Die Mainzer Republik und ihre Bedeutung für die parlamentarische Demokratie in Deutschland. Группа авторов

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Die Mainzer Republik und ihre Bedeutung für die parlamentarische Demokratie in Deutschland - Группа авторов

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Im April, Mai und Junius 1790

       Auszüge aus dem Podiumsgespräch

       Georg Forster und das Erbe der „Mainzer Republik“ in ihrer Bedeutung für die deutsche Demokratiegeschichte

       Teil III – Anhang

       Literaturverzeichnis

       Abbildungsnachweis

       Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren

      VORWORT DER HERAUSGEBER DER REIHE

       Mainzer Beiträge zur Demokratiegeschichte

      Mit dem vorliegenden Tagungsband eröffnet das Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e. V. (IGL) seine neue Reihe „Mainzer Beiträge zur Demokratiegeschichte“.

      Das Thema des ersten Bandes – die Mainzer Republik von 1792/93 und ihre Bedeutung für die parlamentarische Demokratie in Deutschland – ist hierbei durchaus programmatisch gewählt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund unverändert aktueller, kontroverser Debatten zur Verortung der kurzlebigen, neun Monate existierenden Mainzer Republik und des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents von 1793 in der deutschen bzw. europäischen Demokratiegeschichte.

      Die Geschichte der Mainzer Republik hat seit ihrem Untergang sehr unterschiedliche Deutungen und erinnerungspolitische Vereinnahmungsversuche erfahren. Sie reichen von einer euphorischen, revolutionsbegeisterten Verklärung durch die Zeitgenossen oder aber einer deutsch-nationalen Distanzierung gegenüber dem französischen Revolutionsexport über eine Inanspruchnahme innerhalb der sozialistisch-materialistischen Erbe-Interpretation in der DDR-Historiographie oder die Negierung jeglicher frühdemokratischer Elemente der Mainzer Republik bis hin zu aktuellen landes- und bundespolitischen Manifestationen, die in dem Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent den Versuch der Etablierung einer neuen politischen Kultur erkennen.

      Die Heterogenität der langen und intensiven Rezeption der Geschichte der Mainzer Republik hat nicht zuletzt eine reiche Forschungsliteratur wie auch zahlreiche populäre Publikationen über diese kurze Phase der Mainzer Geschichte hervorgebracht. Bereits 1993 konstatierte der Mainzer Historiker Dr. Franz Dumont (1945–2012), dass kein anderer vergleichbarer Abschnitt der Mainzer Geschichte mittlerweile so gut erforscht sei wie jener von Oktober 1792 bis Juli 1793. Schon in den späten 1970er-Jahren und frühen 1980er-Jahren hatte der Ostberliner Historiker Heinrich Scheel mit seinen umfassenden und sorgfältig kommentierten Quelleneditionen der Protokolle des Mainzer Jakobinerklubs und des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents die umfangreichen Quellenbestände erstmalig der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

      Franz Dumont, der sich bereits in seiner 1982 erschienenen Dissertation und später immer wieder mit der Mainzer Republik beschäftigte, hat in seinem wissenschaftlichen Lebenswerk selbst maßgeblich zur Erweiterung des Forschungsstandes beigetragen und hierbei auch seine eigenen früheren Bewertungen immer wieder kritisch überprüft und modifiziert. Seine Deutung der Mainzer Republik als „Französischer Revolutionsexport und Demokratieversuch“ hat nicht zuletzt die nach einem heutigen Verständnis durchaus bestehenden immanenten Widersprüche und das Scheitern der Mainzer Republik betont und damit auch deutlich gemacht, dass man diese frühen demokratischen Gehversuche sicher nicht an den Maßstäben unseres heutigen Demokratieverständnisses messen kann, sondern aus ihrer Zeit heraus beurteilen und zumindest als Beginn einer neuen politischen Kultur werten muss, von der durchaus Linien zu unserem heutigen Verständnis der Grundlagen und Voraussetzungen parlamentarischer Demokratie gezogen werden können. Zugleich bieten die Debatten der Akteure der Mainzer und der Bergzaberner Republik interessante Anhaltspunkte, um über Traditionen und Brüche einer europäischen Freiheitsgeschichte und deren Ambivalenzen in der Moderne weiter nachzudenken.

