Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Erhard Heckmann

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Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt - Erhard Heckmann

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das Glück diesen Züchter, der allerdings selbst erkannt hatte, dass er das Blut seiner Herde schon längst hätte mit neuem auffüllen müssen. Sein Sohn H. J. Joel erbte das Gestüt und verkaufte alles bis auf ein paar Stuten, die der Linie der Absurdity angehörten.

      J. B. Joel verfügte auch über zwei sehr gute Hengste, von denen Polymelus seinem Bruder S. B. “Jolly“ Joel gehörte. Der andere war der für 1.450 Guineas auf einer „Pferde-In-Training-Auktion“ gekaufte Spitzensprinter Sundridge. Dieser sorgte für Joels Derbysieger Sunstar und die Gewinnerin der Oaks, Jest (1910). Polymelus (1902; Cyllene) zeugte für J. B. Joel Derbysieger Humorist, St. Ledger-Gewinner Black Jester und stand fünfmal an der Spitze der englischen Deckhengste. Und dieser Züchter hatte auch die drei genannten Stuten, deren Nachkommen neun Klassiks gewannen. die auf das Konto dieser Zucht gingen. Yours: Our Lassie (1900; Ayrshire) und Your Majesty (1905; Persimmon) gewannen die Oaks und das St. Ledger; Doris fohlte Derby- und St. Ledger-Sieger Sunstar und die in den 1000 Guineas und Oaks erfolgreiche Princess Dorrie (Your Majesty), und Absurdity war die Mutter von Jest (1000 Guineas, Oaks) und von Black Jester. Der Sundridge-Sohn Absurd, aus der gleichen Stute, gewann zwar kein Englisches Klassik, zählte jedoch 1911 zu den besten Zweijährigen seiner Heimat, wurde 1915 nach Neuseeland exportiert und stand dort fünfmal an der Spitze der Stallions. Die Rennleistungen dieser drei Stuten waren schwach, wie die bis dahin gezeigten Zuchtleistungen. Absurdity hatte nur ein Fohlen, und das was war ähnlich schlecht wie das von Yours. Und das beste Produkt der vier vorherigen Doris-Fohlen verdiente ganze 400 Pfund. Und so waren es hier wohl ausschließlich die Hengste, die für die enormen Verbesserungen sorgten.

      Als diese Hengste in den frühen 1920er Jahren zu Childwicbury nicht mehr zur Verfügung standen, ging die Qualität, die aus diesem Gestüt kam, erheblich zurück, während Joels Blutlinien anderswo weiter erfolgreich waren. Absurd (1909; Sundridge) sorgte in Neuseeland dafür, und die südamerikanischen Töchter des nach Argentinien exportierten Your Majesty (1905; Persimmon) harmonierten sehr gut mit Congreve, dem einheimischen Spitzenhengst. Ihr Nachwuchs war nicht nur in Argentinien, sondern auch in Chile, Uruquay und Peru erfolgreich. In Amerika wurde North Star (1914; Sunstar) Vater des Kentucky Derby-Siegers Bubbling Over, der den Run for the Roses 1926 gewann, nachdem er als Zweijähriger seine ersten fünf Starts erfolgreich gestaltet hatte. Gezüchtet hatte ihn Colonel E. R. Bradleys Idle Hour Stock Farm, die auch seinen Sohn Burgoo King (1932) aufzog. Nach dessen Siegen im Kentucky Derby und den Preakness Stakes kam er zurück, hatte jedoch als Stallion nur mäßigen Erfolg. North Star wurde in Amerika auch der Vater von Blossom Time, deren Sohn Blue Larkspur die Belmont Stakes gewann und als Dreijähriger 1929 „Pferd des Jahres“ in den Staaten war.

      Polymelus war als Hengst aber nicht nur für Joels Gestüt wichtig, sondern auch für Lord Derby, denn dessen Phalaris (1913) stammte ebenfalls von diesem Cyllene-Sohn. Und in Lord Derbys Gestüt traf das Polymelus-Blut in Form von Phalaris auf die besten Blutlinien, und das Ergebnis ist bekannt. Für Jim Joel jedoch war die wahrscheinlich letzte Chance, in seinem Gestüt wieder hochklassige Pferde zu züchten, wohl vergeben, als er den Verlust seines letzten Derbysiegers Humorist hinnehmen musste.

      Zwischen dem hochklassigen Sprinter Sundridge, der für Joel ein gewaltiger Eckpfeiler seiner Zucht war, und dem „Speed Horse“ Phalaris in Lord Derbys Gestüt, zieht sich die Parallele, dass beide Hengste hochklassigen Speed in eine Herde brachten, deren Pedigrees größtenteils als „stout“ (robust) zu bezeichnen sind. Und der Zuchterfolg war geprägt durch die Kreuzung von Speed mit Stuten, die über diese Stout-Charakteristiken verfügten. Außerdem, so unterstreicht Abraham S. Hewitt seine Analyse, bestand auch eine engere Inzucht in den Pedigrees der nahen Vorfahren dieser beiden Beschäler: Sundridge hatte auf der Vaterseite 4 x 4 Newminster, und auf der unteren Hälfte 4 x 4 Stockwell im Pedigree, also zwei herausragende Stallions der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Mutter von Phalaris, Bromus (1905), war 2 x 3 auf den Stockwell-Enkel Springfield ingezogen, der der Zucht Queen Victorias entsprang, und der Vater von Bromus, Sainfoin (1887) hatte Stockwell 3 x 3 im Stammbaum.

