Lautlose Sprache. Marta Williams
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Mir hat dieses Buch geholfen, langsamer und entspannter an meine Patienten heranzugehen und sie erst einmal zu fragen, wie es ihnen geht und ob ich ihnen helfen darf. Ich lasse sie wissen, dass ich mit ihnen so behutsam wie möglich umgehen werde und dass sie zu ihrem Heilungsprozess ihren Teil beitragen wie in einer Partnerschaft. Den Tieren diese Dinge zu vermitteln ist genauso wichtig wie die medizinische Behandlung selbst. Wenn ich mich vorher nicht mit ihnen darüber verständige und nicht die Erlaubnis der Tiere erbitte, kann eine sehr angespannte Situation auftreten, die den Behandlungserfolg beeinträchtigen kann. Indem ich bewusst mit den Tieren kommuniziere, fördere ich das Verständnis zwischen meinen Patienten und mir. Es ist unglaublich lohnend und bereichernd, die Tiere um ihre Mithilfe zu bitten und dann zu erleben, wie sie dies würdigen, indem sie das tun, was ich ihnen sage.
Vor einigen Tagen untersuchte ich den älteren Hund einer Kollegin. Normalerweise verhält sich dieses Tier sehr unkooperativ; meine Kollegin hat an ihrem Arm sogar einige Narben davongetragen als sie versuchte, das Maul des Hundes zu öffnen um seine Zunge anzusehen. Diese Methode der Diagnostik wird in der traditionellen chinesischen Tiermedizin praktiziert. Als der Hund hereinkam, hatte ich von seinem bisherigen Verhalten keine Ahnung. Ich begrüßte ihn und fragte ihn, was mit ihm los sei und bat ihn dann, sein Maul zu öffnen. Sein Frauchen fiel fast vom Stuhl als er daraufhin locker gähnend sein Maul öffnete und mir seine Zunge zeigte.
Ein anderes Mal versuchte ich einem Pferd namens Sam zu helfen, der Probleme mit seinem Hals hatte. Er konnte den Hals nicht nach einer Seite beugen, doch niemand hatte ihn bisher gefragt, was mit ihm los sei oder wie man ihm helfen könnte. Als ich mich Sam näherte, war er auf seiner Weide nicht im Geringsten daran interessiert von einem Halfter- und Führungsseil eingefangen zu werden. So blieb ich also etwa 20 Meter entfernt von ihm stehen und erzählte ihm, ich hätte beobachtet, dass sein Hals ihm offensichtlich weh tue und ob er meine Hilfe annehmen wolle. Ich blieb einfach nur stehen und nach einigen Minuten kam er zu mir, beugte seinen Kopf und ließ sich das Halfter umlegen.
Der partnerschaftliche Umgang mit einem Tier ist viel wirksamer als die „der-Mensch-dominiert-das-Tier“ Variante. Eines Tages gab mir mein Freund und Lehrer, das Vollblutpferd Louie, eine Lektion und eine allgemeine Betrachtung über das Traben, das Wechseln der Richtung und das Vorwärtsbewegen. Wir kamen an einen Punkt, an dem er sich weigerte, mit mir auf seinem Rücken noch einen Schritt weiter zu gehen. Ich forderte ihn auf wieder zu traben, was er für einige Schritte auch tat, doch dann wurde er langsamer und blieb schließlich stehen, so als sei er im Treibsand gefangen. Seine Entscheidung nicht weiterzugehen stand fest, und ich konnte versuchen, was ich wollte, er bewegte sich nicht. Was also wollte er mir sagen? Dies passierte zu einer Zeit, in der ich selbst Schwierigkeiten hatte, mich gefühlsmäßig in meinem Leben vorwärts zu bewegen. Konnte es sein, dass Louie diese Stimmung in seiner Körpersprache aufnahm?
Als ich Louie das nächste Mal besuchte, war ich gefühlsmäßig in einer besseren Verfassung und es ging wieder vorwärts in meinem Leben. Zu dieser Zeit war Louies Mensch nicht da und so konnten wir klarer und ungestörter kommunizieren. Ich fragte ihn, wie er sich fühle und er antwortete, dass er aus der Arena herauswolle. Ich legte ihm ein Halfter um und führte ihn den Auffahrtsweg auf und ab, so dass er die Aussicht genießen konnte und frische Kräuter am Wegesrand fraß. Als wir wieder in der Arena angekommen waren, fragte ich ihn, was er als Nächstes tun wolle und er ging zu dem Punkt im Kreis, wo wir normalerweise unsere Arbeit beginnen und machte alleine Achter-Figuren, so als wolle er sagen: „Du hast mich machen lassen, was ich wollte und jetzt ist es Zeit, an die Arbeit zu gehen.“ Begebenheiten wie diese bereichern das Leben, das wir mit unseren Freunden, den Tieren, teilen.