      Auch wenn wir heute durch zahlreiche Einzelstudien über ein recht differenziertes Bild verfügen, so zeigen aktuelle Debatten um die Mainzer Republik die ungebrochene Relevanz und Notwendigkeit weiterer Forschungen zu jenen Jahren. Zahlreiche Einzelaspekte, etwa die Frage nach prosopographischen Kontinuitäten zwischen der Mainzer Republik und den demokratischen Bewegungen des Vormärz, oder ganz generell die bessere Erschließung des reichen Quellenmaterials (Protokolle und Flugschriften der Mainzer Republik, aber auch der südpfälzischen Begzaberner Republik) auch mit Blick auf eine digitale Zugänglichkeit bieten auch künftig noch vielfältige Felder einer intensiveren und differenzierten Beschäftigung mit dem Thema.

      Die besondere Aktualität der Beschäftigung mit der Geschichte der Mainzer Republik erklärt sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines bemerkenswerten Paradigmenwechsels in der Wahrnehmung, Verortung und Beschäftigung mit der deutschen Demokratiegeschichte. Bereits 1970 hatte der damalige Bundespräsident Gustav Heineman bei der „Bremer Schaffermahlzeit“ die Forderung erhoben, dass ein freiheitlich-demokratisches Deutschland die Geschichte – vor allem mit Blick auf die deutsche Demokratiegeschichte – bis in die Schulbücher hinein anders schreiben müsse, und 1974 anlässlich der Eröffnung der Rastatter Erinnerungsstätte mit Blick auf die Mainzer Republik präzisiert, die deutschen Jakobiner ebenfalls in diese spezifische Erinnerungskultur einer deutschen Demokratiegeschichte miteinzubeziehen.

      Tatsächlich aber ist eine deutsche Demokratiegeschichte mit Blick auf die etablierte Erinnerungskultur nur selten über die ebenfalls gescheiterte Weimarer Republik, die ihrerseits überwiegend im Fokus dieses Scheiterns und seiner Gründe betrachtet wurde, hinausgelangt oder wenn überhaupt zumeist mit Erinnerungsorten wie dem Hambacher Fest und dem Paulskirchenparlament in Verbindung gebracht worden.

      Die Frage, ob oder in welchem Maße die Mainzer Republik als Vorläufer in die Geschichte der parlamentarischen Demokratie in Deutschland eingeordnet werden kann oder muss, erfährt derzeit auch in einem übergeordneten Kontext neuen Rückenwind. Denn seit einigen Jahren gerät auch die Mainzer Republik wieder zunehmend in den Fokus einer demokratiegeschichtlichen Debatte und Erinnerungskultur. So hat der damalige Bundestagspräsident Norbert Lammert in seiner Festrede zum 220. Jubiläum der Proklamation der Mainzer Republik am 18. März 2013 im rheinland-pfälzischen Landtag die freiheitlich-demokratischen Bewegungen in Deutschland mit der Mainzer Republik beginnen lassen als „erste[n] radikaldemokratische[n] Versuch deutscher Jakobiner, eine Republik zu gründen.“

      Mit dem Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Mainzer Landtag im März 2018 hat nun erstmals ein deutsches Staatsoberhaupt überhaupt die Mainzer Republik als frühen Erinnerungsort der deutschen Demokratiegeschichte, als Beginn des schwierigen deutschen Weges zur parlamentarischen Demokratie gewürdigt und in einer beeindruckenden Rede betont, dass „wir unsere heutige Verfassung auch denen zu verdanken haben, die sich in unserer Geschichte für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, oft unter Einsatz ihres eigenen Lebens eingesetzt haben.“ Nicht das Scheitern, sondern der Versuch der Etablierung einer neuen politischen Kultur, der Demokratieversuch selbst, wird somit Orientierungs- und durchaus wertiger Bezugspunkt mit Blick auf unsere parlamentarischen Traditionen und unser heutiges Demokratieverständnis.

      Zunehmend wird somit auch in einem bundesweiten erinnerungspolitischen Diskurs wahrgenommen und vertreten, dass die Geschichte

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