Leben 2.0. Elí Diez-Prida
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• Im Rahmen einer „Zeitbudget-Forschung“ wurde vor einigen Jahren u. a. ermittelt, wie lange ein durchschnittliches deutsches Paar täglich über persönliche Dinge spricht. Ich musste über das Ergebnis staunen: zwei Minuten! Kein Wunder, dass so viele Ehen scheitern. Täglich zwei Minuten Gespräch über persönliche Dinge – das reicht für keine Beziehung. Selbst Katzenbesitzer bringen es auf mehr Zeit: Sie sprechen im Schnitt zwölf Minuten täglich mit ihren Lieblingen.
Der bekannte Trendforscher Matthias Horx schreibt diesbezüglich: „Beziehungsarbeit ist inzwischen anstrengender als Karrieremachen. Zwischen Männern und Frauen, so scheint′s, entwickelt sich ein Dauerclinch, der unser Alltagsleben zu vergiften droht.“
Damit es nicht so weit kommt, scheint mir sehr wichtig zu sein, dass beide Partner die Unterschiede zwischen Mann und Frau auf dem Gebiet der Kommunikation berücksichtigen.
70 bis 80 Prozent der Frauen, die eine Beratung aufsuchen, geben die gestörte Kommunikation in ihrer Ehe als Hauptproblem an: „Mit meinem Mann kann ich überhaupt nicht reden!“ „Ich könnte platzen, wenn er stundenlang schweigt!“
Reinhold Ruthe, Psychotherapeut und Eheberater, bringt es so auf den Punkt:
• Frauen wollen reden, Männer klären die Dinge mit sich selbst.
• Frauen wollen Austausch, Männer können sehr gut schweigen.
• Frauen wollen sich mitteilen, Männer sprechen am liebsten über Sachprobleme.
• Frauen leiden mehr unter Einsamkeit, Männer haben Schwierigkeiten, Gefühle zuzulassen.
Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, dass beide Partner sich bemühen, die Gefühls- und Gedankenwelt des Anderen zu verstehen: Wer sich in den Anderen nicht einfühlen kann, versteht ihn nicht, bejaht ihn nicht, liebt ihn nicht. Er geht von sich aus. Er glaubt, der Andere müsse fühlen, denken und reagieren wie er. Das ist ein fundamentaler Irrtum. Wir alle sind grundverschieden. Unsere Beziehungen können nur verbessert werden, wenn wir auf den Anderen zugehen und seine Wert- und Lebensvorstellungen ernst nehmen.
Wie kommt es, dass viele nicht mehr miteinander reden?
Ich denke an Julia und Rolf: Wie ist es möglich, dass Menschen, die einander versprochen haben, sich zu lieben und zu ehren, plötzlich tage-, wochen- oder monatelang nicht mehr miteinander reden? Oder an Frau Walter: Wie ist es möglich, dass ein Vater 20 Jahre lang kein Wort mit seiner Tochter spricht?
Es gibt menschliche Reaktionen und Verhaltensweisen, die man nur schwer oder kaum mit logischen oder wissenschaftlichen Erklärungen begründen kann. Unser Innerstes bleibt letztlich ein Rätsel. In Bezug auf die Ursache habe ich aber durch meine Beschäftigung mit der Bibel herausgefunden: Die Schwierigkeiten in der zwischenmenschlichen Kommunikation fingen an dem Tag an, als es beim ersten Menschenpaar zu einem Bruch in der Kommunikation mit Gott, ihrem Schöpfer, kam.
Als Gott den Menschen schuf, verlieh er ihm – unter anderem – die Fähigkeit der Sprache. Adam und Eva konnten miteinander sprechen und einander verstehen. Und genau so leicht konnten sie mit Gott in ihrer eigenen Sprache sprechen und auch sein Reden verstehen – ohne dass irgendein vermittelnder Dolmetscher nötig gewesen wäre.
Leider kam es recht bald zu einem Bruch in dieser Beziehung. Es war ein Bruch, der wirklich alles „auf den Kopf stellte“, zuerst die Kommunikation zwischen den Menschen und ihrem Schöpfer, dann aber auch zwischen den Menschen untereinander.
Auf der EXPO 2000 in Hannover konnte man den „Planet of Visions“ besichtigen. Gleich im ersten Raum war das Paradies zu sehen, allerdings … auf den Kopf gestellt. Das heißt, das Paradies hing an der Decke! Eine gute Symbolik, wie ich meine, denn der Bruch in der Beziehung des Menschen zu Gott stellte alles auf den Kopf: Plötzlich wollte der Mensch nicht mehr mit seinem Schöpfer reden, sondern hatte Angst vor ihm.
