Natürliche Arzneien. John Wesley
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1726 gründete Johns Bruder Charles mit zwei Mitstudenten in Oxford den Holy Club, der sich dem vertieften geistlichen Leben verschrieb. Nachdem John sich ihnen angeschlossen hatte, avancierte er rasch zum Leiter der Gruppe. Sie studierten täglich drei Stunden das Neue Testament, fasteten zweimal wöchentlich, besuchten Gefangene, Kranke und Arme und spendeten alles Geld, das sie nicht unbedingt zum Lebensunterhalt brauchten. Wegen ihres methodisch geführten Gemeinschaftslebens wurde die Gruppe spöttisch Methodisten genannt.
Zwei Jahre nach der Gründung des Holy Club erhielt John die Priesterweihe und wirkte als Dozent am Lincoln College der Oxford University, bevor er 1735 mit seinem Bruder für zwei Jahre als Missionar nach Georgia überschiffte.
Der Einfluss des Methodismus in Amerika ist bis heute ungebrochen und hat die Entwicklung des Landes maßgeblich geprägt. Die Tatsache, dass die methodistischen Wanderprediger in entlegenen Gebieten neben ihrer seelsorgerischen Tätigkeit auch ärztliche Aufgaben zu erfüllen hatten veranlasste John Wesley schließlich zum Verfassen des vorliegenden Werkes. Insbesondere die mitfühlende Annäherung an die Patienten in der traditionellen Osteopathie Andrew Taylor Stills (1828 – 1917), dem Sohn eines der aktivsten Methodisten-Prediger Amerikas, dürfte zumindest teilweise auf das Gedankengut Wesleys zurückgehen.
Zurück in England intensivierte er seine evangelistische Tätigkeit. Er soll insgesamt 40.000 Predigten gehalten haben, oft vor Tausenden von Zuhörern.
John Wesley hatte zudem eine ausgeprägte Neigung zur sozial-diakonischen Tätigkeit. Er kämpfte für Reformen im Gefängniswesen und für die Abschaffung der Sklaverei, richtete Volksbibliotheken ein, sammelte Geld zum Aufbau von Schulen, richtete Darlehenskassen zur Selbsthilfe ein und kümmerte sich ferner um die Volksgesundheit, indem er eine Poliklinik und Armenapotheken gründete, Bücher über Volksmedizin verfasste und die sanfte Elektrotherapie einführte. Wesley hielt die Elektrizität dabei für die ‚Seele des Universums‘, für eine Art Feuer, das das Blut im menschlichen Körper in Wallung bringt. Er glaubte zudem fest an Gespenster und sah im Geisterglauben einen Beleg dafür, dass die menschliche Seele unsterblich sei. Seine Sozialwerke finanzierte er aus dem Erlös seiner Schriften, während er selbst sehr sparsam lebte.
John wesley starb am 2. März 1791 in London.
KERNPUNKTE DER THEOLOGIE WESLEYSi
Weder ein starres Kirchenritual noch frommes Leben und gute Taten allein machten nach Ansicht der Methodisten den wahren christlichen Glauben aus, sondern bewusste innere Umkehr (Buße) und Wiedergeburt aufgrund der Rechtfertigung durch Jesus Christus. Heiligung ist für die Methodisten kein erreichter Zustand sondern ein Ziel, verstanden als ein fortgesetztes Wachstum in der Liebe zu Gott und den Mitmenschen (für die Methodisten gibt es das eine nicht ohne das andere). Evangelisation ist ebenso wie Diakonie eine natürliche Folge dieser wachsenden Liebe, und sind für die Methodisten untrennbar verbunden.
i Quelle: www.wikipedia.org, 2014.
DIE BEDEUTUNG DES VORLIEGENDEN WERKES
Natürliche Arzneien ist eines von vielen medizinischen Hausmittel-Büchern, die v. a. seit der Erfindung des Buchdrucks so beliebt waren, dass ihre Gesamtauflagen sogar jene der Bibel übertrafen. Zumeinst handelte es sich um tradiertes Erfahrungswissen, das üblicherweise die Maßnahmen der ‚heroischen‘ (universitären) Medizin – Aderlass, Brechmittel, Alkohol und Skalpell – ergänzten.
