Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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Südreich gelingt – deportiert und damit in alle Winde verstreut, während im Gebiet des früheren Staates „Israel“ nach biblischer Darstellung eine „neue“ Bevölkerung aus einem anderen Teil des assyrischen Reiches angesiedelt wird.

      Im Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem, die zugleich den wichtigsten Tempel dieses Landesteiles enthält und somit politisches und religiöses Zentrum zugleich ist, etabliert sich eine einzige Dynastie, die sich in der familiären Sukzession des Königs David versteht. Dieses „Haus Davids“ behält dort die Macht während der verschiedenen Stadien der Vasallität, d.h. der Abhängigkeit vom neubabylonischen Reich, das nach dem Niedergang der Assyrer deren politische und militärische Nachfolge angetreten hatte. Wie bei den Assyrern führt auch bei den Neubabyloniern die Politik der wirtschaftlichen Ausbeutung und stufenweisen Kolonisierung letztlich zu einer Einverleibung der Kleinstaaten der Region nunmehr in das babylonische Reich. Den Staat Juda und seine Hauptstadt Jerusalem ereilt dieses Schicksal 587/6 v. Chr. Wie schon der erste Feldzug Nebukadnezzars gegen Jerusalem zehn Jahre zuvor, so endet auch dieser zweite mit einer Deportation. Diesmal wenden sich diejenigen, die flüchten können, nach Ägypten. Anders als die Assyrer deportieren die Neubabylonier jedoch lediglich die Oberschicht des unterworfenen Landes – zu der besonders auch hochqualifizierte Handwerker zählen – in ihre Hauptstadt, in der sie die unterschiedlichen Fachleute für ihre eigenen Zwecke ansiedeln; und sie verzichten darauf, das eroberte Territorium mit „fremden“ Bevölkerungsteilen wieder zu besiedeln. Allerdings dürfte die Vorstellung, das Land sei ab dem Exil „leer“ gewesen und geblieben, auch ideologische Züge haben und nicht völlig der Realität entsprechen. Mit der Eroberung Jerusalems und der Deportation nach Babylon endete die eigenstaatliche, politische Selbständigkeit für die Menschengruppe, die später die Texte des AT hervorbringen sollte.

      Erstaunlicherweise und ganz anders als bei allen anderen Völker der Region, die dasselbe Schicksal erfuhren, gelingt es dieser Gruppe jedoch, ihre historische Erfahrung in ihr Symbolsystem zu integrieren und dieses damit durch die Katastrophe des Untergangs hindurch zu bewahren. Auf diese Weise wandelt sich diese Gruppe von einer politischen Gemeinschaft zu einer religiösen Gemeinde. Dieser Prozess der Transformation beginnt mit dem Exil. Das Exil endet mit der Rückkehrmöglichkeit der in Babylon lebenden Judäer unter der Herrschaft des Perserkönigs Kyros II. (2. Hälfte des 6. Jh.s v. Chr.; WEIPPERT 2010, 439). Obwohl der Jerusalemer Tempel wieder aufgebaut werden kann und bis zu seiner endgültigen Zerstörung durch die Römer 70 n. Chr. das religiöse Zentrum der judäisch/jüdischen Gemeinde bleibt, wird seine Bedeutung doch relativiert durch die Tora, die das Leben dieser Gemeinschaft nach dem Exil wesentlich regelt und die letztlich die Grundlage für ihr Gottesverhältnis bildet. Der Fokus des antiken Judentums, das nun die alttestamentlichen Texte weitergibt, liegt trotz durchaus vorhandener Bestrebungen zu einer Staatsgründung und der Einsetzung eines Königs doch auf theologisch-religiösem Gebiet. Hier bilden sich nun endgültig ein strikter Monotheismus und eine bildlose Gottesverehrung heraus. Parallel findet aber auch eine Annäherung an die nacheinander vorherrschenden Kulturen der Perser und der Griechen statt. Während erstere mit dem Zoroastrismus ebenfalls eine monotheistische und von einem abstrakten Gottesbild geprägte Religion vertraten, bereicherten letztere die Vorstellungswelt der späten Schriften des AT durch eine Reihe von Dämonen, Engeln und Zwischenwesen. Auch der Einfluss griechischer Philosophie wird in manchen alttestamentlichen Texten spürbar.

