Falidal und die verlorenen Farben. Rainer M. Osinger

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Falidal und die verlorenen Farben - Rainer M. Osinger

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      So wie man war, war es eben nie genug. So ging es zuerst in nur einigen Köpfen und dann glaubten diese traurigen Unwahrheiten immer mehr Lelos … Und damit konnte sich dann das ganze törichte Schwarz-Weiß-Denken leicht verbreiten.«

      Lefa erzählte der aufmerksamen Falidal innerlich bewegt weiter: »Und mit jeder geglaubten Lüge verschwanden in jedem einzelnen Lelo-Herzen mehr und mehr auch die Farbe und Freude und damit die schöne Vielfalt des Lebens in Farlo. Bis zu guter Letzt fast das ganze Land nur noch eintönig und völlig farblos und grau war. Alles Bunte war verschwunden, verstorben und aus dem Lande vertrieben. Auch alle Fremden und Andersartigen waren fort.

      Nun ist es schließlich so weit, dass die Lelos, die heute existieren, beinahe alle schon glauben, dies sei ein ganz normaler Zustand.

      Kaum noch einer kennt die Farben wirklich. Und kaum jemand interessiert sich für die unglaubliche Vielfalt, die die Farben mit sich bringen. Für die meisten Bürger Farlos ist selbst das Wort ›Farbe‹ inzwischen ein absolutes Fremdwort geworden.

      Dieser traurige und bedrückende farblose Zustand ist aber ganz und gar nicht normal! Oh nein – wir sollten normalerweise glücklich, lebendig, farbenfroh und auch vielfältig in unserem Denken sein. Und ganz einfach bunt und verschieden in unserer Art und unserem Aussehen!

      Weißt du, was die größte Freiheit ist?«, fragte der Alte das Mädchen. »Die größte Freiheit, die es überhaupt gibt, ist es, zu lieben. Und das ist letztlich auch unsere Bestimmung!

      Doch wir Bulevieaner wurden immer bedrückter. Wenn wir das, was wir glaubten, auch noch taten, was ja unweigerlich geschehen musste, dann wurde es ganz schlimm. Wir haben mehr und mehr aufgehört zu teilen und zu lieben. Aufgehört barmherzig und mitfühlend zu sein. Die Fremden ließen wir nicht mehr herein in unser Haus und auch nicht in unser Land, wenn sie Zuflucht und Hilfe brauchten, vor lauter Angst, wir müssten von unserem Überfluss etwas weggeben und mit anderen teilen.«

      Falidal standen die Tränen in den Augen.

      »Den Armen und Hungernden verschlossen wir unser Herz, den Andersartigen gingen wir aus dem Weg und mieden sie. Die beeinträchtigten Mitmenschen schloss man mehr und mehr aus der Gesellschaft aus. Jeder war nur noch auf seinen eigenen Vorteil bedacht und strebte gierig für sich selbst. Keiner interessierte sich mehr für den anderen. Und wir wurden immer misstrauischer unseren Mitmenschen gegenüber. Was Vertrauen bedeutete, wussten wir ebenso wenig wie wir wussten, was Farben sind. So verschwand mehr und mehr das Wunder der Farbe und damit das wirkliche Leben und die wahre Freiheit im Lande.«

      »Oh, wie furchtbar traurig«, meinte Falidal betrübt.

      »Dadurch aber, dass die Schwächeren und Kranken und die behinderten Menschen weggesperrt und von der Gesellschaft, so gut es ging, isoliert und ausgeschlossen wurden, verloren wir die Chance und Möglichkeit, innerlich zu reifen und zu wachsen.

      In der Farblosigkeit dieses kalten Lebens haben wir aber etwas sehr Wichtiges nicht gesehen: Wie sehr wir diese ›andersartigen‹ Menschen selbst brauchen, um nicht zu erkalten und zu erstarren. Denn wenn wir die Nächstenliebe nicht praktizieren, verschwindet das Licht und damit die Farben und die Wärme im Leben mehr und mehr.