• Im ersten Buch der Bibel heißt es:
Am Abend, als ein frischer Wind aufkam, hörten sie [das erste Menschenpaar], wie Gott, der Herr, im Garten umherging. Ängstlich versteckten sie sich vor ihm hinter den Bäumen. Aber Gott rief: „Adam [hebräisch: Mensch], wo bist du?“ Adam antwortete: „Ich hörte dich im Garten und hatte Angst, weil ich nackt bin. Darum habe ich mich versteckt.“ (1. Mose 3,8 – 10 Hfa)
Die Kommunikationsstörung zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer begann im Herzen; sie war also nicht ein Sprachproblem, sondern ein Vertrauensproblem. Darum versteckte sich das erste Menschenpaar vor Gott, ging ihm aus dem Weg. Wenn Menschen nicht mehr miteinander reden, liegt die Ursache tiefer und hat häufig mit Angst, Misstrauen, seelischen Verletzungen oder einem Vertrauensbruch zu tun. Umgekehrt geht der Heilung einer Beziehung in der Regel nicht ein Wortwechsel voraus, sondern eine Änderung der inneren Einstellung, zum Beispiel der Entschluss, den Anderen mit seinen Macken und Tücken oder trotz seines Versagens anzunehmen.
Ein Neustart in der Beziehung (Leben 2.0) kann nur dann gelingen, wenn das beschädigte Vertrauen wiederhergestellt wird. Weil aber Vertrauen eine Herzensangelegenheit ist, reichen hier Kommunikationstechniken nicht aus. Hierfür wird jemand gebraucht, der Denken und Fühlen gleichermaßen „behandeln“ kann, und der uns noch besser kennt, als wir uns selbst: unser Schöpfer.
• Der Vertrauensbruch dem Schöpfer gegenüber (im biblischen Kontext sprechen wir vom „Sündenfall“) stellte noch mehr auf den Kopf. Er löste nämlich zum ersten Mal den sogenannten „Sündenbock“-Mechanismus aus: „Ich war es nicht … die Frau ist schuld!“, sagte Adam. „Ich konnte nichts dafür … die Schlange ist schuld!“, redete sich Eva heraus (siehe 1. Mose 3,12.13).
Sicher ist Ihnen dieser „Sündenbock“-Mechanismus nicht fremd. Statt dass wir uns zu den eigenen Fehlern bekennen, machen wir Andere für unser Verhalten verantwortlich oder zumindest mitschuldig. Die eigene Schuld nicht eingestehen zu wollen, das ist seit dem Sündenfall einer der größten „Kommunikationskiller“!
• Der Sündenfall stellte aber noch mehr auf den Kopf. Das Beispiel der ersten beiden Söhne des ersten Menschenpaares zeigt, welche krank machenden Gefühle entstehen, wenn man nicht miteinander und mit Gott über das redet, was einem nicht gefällt oder was man nicht versteht: Kain war eifersüchtig auf seinen Bruder Abel, redete jedoch nicht mit ihm darüber. Und Kain hatte auch Probleme mit Gott, weil er von ihm nicht die gleiche Anerkennung bekam wie sein Bruder Abel. Aber Kain redete auch nicht mit Gott darüber.
Statt mit seinem Bruder oder mit Gott darüber zu sprechen, starrte Kain mit finsterer Miene vor sich hin, bis er eines Tages seinem Bruder vorschlug: „Komm, wir gehen zusammen aufs Feld!“ Als sie dort ankamen, fiel er über Abel her und schlug ihn tot. (1. Mose 4,5.8 Hfa)
Auch hier zeigt sich, wo die tiefe Ursache zwischenmenschlicher Feindschaft liegt: im Denken und im Fühlen. Kain schlug seinen Bruder zuerst in seinem Herzen tot – das tatsächliche Erschlagen (mit einem Stein oder womit auch immer) war „nur“ noch die Ausführung der Tat, die er in seinem Innersten beschlossen und vollzogen hatte.
Manche töten mit Waffen, noch mehr Menschen töten aber mit Worten, mit Blicken, mit Schweigen oder mit Liebesentzug. Gemäß der Bergpredigt von Jesus ist das eine wie das andere „Mord“ (Matthäus 5,21.22).
• Der Sündenfall stellte