      In hellenistischer Zeit entsteht in Alexandria eine griechische Übersetzung der heiligen Schriften des Judentums. Der Legende zufolge, die der Aristeasbrief überliefert, wurde diese Übersetzung von 70 Gelehrten in 70 Tagen parallel aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt, sie wird darum die „Septuaginta“ genannt. Am Ende dieser 70 Tage stellte sich nach der Legende heraus, dass alle 70 Übersetzungen gleich gewesen seien. Die Legende versucht der griechischen Übersetzung den Status besonderer göttlicher Inspiration zu verleihen.

      Die Septuaginta enthält einige Schriften, die im Kanon der Hebräischen Bibel nicht enthalten sind, unter anderem Schriften, die von Anfang an in griechischer Sprache verfasst waren, wie z.B. die Sapientia Salomonis. Dieser weitere Kanon der Septuaginta liegt auch den späteren lateinischen Übersetzungen, besonders der Vulgata, zugrunde, die in der katholischen Kirche grundlegender Bibeltext wurde. Dies ist der Grund für den unterschiedlichen Umfang katholischer (auf dem Septuagintakanon beruhender) und evangelischer (den Kanon der Hebräischen Bibel zu Grunde legender) Bibelübersetzungen. Die Septuaginta erlangte im Judentum zunächst hohes Ansehen, doch bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. hatte sich im Judentum der engere Textumfang des hebräischen Textes letztlich als verbindlich durchgesetzt (SCHÖPFLIN 2009). Die vielfältigen theologischen Ansichten, die im Laufe der Geschichte zwar nacheinander, in der Diskussion aber durchaus auch nebeneinander bestanden, sind in den Texten des AT gespiegelt. Deshalb zeichnet sich das AT eben nicht durch dogmatische Einlinigkeit aus, sondern viel eher durch ein breites Spektrum an Deutungen der erfahrenen Wirklichkeit.

      4 Literatur

      ALT, Albrecht (1944): Der Rhythmus der Geschichte Syriens und Palästinas im Altertum, in: M. Noth (Hrsg.) (1968): Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel von Albrecht Alt III, München, 1–19.

      BUTZER, Günter; JACOB, Joachim (Hrsg.) (2008): Metzler Lexikon literarischer Symbole, Stuttgart/Weimar.

      DAEMMRICH, Horst S.; DAEMMRICH, Ingrid (1987): Motiv, in: dies.: Themen und Motive in der Literatur. Ein Handbuch, Tübingen.

      DONNER, Herbert (32000): Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen 1. Das Alte Testa ment Deutsch Erg. IV/1, Göttingen.

      DONNER, Herbert (32001): Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen 2. Das Alte Testament Deutsch Erg. IV/2, Göttingen.

      FRENZEL, Elisabeth (102005): Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte, Stuttgart.

      FRENZEL, Elisabeth (62008): Motive der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte, Stuttgart.

      GERTZ, Jan Christian (Hrsg.) (32009): Grundinformation Altes Testament. Eine Einführung in die Literatur, Religion und Geschichte des Alten Testaments, Göttingen.

      GERTZ, Jan Christian; SCHMID, Konrad; WITTE, Markus (Hrsg.) (2002): Abschied vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, Berlin/New York.

      GRABNER, Hermann (222001): Allgemeine Musiklehre, Kassel/Basel/London/New York/Prag.

      HAVERKAMP, Anselm (Hrsg.) (21996): Theorie der Metapher, Darmstadt.

      NOTH, Martin (71969): Geschichte Israels, Göttingen.

      ROFÉ, Alexander (2009): Introduction to the Literature of the Hebrew Bible, Jerusalem.

      SCHÖPFLIN, Karin (2009): Kanon, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet: www.wibilex.de (Zugriffsdatum 11.12.2012).

      SKA, Jean-Louis (2006): Introduction to Reading the Pentateuch, Winona Lake.

      WEIPPERT, Manfred (2010): Historisches Textbuch zum Alten Testament, Göttingen.

      ZENGER, Erich (72008): Einleitung in das Alte Testament mit einem Grundriss der Geschichte Israels von Christian Frevel, Stuttgart.

       Jutta Krispenz

      Stichwörter

      → Ägypten

      Ahnfrau → Gefährdung

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