BERLIN. Eugen Szatmari
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Ein zweiter Nachteil dieser Methode ist der, dass man das zugeteilte Auto nicht rasch genug finden kann. Die Reihenfolge, in der die Nummern ausgegeben werden, stimmt nämlich durchaus nicht mit dem Standplatz des Autos überein, sodass man leicht die ganze Reihe von Wagen ablaufen muss, bis man das zugeteilte Fahrzeug findet. Durch diese unverständliche Art der Regelung ist also die Abfahrt vom Bahnhof für den Fremden erschwert.
Wirbelndes Chaos
Mit Ausnahme des Bahnhofs Charlottenburg, des Schlesischen Bahnhofs und vielleicht auch noch des Lehrter Bahnhofes stehen die Berliner Bahnhöfe mitten in der Stadt und ihre Treppen führen mitten in das wirbelnde Chaos des Berliner Verkehrs hinein. Wer am Bahnhof Friedrichstraße ankommt, den setzt der Zug gleich inmitten des heftigsten Verkehrsorkans ab und selbst, wenn er die allerehrwürdigste Autodroschke aufgefischt haben sollte, wird er sogleich ein Bild von dem mörderischen Spektakel bekommen, mit dem Berlin sein Arbeitsjoch zieht – um seine Ohren werden die Schreie der Autohupen gellen, die roten und grünen Lichter der Verkehrssignale in seine Augen blinken.
Aufenthaltsbewilligung
Mit der Polizei wird der Fremde sonst nicht allzu oft in Berührung kommen. Eine Anmeldepflicht besteht, aber die Anmeldung wird durch die Hotels automatisch besorgt. Wer privat absteigt, muss sich anmelden und die Anmeldung abstempeln lassen. Läuft sein Sichtvermerk ab, oder bleibt er so lange, dass er einer Aufenthaltsbewilligung bedarf, so muss er allerdings persönlich zum Revier und von dort auf das Polizeipräsidium gehen, aber diese Prozeduren werden jetzt ziemlich schnell und reibungslos abgewickelt. Die Schlangen, die früher so gefürchtet waren, gehören der Vergangenheit an – das Fremdenbüro des Polizeipräsidiums arbeitet schnell und höflich.
Rundfahrten für Fremde, die sich Berlin kurz und schmerzlos ansehen wollen, gibt es mehrere. Der Hotelportier gibt darüber Auskunft. Dann besteigt der Wissbegierige einen Riesenautobus, fährt hübsch rund um die Stadt und wird durch einen Cicerone über die Sehenswürdigkeiten aufgeklärt.
Die beste Zeit für Berlin
Wann soll man nach Berlin kommen? Zu welcher Zeit, wenn man in der Reichshauptstadt nicht gerade geschäftlich zu tun hat, sondern zu seinem Vergnügen reist? Vor dem Kriege hatte Berlin, wie auch die anderen großen Fremdenstädte Europas, in den Sommermonaten von Mai bis September den stärksten Besuch. Die besten Monate waren die internationalen Reisemonate, Juli und August. Nach dem Kriege hat sich das Bild geändert: Die Monate mit dem stärksten Fremdenverkehr sind jetzt März, Oktober und November, wogegen Mai und Juni, aber auch noch der Juli den schwächsten Besuch aufweisen. Diese Erscheinung hat ihren Grund vielleicht darin, dass Berlin keine »Saison« hat. In den Wintermonaten lockt das heiß pulsierende künstlerische Leben Berlins viele Fremden an: Ist doch Berlin die größte Theaterstadt Europas und vielleicht die größte Musikstadt der Welt – von April bis September glaubt aber der Fremde, dass ihm Berlin im Gegensatz zu Paris und Baden-Baden, zu Rom und London, wo Mai und Juni ausgesprochene Saisonzeiten sind, nichts zu bieten vermag.
Im Sommer
Das ist zum Teil vielleicht richtig, aber nur zum Teil. Die Opernhäuser sind zwar geschlossen, doch lediglich im Juli und August, ebenso die Konzertsäle, und die großen Jahresausstellungen finden zwar auch nicht im Sommer statt, aber trotzdem kann Berlin auch in dieser Zeit vieles bieten. Es hat seine Rennplätze, sein prachtvolles Stadion, seine großen Ausstellungen. Auf der Avus werden die größten Autorennen im Sommer ausgetragen, Tennisturniere locken nach dem Grunewald, Motorbootrennen nach dem Wannsee, die große Regatta nach Grünau. Und noch eines: Berlin hat eine der reizendsten Umgebungen unter allen Großstädten Europas.
