Freie Liebe ist für Feige. Birgit Schmid
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Im Lied »When a Man Loves a Woman« von Percy Sledge von 1966 also heißt es, dass ein Mann die ganze Welt für die Gesellschaft einer geliebten Frau geben würde. Er schliefe sogar im Regen, beteuert der Sänger, wenn sie es ihm beföhle. »Wir würden gern einen alternativen Titel für diesen Song vorschlagen«, schreiben Jethà und Ryan, und er laute: »Wenn ein Mann eine pathologische Obsession entwickelt, jegliche Würde und Selbstachtung opfert und einen Vollidioten aus sich macht.« Das Lied »Every Breath You Take« (1983) von The Police schlagen sie als »Nummer eins der Rangliste von Liedern über kranke und verrückte Stalker« vor, da der Text von einem Mann handelt, der jeden Atemzug und jede Bewegung der Geliebten bewachen möchte. Das sei, so die Autoren, Besitzgier und keine Liebe. Sänger Sting hätte ihnen nicht einmal widersprochen. Auch er war irritiert, dass Leute das Lied an ihrer Hochzeit abspielten. Das unterschlagen Jethà und Ryan natürlich.
Solche Liebesgeschichten sind gewiss nicht politisch korrekt. Aber wird man dem künstlerischen Gefühlsausdruck gerecht, wenn man ihn wie ein Beweisdokument betrachtet, dass jemand böse Absichten hegt? Jeder machte sich ebenso schuldig, der mitfühlt beim Hören und sich dadurch verstanden und getröstet fühlt. Eine Erfahrung, die seit der Debatte über Sexismus und sexuelle Belästigung gegen Frauen noch unziemlicher scheint, wie wir gesehen haben.
All diese Beobachtungen führen zum Schluss: Die Liebe ist heute ihrer lyrischen Kraft beraubt. Sie muss neu definiert werden, indem man sich auf das alte Gefühl beruft, das sie in unzähligen Geschichten, in Literatur, Kunst und Musik beschreibt. Deshalb gehört sie verteidigt. So wie das Cristina Nehring in ihrer furiosen Polemik »A Vindication of Love« (2009) tut. Darin fordert die amerikanische Autorin die Romantik für Beziehungen im 21. Jahrhundert zurück und führt dafür die großen Liebesdramen der Kulturgeschichte an, von »Tristan und Isolde« bis zu »Romeo und Julia«. Aber auch an realen Liebespaaren wie Frida Kahlo und Diego Rivera oder Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre zeigt sie beispielhaft auf, was es heißt, zu lieben. Nehring schreibt: »At its strongest and wildest and most authentic, love is a demon. It is a religion, a high-risk adventure, an act of heroism. Love is ecstasy and injury, transcendence and danger, altruism and excess. In many ways, it is a divine madness.« Ein Dämon ist die Liebe, eine Religion, ein riskantes Abenteuer, ein heroischer Akt. Sie ist Ekstase und Versehrung, Transzendenz und Gefahr, Selbstlosigkeit und Exzess: ein heiliger Wahnsinn.
Eine Verteidigung der Liebe gibt auch der Eifersucht ihre Berechtigung zurück. Denn die Angst vor dem Verlust ist Teil der Liebe. Der Eifersüchtige fürchtet sich vor nichts anderem mehr. Aber aufhören, zu lieben, um den Schmerz nicht zu spüren? Gefühle auf teilen auf verschiedene Menschen und sie so dosieren? Das ist kleinmütig und feige.
Es braucht Mut, sich einzulassen, indem man sich ausliefert. Das Schönste der Liebe erfährt man nur, wenn man die Hölle der Eifersucht kennt.
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