Die Welt der Illusionisten. Eberhard Saage
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Am letzten Besuchstag wurde die deutsche Delegation nach dem Dinner in den Rauchersalon gebeten. Auf niedrigen Tischchen vor bequemen Sofas standen neben den Teeschalen, für die der Tee dieses Mal in Samowars zubereitet wurde, Wasserpfeifen bereit.
Joseph Adam hatte nur in seiner Jugend mal gepafft, aber keinen Gefallen daran gefunden. An Wasserpfeifen mit fruchtigen Melassen hatte er jedoch auch schon bei anderen Veranstaltungen gesaugt, bei denen die Gastgeber abends eine entspannte Stimmung erzeugen wollten. Auch die erste Melasse hier war insbesondere aus Früchten, enthielt wohl auch etwas Tabak, der den Geschmack jedoch nicht dominierte. Sie war durchaus geeignet, in der gedämpften Stimmung im Salon mit orientalischem Ambiente persönliches Wohlergehen zu erzeugen. Aber in Anwesenheit des Präsidenten Berkel Zorbas, der die konkreten Verhandlungen seinen Ministern überlassen hatte, wirkten die Topmanager trotz glänzender Geschäftsaussichten gehemmt.
Bevor ihr Schweigen peinlich wurde, klatschte Zorbas dreimal in die Hände, und die Diener ersetzten die alten Wasserpfeifen durch neue. Adam gefiel seine tiefblaue Pfeife, deshalb wollte er sie behalten.
»Eine neue Melasse erfordert eine neue Pfeife«, entschuldigte sich der Diener.
Berkel Zorbas, dessen Melasse möglicherweise einen anderen Farbton hatte, genoss sofort den ersten Zug, und auch Adam folgte seinem Beispiel. Der Rauch schmeckte nicht mehr fruchtig. Wie eigentlich? Er kannte ihn nicht und hätte ihn nicht beschreiben können. Aber nach wenigen Zügen fühlte er sich zwischen dem Banker Müller und dem Topmanager von Söben sauwohl.
Kurze Zeit später stupste ihn Müller mit dem Ellbogen in die Seite und breitete dann seine Arme wie Flügel aus: »Adam, mein Freund, ich schwebe. Du auch?«
Er reichte ihm die rechte Hand: »Egon heiße ich. Und du?«
»Joseph. «
»Maria und Joseph, ha, ha, ha. Wir werden uns schon zusammenraufen. Komm, mein Freund, zieh mal von meiner.«
Er stopfte Adam seine Pfeife in den Mund, und der zog gierig daran und lachte plötzlich ohne erkennbaren Grund drauflos.
»Ja, altes Haus, werden wir. Aber du musst meine Vorgeschichte kennen, ich werde sie dir mal erzählen.«
Und er plapperte heiter und belustigt über seinen Kampf gegen diesen Haberecht, an den er lange nicht mehr gedacht hatte. Müller hörte ihm jedoch nur kurz zu, denn nun verspürte auch er das Bedürfnis, über seinen Aufstieg auf der Karriereleiter zu sprechen. Und so erzählten sie gleichzeitig, schlugen sich gegenseitig auf die Schultern und verstanden sich einfach prächtig. Hätten sie die anderen beobachtet, hätten sie bei denen die gleiche Leichtigkeit und Fröhlichkeit festgestellt.
Aber das konnten sie nicht mehr, das konnte nur Berkel Zorbas. Er erhob sich lächelnd, ging von Manager zu Manager und stellte jedem ein paar Fragen. Und sein Gesicht zeigte bald die gleiche Zufriedenheit wie das aller. Als er den Banker und Adam erreichte, lagen die sich gerade in den Armen.
»Ich komme auch von unten und habe es bis ganz nach oben geschafft«, jubelte der Eine.
»An meinem Elternhaus wird einmal eine Gedenktafel für mich angebracht werden«, prophezeite der andere.
»Das möchte ich erleben«, meinte Zorbas.
»Wirst du«, – »Wirst du«, bestätigten ihm beide.
»Meine Magda glaubt das auch«, prahlte Joseph.
»Ach ja, Magda, deine schöne Frau. Ich habe eine Überraschung für sie und für dich.« Zorbas reichte Adam einen dicken Briefumschlag. »Steck den ein und vergiss ihn nicht.«
»Mache ich, mache ich.« Ohne es zu beachten, legte Adam das Kuvert auf den Tisch.
»So nicht, komm her.« Zorbas zog ihn hoch und steckte ihm den Umschlag in die Jackentasche. »Verlier ihn nicht.«
»Nein, nein.«
Der Gastgeber wandte sich nun an Müller, fragte aber eine Minute später Adam: »Hast du den Umschlag noch?«
»Welchen Umschlag?«
Als Zorbas seine Runde beendet hatte, blickte er sich noch einmal zufrieden um und klatschte wieder dreimal in die Hände. Sofort strömten junge, schlanke, glutäugige Asiatinnen in den Salon. Auch Joseph Adam folgte kichernd den Beiden, die sich um ihn bemühten.
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