Zudem will das Berliner Fremdenverkehrsamt, geleitet von dem ewig lächelnden, stets freundlichen und eminent tüchtigen Direktor Schick und von dem vor Vitalität übersprudelnden, ideenreichen Karl Vetter, der wie gar so viele tüchtige Leute aus der Zeitungsbranche kommt, nun im Sommer besondere Anstrengungen machen: Operngastspiele sollen veranstaltet werden mit berühmten Kräften, Theateraufführungen allerersten Ranges, auf dem riesigen Messegelände sollen besonders interessante Ausstellungen stattfinden, im Stadion werden sich große Sportfeste abspielen. Man will in Berlin eine Saison schaffen, die die Lücke ausfüllen soll, umso mehr, als die Berliner Fremdenindustrie immer wieder die Klage erhebt, dass die meisten Fremden, die in den Sommermonaten nach Berlin kommen, nur recht kurze Zeit bleiben. Trotzdem – die Statistik beweist, dass Berlin eine Fremdenstadt erster Ordnung ist. Im vergangenen Jahre kamen 1.600.000 Fremde nach Berlin, darunter 30.000 Amerikaner. Und die vielen Gäste aus dem Dollarland wären gewiss nicht gekommen, wenn ihnen Berlin nichts zu bieten hätte.
Abreise
Fliegen
Wer Sorgen wegen seiner Abreise hat und sich nicht vom Hotelportier die für die Abreise notwendigen Billetts besorgen lässt, findet Unter den Linden ein halbes Dutzend Reisebüros, wendet sich aber, wenn er nach einer anderen deutschen Stadt oder nach dem näher gelegenen Ausland weiterreisen will, zweckmäßiger an das amtliche Reisebüro im Gebäude des Potsdamer Bahnhofs, wo er Fahrkarten und Schlafwagenplätze zu den offiziellen Preisen, ohne Aufschlag erhalten kann. Wer internationale Verbindungen, insbesondere die Expresszüge oder Schlafwagen der Waggon-Lits benutzen will, der wendet sich an die Berliner Agentur der Internationalen Schlafwagengesellschaft Unter den Linden. Über Fluglinien und Flugverkehr überhaupt gibt die Deutsche Lufthansa Auskunft, deren Reisebüro sich gleichfalls Unter den Linden befindet, wo auch die Vertretungen des Norddeutschen Lloyd und der Hamburg-Amerika-Linie zu finden sind. Für den Fremden, der größeres Gepäck hat und nicht in einem Hotel wohnt, ist auch der Gepäckzustelldienst der Bahnhöfe zu empfehlen. Das Gepäck wird in der Wohnung abgeholt und man erhält es am Bahnhof gegen eine geringe Gebühr ausgefolgt.
Auch bei der Ankunft kann man das Gepäck an den Schaltern des Zustelldienstes abgeben. Allerdings erhält man das Gepäck erst einen Tag später zugestellt. Sobald man das Gepäck vom Träger übernommen und im Coupé verstaut hat, gehe man womöglich nicht mehr aus dem Waggonabteil heraus und behalte Gepäck und abgelegte Kleidungsstücke ständig im Auge. Die Berliner Bahnhofsdiebe sind sehr flink und in den Abteilen der Züge, die auf die Abfahrt warten, werden sehr viele Gepäckdiebstähle verübt. Die Bahnhofspolizei ist zu schwach und nicht imstande, diese Diebstähle ganz abzustellen. Es bleibt daher nur der Selbstschutz des Reisenden übrig.
TIPPS FÜR DEN AUTOMOBILISTEN
Strenge Verkehrsvorschriften –
Brennpunkt Alexanderplatz – Hotelgaragen.
Strenge Vorschriften
Heutzutage, wo das Auto sich immer mehr zu einem vollwertigen Verkehrsmittel entwickelt hat, das nicht nur zum innerstädtischen Verkehr, sondern auch zu langen Touren geeignet ist, wird es gewiss viele Leute geben, die nicht mit der Eisenbahn in der Reichshauptstadt eintreffen, sondern als Touristen mit dem Auto kommen, sei es, dass sie einen Chauffeur besitzen, sei es, dass sie den Wagen selbst lenken. Da Berlin sehr strenge