall. Die Dame am Ticketschalter bleibt freundlich und gelassen: überall, aber eben nicht hier, das lohnt sich nicht – zu abgelegen, zu wenig Menschen. »Ist ja auch weit ab vom Schuss, da ist alles etwas anders«, grummelt der Besucher schließlich und zahlt bar.
Hinterwäldlerisch und arm – zwei Vorurteile, die viele sofort parat haben, wenn sie an den Bayerischen Wald denken. Extrem arm war die Gegend tatsächlich lange, aber dank neuer Ideen und der Tatsache, dass auch junge Menschen heute häufiger in der Heimat bleiben, ist der Landstrich direkt an der tschechischen Grenze für Einheimische und Touristen wieder attraktiv geworden. Überfüllte Metropolen mit einem unendlichen Warenangebot und den auf der ganzen Welt gleichen Hotelketten findet man schließlich überall. Aber den ältesten (und größten) Nationalpark Deutschlands, ganze Landkreise ohne Autobahnanschluss, das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas, individuell geführte Unterkünfte und freundliche, entspannte Menschen, mit denen man sofort per du ist – das gibt es nicht mehr häufig in unserem dicht besiedelten Land.
Wenn man hier »in die Stadt« fährt, dann ist das oft ein Tagesausflug, und gemeint ist keine Metropole, sondern Orte mit 50.000 bis 150.000 Einwohnern. Die relativ geringe Bevölkerungsdichte ist bestimmt auch ein Grund, warum viele Vierbeiner den Bayerischen Wald als ihre Traumheimat bezeichnen würden, wenn sie sprechen könnten. Für die meisten von ihnen ist es ganz normal, nicht im Park mit Hundewiese hier und Leinenpflicht dort, sondern in freier Natur ihre Runden zu drehen, oder durchaus mal schnell nach Feierabend mit ihrem Menschen auf den Hausberg zu laufen. Vierbeiner mit guten Manieren sind es zudem gewohnt, so gut wie überall gerne gesehen zu sein. Cafés oder Restaurants, in die sie ihre Familie nicht begleiten dürfen, findet man kaum, besonders hundefreundliche Gastronomen werden in diesem Buch vorgestellt. Bergbahnen, Ausflugsschiffe – kein Problem. Ja, sogar manche Museen und Kaufhäuser heißen den besten Freund des Menschen willkommen. Damit das entspannte Miteinander weiterhin so gut funktioniert, sollte Rücksichtnahme stets ein treuer Begleiter sein: Bitte räumen Sie die Hinterlassenschaften Ihres Hundes weg, halten Sie sich an die Regeln vor Ort und lassen Sie Ihren vierbeinigen Freund nie ungefragt auf Mensch und Tier zustürmen – auch wenn er noch so freundlich ist.
»Ja, aber« heißt es in der Waldbahn – ohne Maulkorb geht hier gar nichts, aber »gut angezogen« steht der Zugfahrt nichts im Wege. Neben dem Maulkorb sollte man noch unbedingt rechtzeitig an etwas denken: den Impfpass des Vierbeiners, der Auskunft über eine gültige Tollwutimpfung gibt. Für einen Urlaub in Bayern ist der zwar nicht nötig, aber da die gesamte Region direkt an der tschechischen Grenze liegt, kommt man schnell in Versuchung, einen Ausflug ins Nachbarland zu machen, was sich durchaus lohnt. Ungeimpfte Hunde können aber massive Probleme beim Grenzübertritt bekommen, und der geht schneller, als Sie denken. Die eine Hälfte des Berggipfels liegt auf deutscher Seite, die andere auf tschechischer, der Wanderweg führt, ohne dass man es recht merkt, mal in das eine, dann in das andere Land.
