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wir bei dieser Methode mit ihnen und tragen das Drama weiter zur Heilung und Erlösung.

      Er sei ins Mysterium gefallen, sagt Jung, nachdem er von der schwarzen Schlange fast zerdrückt und von Salome salutiert wurde.20 Das Rote Buch zeigt uns den enormen Preis, den Jung für seine Erkenntnisse bezahlt hat, und das Ausmaß seines Muts und letztendlich seiner meisterhaften Selbstbeherrschung. Es ist die Dokumentation eines tiefgründigen schamanischen Abstiegs in die Unterwelt sowie eines langen Tests und einer ausführlichen Einweihung in Räumen des Dunklen, aus denen ein weniger starker Geist und eine schwächere Seele womöglich nie mehr den Weg zurück gefunden hätte.

      ***

      Aus der schamanischen Tiefe seiner persönlichen Erfahrungen, die auf der Wissenschaft, den Lehren und der analytischen Praxis beruhen, entwickelte Jung eine Tiefenpsychologie, in der Träume im Mittelpunkt stehen. Er erkannte, dass die meisten von uns nur ein oder zwei Stockwerke des Gebäudekomplexes bewohnen, aus dem unsere Psyche besteht, und sich der vielen anderen Ebenen und Räume gar nicht bewusst sind. Wie wir sehen werden, werden wir in unseren Träumen von Häusern (und anderen Träumen) wach für die Dinge, die sich auf den anderen Stockwerken befinden. Jung schuf den Begriff Individuation für den Prozess des Erkennens und Integrierens dessen, was in den restlichen Räumen unseres persönlichen Wohnhauses zu finden ist.

      Außerdem erfand er einen Wortschatz für das, was auf den verschiedenen Ebenen dieser Wohnhäuser lebt. Viele Begriffe sind dank der Arbeit von Jungs Anhängern wohl bekannt, wenn auch nicht immer richtig angewandt. Es gibt die Schattenseite, die einen oder mehrere Teile unseres Selbst darstellt, den oder die wir nicht mögen, nicht kennen und auch nicht kennen lernen wollen. Der Schatten kann negativ oder positiv sein. Dann gibt es die Anima, die Frau im Mann, und den Animus, den Mann in der Frau. In seinen späteren Jahren sagte Jung, den Schatten zu erkennen sei das, was er die Lehre nennt. Aber sich mit der Anima auseinanderzusetzen sei das, was er das Meisterwerk nenne, das nicht viele erreichen würden.21 Konflikte unter den Hausbewohnern sind genauso unvermeidbar wie Konflikte und »Widersprüche« in unserer Welt. Es gäbe keine Auflösung, nur das geduldige Ertragen von Gegensätzen, die sich letztendlich aus dem eigenen Wesen ergeben, schrieb Jung in einem Brief. Man selbst ist ein Konflikt, der in sich und gegen sich wütet, um seine unvereinbaren Substanzen - das Männliche und das Weibliche - im Feuer des Leidens miteinander zu verschmelzen und so die feste, unveränderbare Form zu erschaffen, die das Lebensziel ist. Wir werden so lange zwischen den Gegensätzen gekreuzigt und der Folter ausgeliefert, bis das versöhnende Dritte Gestalt annimmt.22 Und was ist dieses »versöhnende Dritte?« Es ist die Bewegung auf das Selbst zu (das wir das Höhere Selbst nennen können). Es bezieht die »Annäherung an das Göttliche« mit ein, die Jung als das Herzstück seines Werks definiert hat. Wie er sagte, galt das Hauptinteresse seiner Arbeit nicht der Behandlung von Neurosen, sondern vielmehr der Annäherung an das Göttliche ... Für Jung war die Annäherung an das Göttliche die wahre Therapie und insofern man die göttliche Erfahrung macht, wird man vom Fluch des Pathologischen befreit. Sogar die Krankheit an sich nimmt eine göttliche Eigenschaft an.23

      ***

      In der Praxis übernahm Jung mehrere der charakteristischen Methoden des Schamanen, der weiß, dass das richtige Lied oder die richtige Geschichte das Verhalten des Körpers verändern und die Kraft der Seele anrufen kann. Einmal erklärte sich Jung bereit, eine Frau mit »unheilbarer Schlaflosigkeit« zu empfangen, bei der bisher kein Mittel gewirkt hatte. In ihrer Gegenwart erinnerte er sich an ein Gutenachtlied, das seine Mutter ihm in seiner Kindheit vorgesungen hatte. Er fing an, es laut zu summen. Das Lied handelt von einem Mädchen in einem kleinen Boot auf einem Fluss voller glänzender Fische. Es hat den Rhythmus von Wind und Wasser. Jungs Patientin war verzaubert. Seit dieser Nacht war ihre Schlaflosigkeit wie weggeblasen. Ihr Hausarzt wollte wissen, was Jungs Geheimnis war. Er fragt sich, wie er dem Hausarzt hätte erklären können, dass er einfach nur auf sein Inneres gehört hatte? Er war auf dem Meer. Wie hätte er dem Mann sagen können, dass er der Patientin nur mit der Stimme seiner Mutter ein Gutenachtlied vorgesungen hatte? Eine Verzauberung dieser Art sei die älteste Form von Medizin.24

      Jung, der Traumschamane, wusste und bestand darauf, dass Träume uns zeigen, was die Seele im Leben will. In Erinnerungen, Träume und Gedanken schreibt er, ihm kämen den ganzen Tag über aufregende Ideen und Gedanken. Doch er beziehe nur die in seine Arbeit mit ein, zu denen seine Träume ihn leiten würden. Er war immer bereit, sich durch seine Träume in Bewegung zu versetzen und Kurskorrekturen von ihnen anzunehmen.

