Die kleine Insel unserer Fantasie (Band 2). Susanne Zeitz

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Die kleine Insel unserer Fantasie (Band 2) - Susanne Zeitz

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ich muss es sagen,

      liebe ich an allen Tagen!

      Kinkerlitzchen groß und klein

      bereiten mir ein leichtes Sein.

      Firlefanz, mein Lieblingswort,

      trage ich an diesen Ort,

      dass es flittrig, glitzernd schwebe

      und uns aus dem Alltag hebe.

      Das Mädchen mit dem Kaleidoskop

      Es war einmal eine große, graue Stadt, die aus vielen schmalen Gassen und langen Straßen bestand. Die Häuser standen eng und hoch nebeneinander und machten es der Sonne schwer, ihr Licht und ihre Wärme zu verschenken.

      So gab es hier keine Bäume und die wenigen Blumen, die am Straßenrand wuchsen, waren mickrige Wesen mit geringer Strahlkraft.

      Die Menschen, die in dieser Stadt lebten, verließen des Morgens das Haus und eilten geduckt, die Köpfe zwischen hochgezogenen Schultern und aufgestellten Mantelkragen versteckt, zur Arbeit in die große Fabrik. Abends geschah dasselbe, nur in die andere Richtung. Selten bemerkte man ein Lächeln oder hörte ein lustiges Grüßen.

      Die Fabrik hatte die Freude und die Lebendigkeit der Menschen mit ihrem Ruß dunkelgrau übermalt.

      Doch eines Tages geschah etwas Außergewöhnliches, etwas, das die Menschen aus ihrem Alltagstrott aufrütteln sollte!

      Ein kleines Mädchen zog in eine der dunklen Gassen. Seine Eltern hatten hier endlich Arbeit gefunden. Während nun Vater und Mutter jeden Morgen in die Fabrik eilten, war das Kind auf sich allein gestellt. Da es sich zuhause langweilte, lief es durch die Straßen und erkundete die neue Umgebung.

      Das kleine Sonnenkind bemerkte sehr schnell, dass hier die Liebe und die Leichtigkeit unter den Menschen verloren gegangen waren. Es spürte ihre Traurigkeit und nahm sich vor, dieser Stadt wieder Freude zu bringen.

      So ging es nun jeden Tag durch die dunklen Gassen und sang mit seiner hellen und reinen Stimme Lieder von der Liebe, vom Blühen der Bäume und vom Rauschen der Bäche.

      Die Menschen reagierten sehr verschieden auf diese neuen Töne.

      Einige waren irritiert, andere bekamen regelrecht Angst und schlugen schnell ihre Fenster zu. Sie versuchten, das Kind zu vertreiben und warfen sogar mit Steinen nach ihm.

      Doch das kleine Mädchen ließ sich nicht beirren. Es sang mit solch einer Liebe und Innigkeit, dass sich die Herzen seiner Mitmenschen immer mehr öffneten. Immer häufiger geschah es, dass sie ihre Fenster weit öffneten, aus ihren Häusern kamen und das Kind auf seinen Wegen durch die Stadt begleiteten.

      Der kleine Platz vor dem Wohnhaus des Kindes wurde allmählich zu einem Treffpunkt. Immer mehr Arbeiter kamen nach Fabrikschluss vorbei. Ein kleines Abendritual. Feierabend und Gesang. Mit frohen Herzen gingen sie anschließend nachhause.

      Es gab aber noch etwas anderes, das die Menschen in ihren Bann zog und das sich wie ein Lauffeuer unter ihnen verbreitete: Das Kind besaß ein kleines, magisches Kupferrohr. Durch dieses ließ es die Menschen schauen und eröffnete ihnen damit einen Blick in wunderschöne, geheimnisvolle Welten.

      Mal sahen sie hell glitzernde Kristalle in allen Farben, mal funkelten Diamanten. Durch Bewegung und Drehung des Rohres entstanden die schönsten Blüten, dann wieder Mosaike wie aus Tausendundeiner Nacht.

      Das Kind ließ jeden durch das geheimnisvolle Rohr schauen und erzählte von buntblühenden Wiesen, wo die Elfen in Vollmondnächten ihre Feste feierten und auf denen sich die prächtigsten Vögel zu ihren Balztänzen trafen. Sie berichtete von türkisfarbenen Libellen, die wie kleine Hubschrauber über rosarote Seerosen schwirrten und von grünen Fröschen, die eine goldene Krone trugen.

      Das Mädchen führte die Menschen in das Reich der Fantasie und der Farben und machte sie wieder froh.

      Die Stadt blieb zwar grau, doch seine Einwohner veränderten sich.

      Das Kind hatte ihnen ihre Träume wiedergegeben.

      Das geheimnisvolle Rohr wurde nachgebaut und in der ganzen Stadt verteilt.

      Wenn die Menschen dem Grau des Alltags für einen Moment entfliehen wollten, dann genügte oft schon ein kurzer Blick in das Rohr.

      Sie nannten es Kaleidoskop.

      In unserer modernen Zeit ist es leider ein wenig in Vergessenheit geraten.

      Doch wer sich für dieses kleine, magische Rohr interessiert, soll seinen Wunsch einfach in die Weite des Himmels senden und darauf vertrauen, dass das Kaleidoskop den Weg zu ihm findet.

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