       S. B. Joels Pommern (Steve Donoghue) feierte seine Triple Crown wegen des I. Weltkrieges zu Newmarket (Freies Foto Wikipedia common Domain; unbekannter Autor)

      Von den neun wichtigsten Pferden, die J. B. Joel zog, gewannen vier die Oaks, je zwei das Derby, St. Ledger und die 1000 Guineas, während Sunstar auch für einen Sieg in den 2000 Guineas sorgte, während sich neun weitere Pferde in klassischen Rennen platzieren konnten. Die beiden Hengste, die kein klassisches Rennen gewannen, Nordstar und Absurd, agierten in den USA und Neuseeland als Stallions erfolgreich. Zu den wichtigsten Ankäufen für diese Zucht zählte natürlich Polymelus, der1906 auf der Oktober-Auktion in Newmarket für 4.200 Guineas erworben wurde. Und er zeugte auch nicht nur Pommern, sondern auch Polyphontes (1921), der zweimal die Eclipse Stakes und auch das Ascot Derby gewann. Zwei weitere gute Käufe waren Merry Agnes, die damals Pommern trug, für 500 Pfund, und Long Set (1907) der aus einem Verkaufsrennen für 500 Guineas erworben wurde und danach Rennen wie den Doncaster Cup, Cambridgeshire, Linclonshire und Hunt Cup gewann.

      Bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts wurden auch viele große Jockeys geboren, und vor Lester Piggott (1935) waren das ganz besonders Fred Archer (1857-1886), Sir Gordon Richards (1904-1986) und Steve Donoghue, der sehr oft die Joel-Farben trug. Und zu diesem Reiter schrieb Roger Moretimer in seinem Buch (The Derby Stakes) „Steve, a superb horseman with beautiful hands, sound judgement of pace and iron nerves, was first and foremost a superb horseman. And horses went kindly for him.”

      Geboren wurde der Reiter 1884 als Sohn eines Eisenarbeiters in Warrington, das zwischen Liverpool und Manchester im Nordwesten Englands liegt. Damals war die am Mersey River gelegene Stadt einer der unattraktivsten Orte Englands, denn er lebte von der Schwerindustrie. Mit 12 Jahren lief Steve von zu Hause weg und war in mehreren bekannten Rennställen vor Ort, ehe er mit 18 Jahren in Frankreich bei dem amerikanischen Trainer Edward Johnson einen festen Job erhielt. 1904 ritt er seinen ersten Sieger, wechselte 1906 für einige Jahre nach Irland und erhielt 1911seinen ersten Vertrag von dem legendären Trainer Henry Seymour „Atty“ Persse, der als junger Mann in Irland auf den Hindernisbahnen erfolgreich war. 1903 begann Persse als Trainer, trat 1954 in Lambourn in den Ruhestand und sechs Jahre später, im Alter von 91 Jahren, von dieser Welt ab.

      Persse trainierte auch „das graue Wunder“, The Tetrarch, der als Zweijähriger alle sieben Starts überlegen gewann, danach abtrat und auf die Vollblutzucht gewaltigen Einfluss nahm. Und mit diesem unglaublichen Apfelschimmel, dem besten Pferd jenes Jahrhunderts, war auch Steve Donoghue verbunden. Er saß in seinem Sattel. 1914 gewann der Jockey 129 Rennen und das erste seiner zehn in Folge errungenen Championate. Er ritt die Derbysieger von 1921 bis 1923, Humorist, Captain Cuttle und Papyrus. Danach folgten Manna 1925 und die Kriegs-Derbys zu Newmarket mit Pommern und Gay Crusader 1915 und 1917. Donoghue, der 33 Jahre im Sattel saß und niemals vor die Stewards zitiert wurde und 14 englische Klassiks gewann, ritt auch den berühmten Wallach Brown Jack (1924), der sechsmal die Queen Alexandra Stakes zu Royal Ascot und viermal den Goodwood Cup gewann. Insgesamt absolvierte der Jackdaw-Sohn 65 Starts, und zu seinen 25 Siegen, von denen sieben von der Hindernisbahn stammten, zählte auch das Champion Hürdle zu Cheltenham.

      Steve Donoghue ritt bis 1937, als er sich mit den Siegen auf der Solario-Tochter Exhibitionnist in den 1000 Guineas und Oaks verabschiedete. Die Stute, die Joseph Lawson für Sir Victor Sassoon trainierte, beendete dann auch den Ruf seiner Fans „Come on, Steve“, der Jahrzehnte über die Rennbahnen hallte, wenn dieser Jockey sein Finish ritt. Es war aber nicht nur dieser „Schlachtgesang“, der sogar in der englischen Sprache Einlass fand und noch heute verwendet wird, wenn man jemanden ermuntern will, sondern auch die Härte und Courage dieses Mannes wird in Erinnerung bleiben, die er beispielsweise 1920 zeigte. Im Derby krachte er gewaltig zu Boden, lag ausgestreckt und reglos auf dem Rasen, rappelte sich hoch, ging zurück in den Jockeyraum und ritt, nach einer kurzen Pause, am gleichen Nachmittag noch zwei Sieger.

      Privat war dieser großzügige Jockey Jockey zu freizügig und wurde

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