      Während er heilige Stätten in Indien aufsuchte, wurde er plötzlich auf eine wichtige Mission zurück nach Europa geschickt. In seinem Traum befindet sich Jung mit Freunden auf einer Insel an der Südküste von England. Er steht unter dem Schutzwall eines Schlosses, das von Kerzen erleuchtet ist. Er erkennt das Schloss als Heimat des heiligen Grals. Doch der Gral ist noch nicht da. Im Traum erfährt Jung, dass seine Mission darin besteht, in der Dunkelheit zu einem leeren, abgeschiedenen Haus zu schwimmen, den dort versteckten Gral zu bergen und ihn zu seinem wahren Zuhause zu bringen. Jung deutet den Traum als Aufforderung, als westlicher Mensch zu sehen und zu handeln. Er schreibt, es sei, als würde ihn der Traum fragen: ›Was machst du in Indien? Suche lieber für dich und deine Mitmenschen das heilende Gefäß, salvator mundi, das ihr so dringend braucht.‹25

      Ein Traum lieferte Jung ein Kraftbild zur Selbstheilung, als er nach einer Herzembolie im Jahr 1946 dem Tod nahe war. Er schrieb in seinem Bett mit Bleistift an einen englischen dominikanischen Priester (Victor White) über einen Traum, der ihm Hoffnung machte. Das Traumbild war ein bläulicher Diamant im Himmel, der sich in einem stillen, runden Teich spiegelte. Die ruhige Schlichtheit dieses Bildes nach den komplexen Stürmen seines früheren Lebens und seiner »Konfrontation mit dem Unbewussten« gab ihm Kraft und Zuflucht.

      Nahe dem Ende seines Lebens wurde Jung von einem Traum zu einem entschiedenen Schritt angespornt, sein Werk Lesern außerhalb des recht kleinen Kreises von Akademikern, Wissenschaftlern und Analytikern zugänglicher zu machen.

      Trotz des Überflusses an neuen Ausgaben und Auswahlbänden aus seinem Werk, die man in fast allen Buchhandlungen findet, lesen und verstehen heutzutage nicht viele Leute C. G. Jungs eigene Schriften (im Gegensatz zu jungianischen Erörterungen). Seine umfangreiche Lehre, einschließlich der Klassiker - deren Griechisch und Latein er für seine Monografien verwendet hat - ist für viele zu unförmig und abschreckend.

      In seinem letzten großen Essay hat Jung es jedoch geschafft, seine besten und originellsten Ideen so zu formulieren, dass sie für eine breite Leserschaft einfach genug sind, ohne irgendetwas zu verwässern oder zu vereinfachen. Er tat dies aufgrund eines Traums.

      1959 nahm Jung an mehreren sehr menschlichen gefilmten Interviews mit John Freeman von der BBC teil. Nachdem der Regisseur Aldus Books sie gesehen hatte, kam ihm eine glänzende Idee: Warum nicht Jung bitten, ein Buch für die Allgemeinheit zu schreiben? Als Freeman Jung auf Anweisung des Regisseurs fragte, war dessen Antwort ein glattes Nein. Er war mittlerweile über achtzig und wollte die Zeit, die ihm noch verblieb, nicht mit Bücherschreiben verschwenden. Doch dann träumte Jung, er würde an einem öffentlichen Ort stehen und vor einer bunten Menge von Menschen eine Vorlesung halten. Sie hörten nicht nur aufmerksam zu, sondern verstanden auch, was er sagte.

      Durch diesen Traum änderte Jung seine Meinung. Er setzte sich an das Buch, das nach seinem Tod unter dem Titel Beiträge zur Symbolik des Selbst veröffentlicht wurde. Er sah es als ein Gemeinschaftsprojekt an und bat Kollegen, denen er vertraute - wie zum Beispiel Marie-Louise von Franz -, eigene Kapitel beizusteuern. Sein persönlicher Beitrag war ein langer Essay mit dem Titel »Annäherung an das Unbewusste« über das Unbewusste. Der Aufsatz ist das Einfachste, was Jung je verfasst hat. Das heißt, wenn Sie auf den ersten Seiten auf einen Begriff wie z. B. Misoneismus (Angst vor dem Neuen) stoßen, dann bleiben Sie gelassen.

      In seinem Essay geht es hauptsächlich um Träume. Er hat ihn nur

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