Kampf mit den Tloxi. Matthias Falke

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Kampf mit den Tloxi - Matthias Falke

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mitgestaltet zu haben.

      Es ist kalt. Wir gehen beide auf und ab. Der Boden ist mit dicken Teppichen ausgelegt. Darunter knarren die Dielen des altehrwürdigen Gebäudes. Ab und zu kommt ein Mönch und bringt uns den dicken gesalzenen Tee dieser Welt. Die Mahlzeiten nehmen wir mit dem Abt des Klosters im großen Refektorium ein. Nachts schlafen wir eng aneinandergeschmiegt auf einer schmalen Pritsche, unter einer gemeinsamen Decke, denn die Temperatur fällt dann selbst in den Räumen unter den Gefrierpunkt. Das Kloster verfügt über keine Wasserleitung. Wir waschen uns draußen im Schnee. Primitive Solarzellen auf den Dächern versorgen die elektronischen Einrichtungen mit Energie. Alles ist äußerst schlicht und rudimentär, was den tagtäglichen Komfort angeht. Dennoch sind wir glücklich. So glücklich wie selten oder wie vielleicht überhaupt noch nie. Es mangelt uns an nichts. Doch auch hier können wir nicht bleiben. Wir können das letzte Kapitel dieses Berichts nicht schreiben, ehe es sich nicht ereignet hat, und eine Sache bleibt noch zu tun. Schon vor Ausbruch der Kampfhandlungen, die in dieser Chronik als Zthronmischer Krieg bezeichnet wurden, entdeckten Späher der Union eine weit entfernte Galaxie, die allen Gesetzen der Physik zu spotten schien. Sie konnte nicht auf natürlichem Wege entstanden sein. Wir vermuteten, dass sie manipuliert, möglicherweise gebaut sein könnte. Wir wollten sie erkunden. Aber die Eskalation der Ereignisse verhinderte es immer wieder. Bis heute ist das Vorhaben nicht eingelöst. Doch kehren wir zunächst an jenen Punkt zurück, an dem das bislang letzte Kapitel im dicken blutverklebten Buch der Union begann.

      Die zweite Welle wurde abgefeuert. Auch sie wurde von den Lambdas getragen. Lautlos glitten die eleganten mattschwarzen Torpedos aus ihren Schächten und schnellten sich mit blau glühenden Ionentriebwerken dem Sperrriegel entgegen, den die in aller Eile zusammengekratzte Flotte der Laya im Orbit über Sin Pur zu halten versuchte. Das Abwehrfeuer war von Panik diktiert und wirkungslos. Einige Dutzend Projektile unserer zweiten Woge detonierten tief in den gegnerischen Reihen. Sie belegten den Flottenverband mit Antimaterieclustern. Die Schiffe unserer Feinde versanken in einem Meer aus atomarem Feuer.

      »Sie haben genug«, sagte ich.

      Der Anblick war widrig. Ich wandte mich ab.

      »Frank ist wie immer viel zu mild«, spottete Rogers, bei dem auch diesmal alle Fäden zusammenliefen. »Gut, dass ich ihm bei Sina das Heft aus der Hand genommen habe. Wir würden sonst immer noch dort stehen und ein Bömbchen nach dem anderen runterschmeißen. Plopp, plopp! Gesetzt, die Sineser hätten so viel Geduld gehabt.«

      »Wir schießen mit Kanonen auf Spatzen!«, sagte ich mit Blick auf unsere Großkampfschiffe, die noch nicht einmal in das Geschehen eingegriffen hatten. Im Übrigen ließ ich mich nicht gerne an diese Episode erinnern.

      »Manchmal muss man mit Kanonen auf Spatzen schießen«, donnerte der alte Haudegen, »und sei es einzig zu dem Zweck, um zu zeigen, dass man die Kanonen hat!« Er grinste mir in seiner verwegenen Art zu.

      Ich sah ihn an. Er war in seinem Element. Die hellblauen Augen leuchteten unternehmungslustig. An den Schläfen traten die Adern dunkelrot hervor. Wie lange würde er das noch durchstehen? Er war nicht mehr der jugendliche Held, der Persephone für sich entschieden hatte. Auch nicht der alerte Frühpensionär, der vor Sina noch einmal in die Rolle des Schlachtenlenkers geschlüpft war. Er hatte die siebzig überschritten. Der Stress und der Alkohol hatten sein Gesicht verwüstet. Sein ganzer, inzwischen fast haarloser Kopf glühte. Und dass seine Hände zitterten, fiel nur deswegen nicht auf, weil er ununterbrochen gestikulierte und seinen Adjutanten unbeherrschte Anweisungen gab. Natürlich würde er niemals zugeben, dass es zu viel für ihn war. Er würde weitereilen, von einem Kriegschauplatz zum nächsten. Daran hatte es in der Union zum Glück ja keinen Mangel. Und irgendwann, irgendwo, im Orbit eines weit entfernten Planeten, den wir in unserer Jugend nicht einmal dem Namen nach gekannt hatten, würde er, den Befehl zum Angriff brüllend, einfach zusammenbrechen. General Rogers würde im Gefecht sterben, so viel stand fest. Nicht unter Feindeinwirkung, dazu war die Union trotz allem zu stark und dazu war er ein zu genialer Stratege, aber weil sein Herz ihm den Dienst versagte.

