Die Machtfalle. Volker Kessler

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Die Machtfalle - Volker Kessler

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Kapitel betrachtet das System, in dem der Machtmensch agiert. Denn ein Machtmensch kann nur Erfolg haben, wenn die Mitspieler ihn unterstützen. Zwei aktuell populäre Führungskonzepte werden im Hinblick auf möglichen Machtmissbrauch analysiert. Das sechste Kapitel bietet weitere Hilfen an für Situationen, in denen man Machtmissbrauch vermutet. Im Schlusskapitel geht es um einen guten Weg von Machtgebrauch zwischen Machtmissbrauch und Machtverzicht.

      Wer sich mit Machtmissbrauch beschäftigt, selbst aber Führungsverantwortung hat, fragt sich mit Recht: „Wie führe ich ohne Machtmissbrauch? Wie gehe ich als Leiter mit Widerständen um?“ Dieses Thema verdient eine ausführliche Darstellung, die den Rahmen dieses Buchs sprengen würde. Denn dieses Buch bezieht sich auf die dunkle Seite der Macht. Um den positiven Gebrauch von Macht zu lernen, verweisen wir deshalb auf Literatur und Fortbildungsangebote zum Thema „Dienend führen“ („Servant Leadership“, siehe II.5). Wir machen Mut, Verantwortung zu übernehmen und dienend zu führen.

      Dank

      Auf Vorträge und frühere Auflagen dieses Buchs erhielten wir viele Reaktionen, die vielfach in diese Auflage eingeflossen sind. Diese Personen alle namentlich aufzuführen ergäbe eine lange Liste. Manche Namen wollen wir nicht aufführen, um diese Personen zu schützen. Wir belassen es deshalb bei einem allgemeinen, dennoch aufrichtigen Dank an jene, die vertrauens- und erwartungsvoll das Gespräch mit uns gesucht haben. Wir haben viel von Ihnen/Euch gelernt.

      Wir befinden uns im Lutherjahr 2017. Martin Luther (1483–1546) sah sich als Kämpfer gegen den Machtmissbrauch der römischen Kurie. Dass er selbst und manche seiner Nachfolger an anderer Stelle Macht missbraucht haben, steht auf einem anderen Blatt. Jedenfalls hat Luthers Theologie die Macht der damaligen Kurie erschüttert und Menschen aus Machtmissbrauch befreit. Das ist auch unser Ziel: Menschen zu ermutigen, sich aus Machtmissbrauch zu befreien.

      Geleitwort zur 1. Auflage

      „Macht ist ein starkes Getränk und erfordert einen starken Magen“, schreibt der englische Autor Peter Howard in seinem Theaterstück „Die Leiter“.

      Korrumpiert zu werden durch Machtausübung war und ist wohl die größte Versuchung der Menschheit schlechthin; nicht nur Luzifer kam dadurch zu Fall. Vor dieser sich oft unmerklich einschleichenden kapitalen Gefahr kann uns letztlich nur der Geist Jesu Christi bewahren. Jesus blieb siegreich gegenüber dieser teuflischen Versuchung, gleich zu Beginn seiner öffentlichen Tätigkeit.

      Seit ich zusammen mit zahlreichen christlichen Leitern im Jahre 1997 die „Akademie für christliche Führungskräfte (AcF)“ gründete, stand im Zentrum unseres Vorhabens die Qualifizierung christlicher Leiter in biblisch-jesuanischer Führungskompetenz. Vom demütigen Menschensohn, dessen Macht und Dynamik aus der völligen Unterordnung unter den Willen des Vaters entsprang, und seiner dienenden Leitung wollen wir lernen. Sein Vorbild ist die Grundlage unserer AcF-Führungsphilosophie.

      Deshalb war ich begeistert von dem Vorschlag, das Thema „Machtmenschen“ als Einstieg in die Buchreihe der Edition AcF zu wählen. Es muss eine unserer vordringlichen Aufgaben sein, insbesondere christliche Leiter gegen missbräuchliche Machtausübung zu sensibilisieren.

      Know-how-n o tist so wichtig wie das Know-how. Es ist beste biblische Tradition, Chancen und Gefahren, den Weg des Segens und den des Fluches dem Menschen vorzulegen. Nur wer für die Gefahren unchristlicher Machtausübung sensibel geworden ist, kann sich davor bewahren oder rechtzeitig „gegensteuern“.

