Wenn Gedanken Flügel hätten. Matthias Gehler

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wenn Gedanken Flügel hätten - Matthias Gehler страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Wenn Gedanken Flügel hätten - Matthias Gehler

Скачать книгу

und auch da wieder nicht die Melodie und Dichtung kritisieren, sondern den Inhalt, stehe ich auf und entgegne, dass das Lied mit dem Polizisten auf einer wahren Begebenheit beruht. Das glaubt die Jury nicht. Wieder will ich etwas entgegnen, da spüre ich, wie mich mehrere Hände auf meinen Platz zurückziehen. Es sind Menschen, die mir besorgt zu verstehen geben, dass ich nichts mehr sagen soll. Alle Blicke sind auf mich gerichtet. Intuitiv nehme ich meine Gitarre und stecke sie langsam in die Hülle. Jetzt redet keiner mehr, auch nicht die Jury. Zu hören ist der Reißverschluss der Hülle, der sich zeitlupenähnlich schließt. Ich nehme meine Gitarre, stehe auf und gehe den Gang nach oben in Richtung Ausgang.

      Es regt sich in den Reihen, an denen ich vorbeigehe. Veranstalter und Leiter von Jugendklubs reichen mir im Halbdunkel des langgestreckten Saales Visitenkarten. Als sich die Tür hinter mir schließt, halte ich mehr als 30 Kärtchen und damit Auftrittsmöglichkeiten in meiner Hand.

      Der Abend hat Konsequenzen. Die Teilnahme am Chanson-Festival in Frankfurt/Oder habe ich mir verscherzt. In meiner Pappe werde ich auf die Qualitätsstufe „gut II“ zurückgestuft. Ich darf lediglich 10 Mark bei selbstständigen Auftritten verlangen und nach Absprache hundert Prozent Konzertaufschlag. Von Theatern werden Auftritte, die schon geplant sind, abgesagt. Manche Veranstalter sind so offen und gestehen mir am Telefon, dass sie Anweisung haben, mich nicht singen zu lassen. Eine Ausnahme ist die Berliner Studiobühne in Friedrichshain, die sich mutig widersetzt und in der ich weiterhin auftreten darf.

      Ich tingele jetzt von Jugendklub zu Jugendklub und genieße die publikumsnahe Atmosphäre. Da sitzen je nach Größe des Raumes fünfzig bis dreihundert Interessierte, die auf jedes Wort warten. Einige reisen sogar mit von Konzert zu Konzert. Jeder Abend hat ein eigenes Gepräge. Es entstehen neue Lieder, die dieser engen Beziehung zum Publikum entwachsen und entsprechen.

      Während die Auftritte in den Theatern zurückgehen, füllen sich die Kirchen bis zum Bersten. Manchmal sitzen die Zuhörer nicht nur auf den Kirchenbänken, sondern auch noch auf dem Fußboden im Gang.

      Viele Jahre später

      Jedes Jahr treffen sich Medienmacher, Politiker und Fachinteressierte zum Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig. Der Mitteldeutsche Rundfunk lädt am Abend in die Gewölbe der Moritzbastei zu einem Empfang ein. Es gibt Getränke und etwas zu essen, vor allem aber lockere Gespräche am Rande der Workshops und Seminare. Man trifft sich, man scherzt, es wird Musik gespielt. Ich stehe mit Kollegen in einem größeren Kellergewölbe und höre auf die Musik. Überall herrscht gute Laune. Zu mir stellt sich eine hochrangige, bekannte Medienmacherin, mit der ich dienstlich zu tun habe. Der Abend ist mehrere Gläser alt. Sie prostet mir zu: „Matthias, wir kennen uns.“ Ich bin überrascht über das vertraute „du“. Dann offenbart sie mir: „Ich war damals mit in der Jury im Kino ‚International‘.“ Erinnerungen aus dem Frühjahr 1989 steigen in mir auf. Ich suche in Gedanken die ersten beiden Reihen ab, kann ihr Gesicht aber nicht finden. In mir ist weder Verbitterung oder Groll, sondern durchweg Gelassenheit. Wir haben damals in zwei sehr voneinander entfernten Winkeln derselben Welt gelebt und tragen heute zwei verschiedene Perspektiven eines Ereignisses mit uns herum.

      Wie alt war ich wirklich?

      Wie alt war ich wirklich, als ich 15 war?

      War ich vielleicht zu jung für mich in diesem Jahr?

      Was wir waren, blieb oft für uns blind,

      doch war’n wir wer, bevor wir was geworden sind.

      Und bei allem wird mir letztlich klar:

      Ich war 15, als ich 15 war!

      Wie alt war ich wirklich, als ich 20 war?

      Ich scheute weder Einsatz noch Gefahr.

      Ich war verknallt, verlorn, verspielt, verliebt.

      Wusste nicht, dass es auch noch and’re Zeiten gibt.

      Und jeder Tag schien wie ein volles Jahr,

      denn ich war 20, als ich 20 war!

      Wie alt war ich wirklich, als ich 30 war?

      Die Bahn, in der ich lief, schien sonnenklar.

      Und dann verschwand die Wand um mich Stein um Stein.

      Ich schlug mich frei, war konsequent, um ich zu sein.

      Für den, der mich als Mensch sah, war ich da,

      und ich war 30, als ich 30 war.

      Wie wollt ihr mich haben, wenn ich 80 bin?

      Vielleicht wollt ihr mich gar nicht, weil ich 80 bin?

      Man sollte darauf achten und auch akzeptiern,

      dass ich nicht bereit bin, mich zu maskiern.

      Ich wünschte mir, du schautest zu mir hin,

      wenn ich nicht mehr 33, sondern 80 bin.

      26.09.1987

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAEUAMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYa

Скачать книгу