Ein König und seine Frauen. Walter Brendel

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Ein König und seine Frauen - Walter Brendel

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einem Schlag lag jetzt die Zukunft seiner Dynastie in den Händen seines Sohnes Heinrich, der dafür nie erzogen worden war. Man darf nicht vergessen, dass Heinrich VII. alles auf Arthur gesetzt hatte, der in der Kunst des Regierens ausgebildet wurde. Jetzt richteten sich alle Augen auf dem Reserveprinz, den verwöhnten Heinrich. Sollte dieser kleine Junge jemals König werden?

      Zehn Jahre lang hatte Heinrich Tudor seinen jüngeren Sohn praktisch ignoriert. Doch jetzt musste der kalte Vater-König den Versuch unternehmen, den sorglosen Prinzen zu seinem klugen Ebenbild zu formen.

      Trotz ihrer Differenzen ließ sich alles zunächst gut an. Sofort nach Arthurs Tod begannen Verhandlungen mit Katharinas Vater, um sie an den neuen Thronfolger zu transferieren. Heinrich selbst schien einzuwilligen. Eine schöne spanische Prinzessin zu heiraten, gefiel ihm sehr. Der nächste Schritt seines Vaters kam bei Heinrich ebenfalls gut an. Es kamen mehr Männer in das Gefolge des nun Elfjährigen. Dieser war froh, nun ein paar Männer um sich zu haben. Identifikationsfiguren, den er nacheifern konnte.

      War dies alles bei seinem Sohn hoch willkommen, zeigte Heinrich Tudor allerdings sein wahres Gesicht kurz darauf. Boten des Königs brachten im Februar 1503 eine furchtbare Nachricht. Seine Mutter Elisabeth war gestorben. Da sein Vater ihm nicht persönlich vom Tod seiner Mutter unterrichtet hatte, musste den jungen Prinzen sehr verletzt haben. Von da an sollte sich die Beziehung der beiden verschlechtern.

      Die Nachricht vom Tod seiner Mutter wurde ihm auf so unpersönliche Weise überbracht und das sprach Bände über ihre Beziehung und zeigte, wie fremd sich Vater und Sohn waren. Ein Gemälde ist das Einzige, was Heinrichs Verletzbarkeit zeigte. Weinend über das Bett gebeugt, trauert er um seine Mutter.

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      Elisabeths Tod bedeutete allerdings auch, dass Heinrich Tudor keine Erben mehr zu erwarten hatte. Seine Furcht um den Fortbestand der Tudors identifizierte das nur und die Aufmerksamkeit, die er Heinrich entgegenbrachte. Plötzlich wird jeder Schritt des Thronfolgers kontrolliert, ist er von Männern umgeben, die ihn gängeln und mit der Vorbereitung auf sein Regierungsamt langweilen. Doch wie Heinrich VII. bald herausfinden sollte, hatte sich der Prinz längst an ein sorgenfreieres Leben gewöhnt.

      Alles ruht nun auf diesen einzigen Sohn. Die ganze Dynastie. Alles, wofür Heinrich VII. gekämpft hat, ruht auf dem Kind. Heinrich Tudor fühlt sich zu dieser Zeit wohl verwundbarer, als je zuvor. Seine Welt entgleitet ihm und Prinz Heinrich, der zukünftige Heinrich VIII. bedeutet jetzt alles. Sein Sprössling sollte bald mehr Aufmerksamkeit bekommen, als ihm lieb war.

      Als Heinrich mit 13 Jahren mündig wird, weißt sein Vater ihn an, seinen bisherigen Wohnsitz zu verlassen und an den Hof in Richmond Palace zu kommen.

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      Richmond Palace

      Von diesem einst prächtigen Palast, den Heinrich Tudor nach seiner Thronbesteigung erbaute, ist heute nur noch das Torhaus erhalten. Hier wohnten Vater und Sohn zum ersten Mal in ihrem Leben Tür an Tür zusammen. Für beide hätte es nun die Gelegenheit gegeben, einander näher zu kommen. Aber anstatt seinen Sohn Wärme und Trost nach dem Tod der Mutter zu schenken, konzentrierte sich Heinrich Tutor auf den Fortbestand der Dynastie.

      Die gegensätzlichen Charaktere treten immer deutlicher zutage. Heinrich VII. war ein sehr gewissenhafter und umsichtiger Administrator. Ein strenger, sorgfältiger König mit sehr viel Liebe zum Detail. Persönlich hat er Rechenschaftsberichte unterzeichnet. Sein Sohn aber war das glatte Gegenteil, ein Angeber, der Anerkennung suchte. Der Prinz hatte eine kurze Aufmersamkeitsspanne. Ordentliche Verwaltungsarbeit fand er langweilig.