Bei John Wesleys Natürliche Arzneien sollte man sich zudem immer wieder daran erinnern, dass es ursprünglich für seine Wanderprediger (circuit rider) geschrieben wurde. Körperärztliche Medizin wurde damit eingebettet und immer im Kontext mit der primären seelsorgerischen Tätigkeit praktiziert. Bedenkt man dies, fällt auf, dass im vorliegenden Buch nur sehr dezente Hinweise auf spirituelle bzw. metaphysische Kontexte zu finden sind. Die mag der Tatsache gschuldet sein, dass der allumfassende Einfluss der römisch-katholischen Kirche im seelsorgerischen Bereich den griechischen, an der Gesundheit orientierten (salutogenetischen) und der Natur dienenden Idealarzt der Antike, welcher zugleich Körperarzt, Seelsorger und Philosoph war, zum rein körperärztlichen Fachmann degradierte. Erst seit der Renaissance und der daraus erwachsenen Aufklärungsbewegung sollte es zu einer Aufweichung dieser strikten Trennung kommen.
Da die seit der Renaissance v. a. durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse zunehmenden kirchlichen und weltlichen Reformbewegungen v. a. im freidenkerischen Umfeld der Vereinigten Staaten von Amerika im 18. und 19. Jahrhundert besonders gut gediehen, konnten Seelsorger auch unbehelligt Medizin praktizieren. Dies auch deshalb, da sich gerade in den entlegenen Gebieten des Grenzlandes im Westen kaum reguläre Ärzte niederließen und dieser Engpass Präsident Andrew Jacksons (1767 – 1845) zu einem Erlass erwog, der es auch Laien erlaubte im Lehrverfahren das medizinische Handwerk zu erlernen und auszuüben zu dürfen.
So kam es also, dass Natürliche Arzneien – eigentlich ein körperärztliches Handbuch – in den Satteltaschen der methodistischen Wanderprediger als treuer Wegbegleiter immer mit dabei war. Einer der berühmtesten Vertreter dieser Zunft war Abram Still (1796 – 1867), der Mitte des 19. Jahrhunderts überwiegend in den gerade entstehenden Staat Missouri und Kansas tätig war. Ihm zur Seite stand sein Sohn, Andrew Taylor Still (1828 - 1917), der spätere Entdecker der Osteopathie, der seine medizinische Grundausbildung im eben genannten Procedere bei seinem Vater erhielt. So überrascht es nicht, dass der ethische Kern von Stills Klassische Osteopathie, vollkommen entgegen der orthodoxen bzw. ‚heroischen Medizin‘ der universitären Medizin jener Zeit, einen tatsächlich ganzheitlichen Ansatz verfolgte, salutogenetisch orientiert war und sich stets im Dienst der Natur/Schöpfung verortete bzw. primär auf das Wohl der Menschheit ausgerichtet war. Lesen wir bei John:
„Die Liebe Gottes, das über allem stehende Heilmittel sämtlicher Beschwerden, verhindert sämtliche Störungen, die durch menschliche Gefühle und Leidenschaften ausgelöst werden, denn Sie sorgt dafür, dass diese Leidenschaften in einem gesunden Gleichgewicht gehalten werden. Und durch die unbeschreibliche Freude und perfekte Ruhe, Gelassenheit und Ausgeglichenheit, die Gott den Menschen gibt, bleibt die Liebe Gottes die kraftvollste Quelle für Gesundheit und ein langes Leben.“ (s. in Wesley nachfolgendem Vorwort, S. xiii)
Hier wird der Mensch einer höheren Intelligenz untergeordnet, der Fokus liegt auf der Ressource der Gesundheit (salutogenetisch) und das Wirken in Richtung Gesundheit obliegt einer inherenten Interaktion metaphysisch-pyhsischer Prozesse. Dies ist ein klarer Widerspruch zum ‚Gesund-Machen‘, so wie dies von allen nicht-naturheilkundlichen, d. h. pathogenetischen Ansätzen propagiert wird.
Natürliche Arzneien ist somit aus medizinhistorischer Sicht ein wichtiges Dokument und bedeutender Baustein im Gebäude des Paradigmawechsels weg von der heroischen mechanistsichen und hin zu einer im idealärztlichen Sinn der Antike zu definierenden tatsächlich ganzheitlich orientierteren Medizin.
ZUR GESTALTUNG DES BUCHS
Gegenüber dem Original wurden einige kleinere Änderungen im Layout vorgenommen, um die Lesbarkeit des Inhalts zu verbessern. So wurde auf die ursprüngliche Druchnummerierung der einzelnen Anwendungen verzichtet. Des Weiteren wurden die einzelnen Beschwerdebilder mit Paragraphen gekennzeichnet und in einem systematischen Index am Ende des Buchs nochmals übersichtlich aufgelistet. Zudem finden Sie ebenfalls am Ende des Haupttextes ein ergänzendes Glossar, in dem viele der heute unbekannten Mittel und Begriffe erläutert werden.
ABSCHLIESSENDE EMPFEHLUNG
Natürliche Arzneien ist ein Handbuch für Laienärzte aus dem späten 18. Jahrhundert. Viele der vorgefundenen