      Aus dem Erschrecken darüber, welch großer Schaden durch Machtmissbrauch entstehen kann, muss die Entschlossenheit kommen, das jesuanische Führungsmodell konsequent einzuüben, auszuleben und weiterzureichen: „Wer unter euch der Größte (Einflussreichste, Angesehenste, Oberste) sein will, der sei euer aller Diener.“

      Ich wünsche diesem Buch, das aus der gemeindlichen Erfahrung heraus entstand und für die Praxis wertvolle Hilfe gibt, weiteste Verbreitung zum Segen und Fortschritt der Gemeinde Jesu Christi.

       Karl Schock, Stiftungsgründer und Stiftungsratsvorsitzender der AcF im Jahre 2000

       I.

      Was ist Macht überhaupt und was ist ein Machtmensch?

      Um Machtmissbrauch zu verstehen und angemessen begegnen zu können, muss man verstehen, was „Macht“ überhaupt ist. Dieses Buch beschreibt die „dunkle“ Seite der Macht. Es gibt aber auch eine positive Seite der Macht (die wir heute klarer sehen als bei der ersten Auflage der Machtfalle). Und: Man benötigt selbst Macht, um Machtmissbrauch zu begegnen! Der folgende Abschnitt betrachtet in Kurzform das Wesen der Macht.1

      1. Biblische Gedanken zum Thema Macht

      Die Fähigkeit, Macht auszuüben, empfing der Mensch von Gott bei der Schöpfung: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen!“ (1Mo 1,26). Der Auftrag zu herrschen ist mit der Erschaffung des Menschen als Gottes Ebenbild verknüpft. Gottebenbildlichkeit bedeutet Gottes Stellvertreter zu sein.2 Als Gottes Stellvertreter hat der Mensch den Auftrag und die Fähigkeit, Macht auszuüben. Der Mensch hat Macht, weil Gott ihn so gemacht hat. Der römisch-katholische Theologe Romano Guardini (1885–1968) betont deshalb:

      Die Macht ist aus sich heraus weder gut noch böse, sondern empfängt ihren Sinn erst aus der Entscheidung dessen, der sie braucht. … So bedeutet Macht ebensoviel Möglichkeit zum Guten und Positiven, wie Gefahr zum Bösen und Zerstörenden.3

      Macht ist nicht grundsätzlich negativ, auch wenn das Wort für viele einen negativen Klang hat. Manche sehen christliche Führungskultur geradezu im Gegensatz zum Führen mit Macht. Diese Aussage ist aber nur richtig, wenn man die Bedeutung des Wortes „Macht“ einengt auf die negativen Aspekte. Wenn man das Wesen der Macht richtig versteht, wird klar: Führen ohne Macht geht gar nicht.

      Der Begriff „Macht“ stößt (im Deutschen!) vielfach auf Ablehnung, erst recht in christlichen Kreisen. Ein christlicher Autor wünschte sich gar eine Kirche, die aus Ohnmacht handelt.4 In einer christlichen Gemeinde meinte eine Person: „Wir wollen nicht Macht, sondern Vollmacht.“ Dies klingt demütig und geistlich – aber nur auf den ersten Blick. Die Evangelien berichten, dass Jesus Vollmacht und Macht hatte: „Was für eine Vollmacht (exousia) und Kraft (dynamis) hat sein Wort! Er befiehlt den bösen Geistern auszufahren, und sie fahren aus“ (Lk 4,36b). Das griechische Wort dynamis meint die Fähigkeit, etwas zu tun. Es wird mit Gewalt, Kraft oder Macht übersetzt. Das griechische Wort exousia meint hier die Berechtigung, die Erlaubnis, etwas zu tun, und wird dann mit Vollmacht übersetzt. Ein Bankräuber hat die Macht, das Geld zu bekommen, aber keine Vollmacht. Die bettlägerige Großmutter mag vielleicht eine Vollmacht über ein Konto haben, aber sie hat keine Macht, zur Bank zu gehen und das Geld wirklich abzuheben. Jesus hatte Vollmacht und Macht – und gab beides an seine zwölf Jünger weiter: „Jesus rief die zwölf Jünger zusammen und gab ihnen Kraft (dynamis)

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