      Und gerade diese Menschen sind es oft, die uns durch ihre Erfahrungen sehr viel lehren könnten und viel weiterzugeben hätten!«

      Der Auftrag

      Einige Zeit schwiegen beide. Man hörte nur den Wind durch die hohen Bäume im Park wehen. Mehrere Äste knarrten dabei gleichmäßig vor sich hin und hoben und senkten sich immer wieder. Und als hätten sie betroffen zugehört, ließen sie manche ihrer Blätter wie Tränen fallen, dass man meinen könnte, sie würden weinen.

      »Aber wie können wir denn wieder zurückkommen ins Leben der Farben und in deren Vielfalt? Wie kann Farlo die Farben wiedererlangen?«, fragte das Mädchen besorgt und interessiert.

      »Ja, weißt du, Falidal, wir müssten Herzen finden und sie gewinnen für die Farben und deren Sinn. Menschen, die Licht in ihrem Herzen Raum geben und sich nicht vor Veränderung fürchten«, sagte Lefa. »Und diese wiederum könnten dann weitere andere Lelos anstecken und ihnen davon erzählen.«

      »Ja, aber wie denn?«

      »Nun ja, wozu hast du denn einen Mund? Was denkst du, wozu uns die Sprache gegeben ist und warum ich dir diese Geschichte überhaupt erzähle? Reden musst du natürlich mit den Lelos und ihnen klarmachen, dass sie wieder etwas anderes in ihr Herz hineinlassen müssen, um wirklich lebendig und glücklich zu werden. Sie müssen wieder verstehen lernen, dass das Gieren nach Macht, Geld, Schönheit und Reichtum in nichts anderes als ins absolut farblose Nicht-Lebendigsein geführt hat.

      Weißt du, Falidal, die Farblosigkeit ist im Grunde eine Art Verirrung der Lelos, so wie auch die Bosheit und der Egoismus. Und man braucht meistens Hilfe, wenn man sich verirrt hat, das ist alles. Ich denke, viele Lelos wollen grundsätzlich gerecht sein und haben eigentlich ein gutes Herz und auch ein soziales Bewusstsein. Sie haben die Farben und die Wärme aber verloren, weil sie es selbst zuließen. Sie ließen es zu, dass ihnen jemand vorgab und einredete, dass sie nur dann jemand Besonderes wären, wenn sie viel Geld hätten und reich wären und schön und gesund und stark. So glaubten tatsächlich immer mehr Lelos, dass ihr Wert von diesen äußeren Dingen abhinge.

      Dass es aber die bunten Farben sind, die ihnen zu wahrem Reichtum und Leben verhelfen, das musst du ihnen klarmachen – nur ist das ein Reichtum des Herzens, ein innerer Reichtum, der nicht materiell ist, verstehst du? Da ist noch viel mehr als das, was wir sehen und berühren können, es gibt noch weit mehr im Leben!

      Ohne Liebe verliert das Leben einfach alle Farben und damit alle Schönheit und Freude. Auch Liebe muss man lernen und sie dann stets bewahren.«

      »Oh ja, das klingt ja soooo wunderbar, das kann ich gut verstehen!«, meinte Falidal zugetan und begeistert.

      »Aber du musst auch wissen, es werden gewiss nicht alle mitmachen, ganz im Gegenteil, so mancher wird dich dafür verachten, was du da vorhast. Für deine Behauptungen über die Farben, das Licht und über das wirkliche Leben und das Lebendigsein. Du darfst nur nie aufgeben und nicht den Mut verlieren, wenn sie dich dafür verachten, meiden oder sogar ausstoßen.«

      »Hm, ja – mach ich.«

      »Etwas aber musst du unbedingt noch wissen, Falidal: Die Farben und das Lebendigsein sind viel stärker als die starre und tote Farblosigkeit. Die Farblosigkeit hat nur so viel Macht, weil sie so viel Platz in den Herzen der Lelos eingenommen hat. Du musst stets an die wunderbare Kraft der bunten Farben und der Liebe glauben! Daran, wie ihre unendliche Vielfalt das Leben erblühen lässt und es wertvoll macht. Denn wer die Kraft der Liebe in sich trägt, wird niemals untergehen, vergiss das nicht!

      Dein Herz ist frei, Falidal, habe nur den Mut, ihm zu folgen, um deine Bestimmung und das Leben der Farben zu finden.«

      »Ja, aber wie kann ich …? He, Farbenfreund, wo bist du plötzlich hin verschwunden? Leeeeefa«,

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