Pflasterflächen im öffentlichen Raum. Peter Nowotny
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Alle genannten Maßnahmen für einen verbesserten Abfluss von Regenwasser kosten mehr Zeit und Geld! Als Ergebnis dieser Mehrausgaben sind mittelfristige Gebührenanpassungen der Städte und Kommunen unausweichlich. Die Auswirkungen der Klimaveränderung treffen somit nicht nur die Leittragenden von Hochwasserschäden, sondern jeden einzelnen Bürger.
(15) Die Spülwageneinsätze zur Reinigung von Regenwasserkanälen müssen als Auswirkung der vermehrt auftretenden Starkregenereignisse intensiviert werden. Auch die Schmutzeimer und Sandfänge der Straßenabläufe erfordern eine Säuberung in verkürzten Abständen. (Bild: © Meino Heuer)
Nutzung großer Plätze als Retentionsflächen
Einen sehr hohen Nutzungsgrad haben städtische Freiflächen, die bei Starkregenereignissen für kurze Zeit geflutet werden können. Geeignet dafür sind öffentliche Parkplätze, Sport- und Spielplätze sowie Grünanlagen. Diese Flächen werden im Ausnahmefall eines Starkregens als Wasserrückhalt für eine kurze Zeit genutzt und können in besonders sensiblen Bereichen mit hohem Schadenspotenzial hergestellt bzw. eingerichtet werden. Diese so zweckentfremdeten Flächen müssen für ein Hochwasserereignis hergerichtet werden, evtl. durch Bordeinfassung oder als Muldenausbildung.
Kurzzeitig werden derartige Retentionsflächen für den starken Wasseranfall bei Extremniederschlag genutzt. Nach dem Starkregenereignis erfolgt dann eine zeitverzögerte Abgabe des Wassers an das öffentliche Entwässerungssystem. Eine wesentliche Einschränkung dieser Flächen als öffentliche Nutzfläche ist nicht zu befürchten. Besonders im städtischen Bereich können sie als alternative Notwasserfläche eine wichtige Funktion übernehmen.
Nach einem Starkregenereignis kann jedoch eine Sonderreinigung von Schlamm und Müll erforderlich werden. Aber dieser Umstand wäre durch die mögliche Verhinderung von Schäden durch eindringendes Wasser in Kellern, Wohnungen oder Geschäften leicht vertretbar. Geprüft werden müssen vor Einrichtung derartiger Flächen mögliche Nachteile für andere Bereiche. Die Gesamtlage ist zu überprüfen, mögliche Überflutungen an anderer Stelle wären nicht zielführend.
Stets sind auch Überlegungen hinsichtlich der Überflutungsgefährdung privater Flächen in die Pläne zur Herstellung derartiger Überflutungsflächen mit einzubeziehen. Das Vorhandensein von Rückstaueinrichtungen sollte in gefährdeten Bereichen nicht nur förmlich abgefragt, sondern auch vor Ort geprüft werden. Oft sind diese Anlagen im städtischen Raum alt und nicht mehr funktionsbereit. Nur ein Gesamtkonzept kann den größtmöglichen Nutzen bei plötzlich auftretenden Wassermassen durch Starkregen bringen.
Aus der Not geboren spielt in dicht bebauten Siedlungen oder städtischen Bereichen auch die Straße als überflutbare Retentionsfläche eine Rolle. In Regelwerken wird diese Möglichkeit bereits in Betracht gezogen. Unter dem Aspekt eines Notüberlaufs bei Starkregen bekommt diese Variante eine ganz neue Bedeutung, sind doch in dicht besiedelten Bereichen die Straßen der einzige zur Verfügung stehende Freiraum für eine relativ gefahrlose Überflutung. Mit Hochborden eingefasst und als Wanne ausgebildet können Straßenabschnitte schon eine gewisse Zeit Oberflächenwasser zurückhalten. Natürlich dürfen durch diese Wasseransammlungen private Bereiche nicht zu Schaden kommen. Es bedarf eine gezielte Planung, da im Ernstfall auch verkehrsrechtliche Einschränkungen in Kauf genommen werden müssen.