Marta Williams mit ihrer wunderbaren Begabung des intuitiven Zugangs zu den Tieren gibt uns mit diesem Buch eine Möglichkeit, unsere Beziehung zur Tierwelt zu vertiefen. Mit einfachen Worten und leichten Übungen hilft sie uns, eine Verbindung zwischen unserem inneren Wesen und dem Wesen der Tiere herzustellen und führt uns so zu spirituellem Wachstum. Sie bringt Hoffnung und Liebe in unsere Beziehungen zu den Tieren. Seien Sie bei der Lektüre dieses Buches bereit, Ihren Geist und Ihr Herz zu öffnen und lernen Sie so die Sprache der Tiere.
Cheryl Schwartz Tierärztin und Autorin von „Traditionelle Chinesische Medizin für Hunde und Katzen“
Anmerkung der Autorin zum Text
Tiere sind keine unbelebten Objekte, sie besitzen ein Geschlecht, aber welches Geschlechtspronomen sollte ich wählen, wenn beide gemeint sein könnten? Landläufig ist es üblich, im Zweifelsfall das Pronomen „er“ zu benutzen. Ich habe mich bemüht, Tiere nicht zu einem Objekt zu degradieren, indem ich von ihren „Besitzern“ sprach. Den menschlichen Teil einer Tier-Mensch-Beziehung bezeichne ich deshalb als „die Person des Tieres“ oder „die Menschen des Tieres“.
Einleitung
In Beziehung mit Allem sein
Als ich die junge schwarze Mustang Stute Whiskers zum ersten Mal traf, hatte sie vor allem Angst und es war schwer, mit ihr umzugehen. Es war unmöglich sie zu waschen, ihr einen Fliegenschutz am Kopf anzubringen oder sie einfach nur gefahrlos im Stall herumzuführen. Niemand wusste genau, was sie erlebt hatte, doch von ihrem Verhalten her zu urteilen, musste sie grausam misshandelt worden sein. Als ich in der stillen Sprache der Intuition mit ihr sprach, erzählte sie mir ihre Geschichte. Sie zeigte mir Bilder von ihrer Mutter, die von den Männern, die sie beide eingefangen hatten, getötet wurde. Dann sah ich Bilder, wie diese Männer Whiskers ärgerten und verhöhnten, weil sie so verängstigt und verstört reagierte. Ich empfing Gefühle von großer Angst, Einsamkeit und tiefer Trauer über den Verlust ihrer Mutter. Sie erklärte mir, dass sie Menschen nicht mehr vertrauen könne und ich verstand sehr gut, warum das so war.
Was konnte ich für diese kleine Stute, die so viel Schlimmes von Menschen erfahren hatte, tun? Ich schickte ihr Gefühle der Liebe und Bilder einer möglichen Zukunft, in der sie in Glück und Sicherheit leben konnte. Ich sagte ihr, dass es nicht richtig war, wie sie behandelt worden sei und dass kein Pferd ein solches Verhalten ertragen müsse. Ich versprach ihr, dass sie immer bei ihren jetzigen Menschen bleiben könne und nie mehr schlecht behandelt werden würde. Sie bat um einen neuen Namen und mir fiel der Name „Sadie“ ein und so heißt sie nun.
Sadie brauchte, ähnlich wie ein Mensch in dieser Situation, jemanden, der ihr zuhört, der sie unterstützt und ihr hilft, ihre Zukunft mit Zuversicht zu sehen, so dass sie nach und nach ihre Angst, ihre Trauer und ihren Schmerz loslassen konnte. Erst dann konnte sie den Menschen, die für sie sorgten, erlauben, ihr ein neues Leben anzubieten. Nach unserer Unterhaltung begann Sadie wieder zu vertrauen. Am nächsten Morgen schon durfte ihr Betreuer ihr zum ersten Mal einen Fliegenschutz anlegen. Weil ich gelernt hatte, Sadies Sprache zu sprechen, war es mir möglich, ihr zu helfen - es ist die Sprache der intuitiven Kommunikation, die Sprache allen Lebens.
An dem Tag als Sadie und ich miteinander sprachen, tauschten wir Gedanken, Gefühle und Bilder aus, denn so funktioniert intuitive Kommunikation. Ich verlasse mich vollkommen auf meine Intuition und mein inneres Wissen, wenn ich Informationen auf mentalem Weg sende und empfange. Im Allgemeinen wird der Begriff „Tierkommunikation“ verwendet, um die Fähigkeit der stillen Zwiesprache zu beschreiben. In diesem Buch jedoch wähle ich den Terminus „intuitive Kommunikation“, denn dieser schließt nicht nur die Fähigkeit der Kommunikation mit Tieren ein, sondern bezieht sich auch auf die stille Kommunikation mit allen Lebewesen. Es ist möglich, sich in der Stille mit allem auszutauschen, mit Glühwürmchen und Berglöwen, aber auch mit Flüssen, Bergen, den Elementen und den Kräften der Natur.
Ich weiß, das alles klingt etwas unwahrscheinlich und ich erwarte nicht, dass Sie mir blind Glauben schenken. Doch ich