Typen und Temperamente. Reinhold Ruthe
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nüchtern und praktisch,
langsam und faul,
kalt, sachlich und gleichgültig,
selbstsüchtig und unmotiviert.
Jedes Temperament hat positive und negative Seiten, Stärken und Schwächen. Diese vier Temperamente finden wir überall auf der Welt. Und auch in der Bibel begegnen uns Menschen, die jeweils ein vorherrschendes Temperament widerspiegeln.
1.2 Grundformen der Angst
Weniger um Temperamente als vielmehr um Persönlichkeitsstrukturen, d. h. um vier allgemein gültige Grundeinstellungen und Verhaltensmöglichkeiten, geht es dem Psychoanalytiker Fritz Riemann1. Er orientiert sich an den Begriffen der Neurosenlehre, betont aber ausdrücklich, dass wir alle diese vier Persönlichkeitsstrukturen verkörpern. Er schildert weitgehend gesunde Strukturen, macht aber am lebensgeschichtlichen Hintergrund der Typen auch neurotische Aspekte (heute: neurotische Störungen) deutlich. Er spricht von
der schizoiden,
der depressiven,
der zwanghaften und
der hysterischen Persönlichkeitsstruktur.
Diese Persönlichkeitsstrukturen, die in Psychiatrie, Medizin und Psychologie gebräuchlich sind, werden in diesem Buch eingehend behandelt.
Fritz Riemann geht davon aus, dass die Welt vier mächtigen Impulsen gehorcht. Am Beispiel der Erde werden diese vier Kräfte definiert. Gleichzeitig ist für ihn die Erde ein Bild oder Gleichnis für den Menschen, der auch von vier Strebungen im Gleichgewicht gehalten wird:
1 Die Erde vollzieht eine Eigendrehung (er spricht hier von Rotation).
2 Die Erde umkreist die Sonne (Revolution).
3 Die Erde wird gehalten durch Schwerkraft (zentripetales Verhalten).
4 Die Erde wird gehalten durch Fliehkraft (zentrifugales Verhalten).
Alle vier Kräfte sind notwendig, um die Erde im Gleichgewicht zu halten. Würde eine Bewegung ausfallen oder ernsthaft gestört werden, käme die Ordnung durcheinander und die Erde würde im Chaos enden. Diese vier Grundimpulse überträgt Riemann auf das menschliche Leben und filtert vier Lebensgrundeinstellungen heraus, die für das persönliche Leben und für das Zusammenleben maßgeblich sind.
Grundimpuls 1:
Die Rotation (die Eigendrehung)
Die Eigendrehung ist notwendig, um eine selbstständige, einmalige und unabhängige Person zu werden. Der Mensch ist ein unverwechselbares Individuum. Damit verbunden sind Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Selbstbewahrung.
Grundimpuls 2:
Revolution (das Kreisen um den anderen)
Hier geht es um den anderen Aspekt des Menschen. Gemeint sind: Hingabe, Nächstenliebe, Fürsorge. Das Kreisen um den anderen meint Abhängigkeit, Innigkeit, Nähe und Füreinander-Dasein. Die beiden Impulse sind gegensätzlich. Aber beide Verhaltensmuster sind lebensnotwendig.
Grundimpuls 3:
Schwerkraft
Hier geht es um Dauer, um Bleibendes, um Klarheit und um Geborgenheit.
Das Leben muss berechenbar sein. Alles hat seinen Platz und seinen Ort. Stabilität, Grenzen und Strukturen spielen eine wichtige Rolle.
Grundimpuls 4:
Fliehkraft
Darunter wird Wandelbarkeit und Veränderung verstanden. Es geht um die Kraft, Vertrautes und Traditionen hinter sich zu lassen. Ein Mensch mit Fliehkraft geht über Grenzen hinaus und ist sehr kreativ. Er wagt das Unbekannte, kann Abschied nehmen vom Erreichten und sich auf Neues einlassen.
Auch die letzten beiden Grundimpulse sind gegensätzlich und gehören wie die anderen beiden zum ganzheitlichen Leben. Vier Grundimpulse bestimmen positiv unser Dasein und halten den Menschen im seelischen Gleichgewicht. Riemann sieht diese Grundimpulse in Beziehung zu jeweils spezifischen Ängsten. Die vier Grundformen der Angst entsprechen also den vier Grundimpulsen und Strebungen des Menschen.
Grundimpuls 1:
Die schizoide Persönlichkeitsstruktur
Der schizoide Mensch hat Angst vor Selbsthingabe,
der schizoide Mensch hat Angst vor Abhängigkeit,
der schizoide Mensch hat Angst vor Ich-Verlust,
der schizoide Mensch hat Angst vor zu viel Nähe.
Grundimpuls 2:
Die depressive Persönlichkeitsstruktur
Der depressive Mensch hat Angst vor Selbstwerdung,
der depressive Mensch hat Angst vor Ungeborgenheit,
der depressive Mensch hat Angst vor Isolation,
der depressive Mensch hat Angst, verlassen zu werden.
Grundimpuls 3:
Die zwanghafte Persönlichkeitsstruktur
Der zwanghafte Mensch hat Angst vor Wandlung,
der zwanghafte Mensch hat Angst vor Unsicherheit,
der zwanghafte Mensch hat Angst vor Chaos,
der zwanghafte Mensch hat Angst vor Kompromissen, Toleranz und Freiheit,
der zwanghafte Mensch hat Angst, Risiken einzugehen.
Grundimpuls 4:
Die hysterische Persönlichkeitsstruktur
Der hysterische Mensch hat Angst vor Unfreiheit,
der hysterische Mensch hat Angst, festgelegt zu werden,
der hysterische Mensch hat Angst