      Prinz Heinrich und seine Vater sind so verschieden, wie Tag und Nacht. Unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Man fragt sich, ob sie sich überhaupt gegenseitig gemocht haben. Prinz Heinrich hatte aus seiner Perspektive nicht nur mit seinen Vater zu kämpfen, sondern auch mit dessen Ratgebern. Unter ihnen Sir Richard Empson und Sir Edmund Dudley, die für Steuern und Finanzen zuständig waren. Unnötig zu sagen, dass man sich nicht besonders gut verstand. Für Historiker gelten sie als dunkle Gestalten. Der eine ist Anwalt und der andere Beamter eines Londoner Verwaltungsbezirks. Beide zeigen sich überaus geschickt darin, Geld aus der Stadt, den Bürgern und den Hochadel herauszupressen.

      Beide haben sich unbeliebt gemacht, als Steuereintreiber, als Vollstrecker königlicher Regeln. Sie knöpften der ohnehin schon gebeutelten Bevölkerung jeden einzelnen Groschen ab. Es gibt viele Steuereintreiber in der englischen Geschichte, die sich bei der Bevölkerung extrem unbeliebt gemacht haben.

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      Sir Richard Empson (links), mit Heinrich VII. und Sir Edmund Dudley.

      Prinz Heinrich weiß, wie wichtig sie sind, aber er weiß auch, dass sie eine Menge Leute sehr verärgert haben. Der Kontakt mit Empson und Dudley gab Heinrich Einblick in weniger erfreuliche Aspekte der Herrschaft seines Vaters. Allerdings hat Heinrich Tudor seinen Sohn auch mit einem Mann bekannt gemacht, der mehr nach dem Geschmack des Thronfolgers war. Einer der jungen Männer, die sein Vater mit Heinrichs Betreuung beauftragte, war Charles Brandon, sieben Jahre älter als der Thronfolger. Er ähnelte aber Heinrich so sehr, dass man Charles Barstadtbruder von Heinrich nannte. Rasch wurde er zu einem Favoriten des Thronfolgers.

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      Charles Brandon

      Charles Brandons Vater war Fahnenträger in der entscheidenden Schlacht von Bosworth gewesen und hatte sein Leben im Dienst Heinrich Tudors verloren. Heinrich Tudor war überzeugt, dass Charles loyal zu ihm stand und seiner Gunst würdig sei und so stellte er ihm als Vorbild an die Seite des jungen Prinzen.

      Charles Brandon war allerdings nicht der Mann, für den ihn Heinrich VII. ihn gehalten hatte. Vielleicht war dem König nicht klar, was für ein Typ Charles Brandon war. Er war ein Raufbold, ein Trinker, ein Schürzenjäger und vermutlich hatte er das, was man einen unheilvollen Einfluss auf junge Prinzen nennen konnte. Er war der Busenfreund des jungen Heinrich. Heinrich Tudor sollte noch feststellen, mit wem er seinen hoffnungsbeladenen Sprössling zusammen gebracht hatte. Sein Sohn jedenfalls war von so einer anrüchigen Gesellschaft nicht schockiert. Ganz im Gegenteil. Heinrich vergötterte Charles.

      Wie der Sohn mit einem dominant agierenden Vater wollte Heinrich rebellieren. Er war sicherlich auch frustriert, dass er jetzt von seinen Vater und dessen Ratgebern bevormundet wurde und zwar aus seiner Sicht nur, weil sein Bruder gestorben und er der künftige Thronerbe war. Schon bald blieb Heinrich mit Brandon und den anderen jungen Männern des Hofes auf, trank und tanzte. Leider bekam sein Vater bald Wind davon. Er und seine Minister beendeten darauf die Aktivitäten des Prinzen und seiner Favoriten.

      Charles sollte jedoch eine Schlüsselrolle im Leben des zukünftigen Herrschers spielen. Das erstickende Protagonistmus seines Vaters erreichte seinen Höhepunkt, als er Prinz Heinrich das lebensgefährliche Lanzenstechen untersagte. Heinrich, der sehr gut darin war, wollte bewusst dieses Risiko eingehen. Darum das väterliche Verbot. Arthur hätte getan, was ihm gesagt wurde, wäre einsichtig gewesen, aber Heinrich ist viel temperamentvoller als sein Bruder.

      Und dann Katharina von Aragon. Heinrich Tudor beabsichtigte, Katharina selbst zu heiraten, um sich ihre Mitgift zu sichern. Prinz Heinrich war noch zu jung. In diesen Jahren wurde Heinrich Tudor bei seinem Volk immer unbeliebter. Von der Beliebtheit seines Sohnes ganz zu schweigen. Man freute sich auf eine Zukunft ohne ihn. Den 16jährigen Prinzen sah man längst als Hoffnungsträger an. Er präsentierte eine junge majestätische Alternative

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