Friedhöfe 2020. Forum Verlag Herkert GmbH
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Wenn der Verstorbene in das Grab gelegt wurde, bleibt die Grabstelle bis zum Ende des Trauermonats oder sogar bis zum Ende des Trauerjahrs nur mit Erde bedeckt. Erst danach wird ein Gedenkstein gesetzt.
Für jüdische Gräber gilt außerdem eine „ewige Ruhe“, da nach jüdischem Glauben die Toten am Ende aller Tage in körperlicher Form auferstehen werden. Deshalb werden Grabstellen nicht aufgehoben, eingeebnet oder neu belegt. Stattdessen werden Verstorbene in größeren zeitlichen Abständen in mehreren Lagen übereinander bestattet.
Die Grabfelder auf jüdischen Friedhöfen sind dabei stets nach Osten ausgerichtet, da von dort der Erlöser erwartet wird. Wie der Grabstein gestaltet wird, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Zeitgeistes. Das einzige Kriterium bei der Anlage eines Grabs ist das Erfordernis, es so einzurichten, dass nicht über das Grab geschritten wird. Blumenschmuck gibt es auf jüdischen Gräbern erst seit jüngerer Zeit, ansonsten ist die Grabgestaltung schlicht gehalten. Jüdische Gräber werden auch nicht im üblichen Sinn gepflegt, sondern weitgehend sich selbst und dem Lauf der Natur überlassen. Sie sind häufig von Efeu oder anderem Grün überwuchert. Als Zeichen der Erinnerung legen Besucher der Gräber einen Stein auf den Grabstein. Dieser Brauch entstand in einer Zeit, als die Grabhügel noch aus Steinen aufgeschichtet wurden, und dient als Zeichen der Ehrerbietung und als Gruß an die Toten.
Für männliche Friedhofsbesucher ist es Pflicht, das Haupt zu bedecken, von Frauen wird ein tugendhafter Kleidungsstil erwartet.
Viele kommunale Gemeinden unterhalten jüdische Abteilungen auf ihren Friedhöfen oder separate jüdische Friedhöfe; oftmals bestehen auch private jüdische Friedhöfe, die unter der Obhut der jeweiligen jüdischen Gemeinde stehen. Die Friedhofsordnungen sehen vor, dass dort nur Angehörige der jüdischen Religion begraben werden dürfen. Liberale Gemeinden lassen jedoch auch die Bestattung nichtjüdischer Familienangehöriger zu, entweder bei ihren Familien oder auf einem separaten Platz.
Erdbestattungen sind die Regel, Feuerbestattungen finden nur unter besonderen Ausnahmeregeln statt. Angesichts der millionenfachen Verbrennung in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern wird Letztere heute kaum von Juden in Anspruch genommen.
Im Judentum folgt auf die Beerdigung des Toten eine Trauerzeit. Die erste Woche – die „Schiwa“ – ist die intensivste Trauerphase. In dieser Zeit sitzen die dazu Gekommenen auf niedrigen Hockern oder – wie ursprünglich üblich – schuhlos auf dem Boden. Alle Spiegel und Bilder im Hause werden verhängt, und das Haus wird von den Trauernden nicht verlassen. Währenddessen verzichten die Angehörigen auf so viele Dinge wie möglich, um sich ganz auf die Verarbeitung des Verlusts konzentrieren zu können. So arbeiten, baden, rasieren oder schminken sie sich nicht. Auch Geschlechtsverkehr oder das Lesen in der Thora sind verboten. Die Gemeinschaft übernimmt während der Trauerwoche tägliche Aufgaben wie das Kochen von Mahlzeiten oder Reinigen der Wohnung. Als Zeichen des bevorstehenden Neubeginns werden bei der ersten Mahlzeit der Familie nach der Beerdigung hart gekochte Eier serviert. Es ist auch üblich, dass Besucher nicht an die Tür klopfen oder die Klingel betätigen, sondern sich selbst in das Haus hineinlassen.
Die trauernde Familie wird regelmäßig von Mitgliedern der Gemeinschaft besucht und erhält so Trost aus dem Umfeld. Nach Ablauf der Trauerwoche verlässt die Familie gemeinsam die Wohnung. Dieses Ritual eines Spaziergangs durch die Straßen symbolisiert die Rückkehr aus der Schiwa. Mittlerweile begrenzen viele Juden die Trauerwoche aus pragmatischen Gründen allerdings auf einen Tag.
Nach der Schiwa folgt der „Schloschim“, der Trauermonat, in dem die Trauer noch immer, aber weniger stark zelebriert wird. Am Ende dieser 30 Tage findet eine Trauerfeier am Grab des Verstorbenen statt. Für enge Angehörige folgt nun noch für elf Monate eine weitere Trauerphase, deren zentrales Element das tägliche Beten ist. Nach den offiziellen Trauerzeiten wird die Trauer nicht länger nach außen zur Schau gestellt. Dennoch werden die Toten weiterhin geehrt und nicht aus dem Gemeindealltag verbannt. So wird jedes Jahr am Todestag für 24 Stunden ein Licht für den Verstorbenen angezündet.
Verwendete Quellen
Bestatterweblog: Bestattungen in verschiedenen Religionen und Kulturkreisen – Judentum 1, 2019, online verfügbar unter https://bestatterweblog.de/bestattungen-in-verschiedenen-religionen-und-kulturkreisen-judentum/ (Stand 01.04.2019).
Bestatterweblog: Bestattungen in verschiedenen Religionen und Kulturkreisen – Judentum 2, 2019, online verfügbar unter https://bestatterweblog.de/bestattungen-in-verschiedenen-religionen-und-kulturkreisen-judentum-2/ (Stand 01.04.2019).
Grollman, Earl A.: Judaism, in: Michael Brennan (Hrsg.): The A–Z of Death and Dying, Santa Barbara et al., 2014, S. 281–284.
Lichtner, Rolf/Christoph Bläsius: Bestattung in Deutschland – Lehrbuch, Düsseldorf 2007.
Mittag, Andrea: Bestattungsriten in den verschiedenen Religionen, in: Christina Forster/Barbara Rolf (Hrsg.): Das Bestatter-Handbuch. Sofort umsetzbare Konzepte und praktische Handlungsempfehlungen für das moderne Bestattungsunternehmen, Merching 2008.
Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V.: Informationsplattform Religion. Tod, Unterwelt, Auferstehung und Bestattung im Judentum, 2019, online verfügbar unter https://www.remid.de/tod-unterwelt-auferstehung-und-bestattung-im-judentum/ (Stand 01.04.2019).
Schindler, Ruben: The Jewish Way of Death, in: Clifton D. Bryant (Hrsg.): Handbook of Death and Dying, Thousand Oaks et al. 2003, S. 687–693.
Trauer.de: Jüdische Bestattungen, 2019, online verfügbar unter https://bestattungen.trauer.de/ratgeber/bestattungsrituale/juedische-bestattungen (Stand 01.04.2019).
Wikipedia: Jüdische Bestattung, 2019, online verfügbar unter https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Bestattung (Stand 01.04.2019).
Fußnoten:
Bei diesem Text handelt es sich um eine inhaltliche Zusammenfassung der am Ende des Beitrags angegebenen Quellen.
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