Sie sind sich noch unsicher, ob Ihnen und Ihrem Freund mit der kalten Schnauze ein Urlaub »im Woid« gefallen wird? Das Mittelgebirge bietet mehr Berge um die tausend Meter Höhe, als Sie in der kurzen Zeit erklimmen können, Sie werden gemeinsam viele Tierbekanntschaften in freier Natur, aber auch auf Bauernhöfen sowie in Schutzzonen und Wildparks machen, Sie finden sicher eine Unterkunft, die genau auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, und viele Gaststätten, die regionale und saisonale Speisen anbieten. Was Sie hingegen vergeblich suchen werden, sind Metropolen, große Zoos, Vergnügungsparks, die Annehmlichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs und Hochgebirge. Wer auf all das gut und gerne für einige Zeit verzichten kann und auch nicht in Panik verfällt, wenn plötzlich das Handynetz ausfällt oder das WLAN lahmt, der kann im Bayerischen Wald zusammen mit seinem Vierbeiner die Seele baumeln lassen.
»Ein halbes Jahr Winter, ein halbes Jahr kalt, das ist das Klima im Bayerischen Wald.« Die alte Weisheit, die früher abschreckte, verspricht heute oft angenehme Sommer und schneereiche Winter.
Der Norden
1 Vergessen und wiederentdeckt
Waldmünchen: Dorf Lučina
Entlang der deutsch-tschechischen Grenze gibt es dutzende verlassene Orte, die einiges von dörflichem Leben, Krieg und Vertreibung erzählen könnten. Jahrzehntelang jedoch überwucherte die Natur diese Zeugen der Geschichte, bis 2012 ehemalige Grafenrieder den Anstoß zu Ausgrabungen gaben, wodurch ein Ort der Versöhnung entstand. Nun werden hier Erinnerungen wachgehalten an Geschehnisse, die sich nie wiederholen dürfen.
Schon die Landschaft auf dem rund 15-minütigen Weg nach Lučina erinnert an Zeiten, in denen es das Wort »Flurbereinigung« nicht gab: Weiden, auf denen friedlich Rinder mit beeindruckenden Hörnern grasen (einfach ruhig mit dem Vierbeiner vorbeigehen, es ist alles umzäunt), dazwischen Baumgruppen und Hecken, bevor man einen Wald betritt. Bald erreichen wir die Lichtung, auf der Grafenried (tschechisch Lučina) lag. Höfe, eine Kirche, eine Brauerei, der Friedhof – Ruinen, die von einer gar nicht so fernen Vergangenheit berichten, in der an diesem Ort 247 Bewohner lebten. Unser Vierbeiner schnüffelt interessiert an den Mauerresten, wo sich wahrscheinlich zahlreiche Mäuse eingenistet haben, während wir gedankenverloren zurückgelassene Gegenstände und Scherben betrachten. Wer wohl mit dem verbeulten Topf gekocht haben mag? Ob in der durchlöcherten Zinkwanne jemand als Baby gebadet wurde, der heute noch lebt? Möglich wäre es, denn die Häuser wurden erst 1956 infolge des Zweiten Weltkriegs abgerissen. Vieles wird nie mehr ergründet werden, manches wird aber auf Infotafeln erklärt und mit Fotos wieder greifbarer.
Lučina ist einen Familienausflug wert, bei dem es jedoch zu beachten gilt, dass man gleich nach dem Parkplatz die Grenze nach Tschechien überquert. Personalausweise für uns und der Nachweis einer gültigen Tollwutimpfung für den Hund sind daher Voraussetzung für dieses Erlebnis.
Wer den Spaziergang verlängern will, folgt der weiß-grün-weißen Markierung durch die Grenzlandschaft. Die Tourist-Information Waldmünchen bietet Führungen durch Lučina an.
1
Dorf Lučina
Untergrafenried 45
93449 Waldmünchen
Kleiner Wanderparkplatz auf der rechten Seite
Tourismusbüro Waldmünchen
Marktplatz 16
93449 Waldmünchen
09972 30724
2 Badefreuden und mehr
Waldmünchen: Perlsee
Sommer, Sonne, Strand – vielen Hunden geht es wie uns Menschen: An heißen Tagen gibt es nichts Schöneres als den Sprung ins kühle Nass. Am meisten Spaß macht ein Badetag natürlich gemeinsam mit der ganzen Familie – Vierbeiner eingeschlossen. Am Perlsee steht dem nichts im Wege. Während im Strandbad direkt neben dem Parkplatz Ziegelhütte Hunde nicht erlaubt sind, steht die Liegewiese am