      »Das ist Schlächterei«, sagte ich noch.

      »Sie haben es so gewollt.« Er wies mir knurrend die Schulter und erteilte der Phalanx seiner Kommandanten und Staffelführer den Befehl für den nächsten Schritt.

      Unsere Flotte lag im Schutz einer gewaltigen Wolke aus Dunkler Materie. Wie eine Nebelbank von einigen Dutzend Kilometern Ausdehnung verbarg die seltsame Substanz unsere Hauptstreitmacht und machte sie für alle Arten der Feindeinwirkung unverwundbar. Einige Tonnen Gravitationsäquivalent in jedem Schiff, ein paar Kilo in jeder Sonde oder Drohne, reichten aus und die nichtmateriellen Gespinste des rätselhaften Stoffs spannten ihre geheimnisvollen Schnüre und Filamente zwischen den einzelnen Vorkommen aus. Die schlossen sich von selbst zu einem Chessov’schen Schild zusammen, der für Energie- und andere Impulswaffen undurchdringlich war. Vor allem wurden die destabiliserenden Effekte unserer eigenen Annihilatoren dadurch kompensiert. Während die Einheiten der Laya durcheinandertrudelten und sich gegenseitig mehr Schaden zufügten, als durch unsere Batterien entstanden wäre, lagen unsere Verbände unbeeindruckt auf dem Lagrange-Punkt I über Sin Pur und warteten das weitere Geschehen ab. Die Marquis de Laplace war das Flaggschiff, fliegender Gefechtsstand, Feuerleitzentrale, Munitionsdepot und Verbandsplatz in einem. Dazu hatte die militärische Führung der Union sich den Luxus geleistet, nicht weniger als drei Großkampfschiffe vom Typ Amboss zusammenzuziehen. Das war ein gewaltiges Argument. Jeder dieser Kreuzer konnte mit seiner Feuerkraft einen Planeten verbrennen. Sie so gehäuft einzusetzen, war taktisch sinnlos. Strategisch war es vielleicht sogar ein Risiko. Wenn nun an einer anderen Ecke unseres Imperiums, das zehntausend Lichtjahre umspannte, ein Konflikt ausbrach. Aber auch diese Streitmacht war nur ein kleiner Teil der Flotte, die die Union in dieser Zeit ihr Eigen nannte. Auch nach Abzug der Verbände, die als Besatzungsmächte auf unsicheren Welten gebunden waren, die zur Wartung oder Regeneration kommandiert waren, die im Zuge von routinemäßigen Rotationen und Verlegungen nicht die volle Kampfkraft bereitstellen konnten, war es nur eines von mehreren gleich starken Expeditionskorps. Es war die militärische Doktrin der fliegenden Crew, die Lehre aus dem Zthronmischen Krieg, dass die Union zu jedem gegebenen Zeitpunkt mindestens zwei Konflikte von der Größenordnung eines abfallenden Planeten gleichzeitig beherrschen konnte. Insofern war auch die gewaltige Übermacht, die allein schon durch ihr bloßes Erscheinen den Aufstand der Laya zermalmte, nur die Spitze des Eisberges, die Vorhut dessen, was wir in Bewegung gesetzt hätten, wenn die Union wirklich in ihrer Existenz bedroht gewesen wäre.

      Die paar leichteren Fregatten und Zerstörer, die zwanzig Geschwader schneller Jäger, die Torpedoschiffe, unbemannten Raketenwerfer und KI-gestützten, automatisch nachführenden Maserbatterien fielen demnach kaum weiter ins Gewicht. Die Schlacht, die ein bloßes Gemetzel war, bei dem die unterlegene Seite nie den Hauch einer Chance gehabt hatte, war für uns gewissermaßen nur eine Heerschau. Wir zeigten den anderen Völkern des von uns beherrschten Flickenteppichs, was wir aufzubieten in der Lage waren. Und wir staunten nicht zuletzt selbst darüber, was wir alles hatten!

      Unter uns funkelte der Planet Sin Pur. Eine tropische Wasserwelt. Ihre Ozeane leuchteten ultramarinblau in der Draufsicht. Zum stark gekrümmten Horizont hin gleißten sie in immer hellerem Silber. Aus dem Orbit waren keine Landmassen auszumachen. Es gab nur eine Insel, die groß genug war, eine Stadt zu tragen, aber Millionen von Eilanden, die man zu Fuß in wenigen Minuten umrunden konnte. Viele davon waren mit kleinen, komfortablen Bungalows ausgestattet. Sin Pur war eine Urlaubswelt. Auch wir hatten unseren Honeymoon dort verbracht. Jetzt war es Kriegsschauplatz.

      Dort unten war Sommer. Die innertropische Konvergenz, zu erkennen an einem dünnen, zopfartigen Wolkenband, brodelte entlang des nördlichen Wendekreises. Der Rest der endlosen Wassermassen lag im Licht der heißen Sonne des Systems. Von hier aus erschien der Planet öde. Ein Meer von der Größe einer Welt. Aber diese Welt hatte sich erhoben. Dem musste ein Riegel vorgeschoben werden.

      Im Moment hatten die Laya einen Abwehrriegel im niedrigen Orbit

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