Bevor eine Straße jedoch zum Regenrückhaltebecken wird, sollten auch noch andere Maßnahmen ergriffen werden. So kann z. B. eine Ableitung des Wassers über oberirdische Flutrinnen, Notwasserwege über Fuß- und Radwege oder Mulden neben den Fahrwegen erfolgen. Meistens scheitern solche Ausweichmöglichkeiten an beengten Platzverhältnissen. Die Planung eines überflutbaren Straßenbereichs muss stets unter Abwägung der evtl. entstehenden Gefahrenlage in anderen Bereichen erfolgen. Auf keinen Fall dürfen durch die Flutung einer Straße neue Gefahren, wie z. B. durch die Fließgeschwindigkeit des Wassers, entstehen. Eine Straße als Wasserbecken kann aber eine Notlösung bei Starkregen zur Verhinderung von Vermögensschäden sein.
(16) Als Notwasserfläche eignen sich Straßenabschnitte, die als Mulde ausgebildet und mit Borden als Überlaufschutz hergerichtet werden können. Abzuwägen bleibt immer das Für und Wider durch Gefährdungen, die für andere Bereiche durch diesen Notspeicher entstehen könnten. (Bild: © Meino Heuer)
Neue Entwicklungen im Bereich der Entwässerungssysteme
Die sich häufenden Starkregenereignisse erfordern dauerhafte Lösungsansätze. Die Industrie hat bereits reagiert und erste neue Produkte bzw. Produktvarianten auf den Markt gebracht. Grundsätzlich geht es um die schnellere Beseitigung großer Wassermassen aus dem öffentlichen Raum in möglichst kurzer Zeit und größtmögliche Verhinderung von Hochwasserschäden im Allgemeinen. Dass dieses Ziel seinen Preis hat, ist klar. Allein größere Rohrdurchmesser verursachen bereits Mehrkosten. Eine Lösung für einen raschen Wasserabfluss sind Straßenabläufe mit einer schnelleren Wasseraufnahme. In technischen Versuchen wurden herkömmliche Straßenabläufe mit quer zur Fahrbahn verlaufenden Einlaufrosten gegen neue Straßenabläufe mit parallel zur Fahrbahn laufenden Rosten getestet. Die Wasseraufnahme dieser neuen Abläufe war wesentlich höher und somit effektiver als die herkömmliche Variante.
(17) Dieser Aufsatz 500 x 500 mm, Klasse D 400, wurde für erhöhte Wasseraufnahme bei Starkregenereignissen in Gefällestrecken entwickelt. Der Aufsatz entspricht der DIN EN 124-2, KIWA und hat eine Schlitzweite von 17 mm mit einem Einlaufquerschnitt von 1135 cm². Die Roste verlaufen parallel zur Gefällestrecke und gewährleisten einen schnellen Wasserabfluss. Das Überfahren mit Fahrrädern ist aufgrund der Wellenform der Roste problemlos möglich. (Bild: © MeierGuss System MEIDRAIN)
Mit dem schnelleren Transport des Wassers in den Straßenablauf stellt sich gleich die Frage des schnelleren Abflusses aus dem Straßenablauf in die Anschluss- bzw. Hauptleitung. Als gängige Anschlussgröße werden bislang Rohre mit einem Durchmesser von 150 mm eingebaut. Auf dem Markt gibt es bereits Bodenteile mit einer 200 mm großen Anschlussöffnung, z. B. für Bergabläufe. Ohne sehr große Mehrkosten könnte somit das Wasser schnell in und aus dem Straßenablauf herausgeleitet werden. Ein weiteres Hindernis für den Wassertransport sind die Leitungen zwischen Ablauf und Hauptleitung. Der Anschluss der Abläufe erfolgt in herkömmlicher Bauweise über einen Abzweiger in der Hauptleitung. Oftmals werden sogar mehrere Abläufe in einer Anschlussleitung zusammengeführt. Ein direkter Abschluss an den Schacht würde auch hier für höhere Entwässerungsgeschwindigkeit sorgen. Der Schacht sollte statt des üblichen Durchmessers von 1.000 mm einen Durchmesser von 1.500 mm haben und mit einem Sandfang ausgestattet werden.
Erfolgt dann zusätzlich in kritischen Bereichen noch eine Kopplung mit einem neu auf dem Markt angebotenen Retentionsrohr zur schnellen Wasseraufnahme und zeitverzögerten Abgabe, kann mit moderatem finanziellen Aufwand der drohenden Gefahr großer Wassermassen entgegengewirkt werden. Auf die Planer von Entwässerungsanlagen kommen viele Neuheiten in Bezug auf Starkregen zu, die richtige Lösung wird sich aber immer nach den örtlichen