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Jahre später in Pune in einer katholischen Einrichtung arbeitete, machte ich positivere Erfahrungen.

      ALSO DOCH NICHT ARBEITEN, NUR REISEN …

      Schnell entwickelte ich meine eigene Backpackerphilosophie. Die günstigste Unterkunft war mir gerade recht. Allerdings bin ich kein Schlafsaalfan, da ich gerne einen Platz habe, an dem ich mich zurückziehen kann. Das Alleinereisen war eine Illusion, denn es hat meistens nicht lange gedauert, bis ich eine Begleitung hatte. Backpacker der ganzen Welt reisten mit mir – fast alle mit der Traveler-Bibel, dem „Lonely Planet“, im Rucksack …

      Das Essen in Indien ist bis heute mein Lieblingsessen. Ich liebe Masalla Dosa zum Frühstück und habe mich auch verblüffend schnell an sehr scharfes Essen gewöhnt. Jeder Indienreisende wird am Anfang Durchfall bekommen. Man muss einmal richtig krank vom Essen werden und danach kann man alles essen. Ein Backpackergerücht? Für mich stimmte es. Ich habe Tabletten genommen und bin zwischen Bett und Klo in meinem Hotel in Delhi hin und her gewandelt. Nico, mit dem ich zuvor im Süden gereist und per Anhalter von Kerala bis nach Goa gefahren war, kam mich besuchen und kurz darauf war auch er krank. Wir nahmen die Medizin und schauten etwas benebelt die japanische Fernsehsendung Takeshi’s Castle in unserem Hotelzimmer.

      Kinobesuche wurden bald zu einem gelegentlichen Muss für den Indienreisenden. Im Süden sah ich Malayalam Filme, in denen der Held damals immer ein dicker Mann mit Schnurrbart war. Die Kinos, die ich dort 2005/​06 besuchte, waren nicht vergleichbar mit den modernen Hightech-Kinos, in denen ich 2009 war. Sie hatten einen Ticketcounter für Männer und einen für Frauen. Trotzdem gingen wenige Frauen in die Kinos, die sehr dunkel und auch dreckig waren. Mehr als einmal sah ich jemanden auf seinem Kinositz onanieren (ähnlich wie in den Internetcafés).

      Die Kinobesucher kannten die Filmmusik, lange bevor sie in den Film gingen, und manchmal sangen sie laut mit oder tanzten sogar. Wenn der Leinwandheld in eine Schlägerei verwickelt war, dann feuerten die Kinobesucher ihn an und manchmal mit Humor auch den Bösewicht. Der Soundtrack zum Tamil-Movie „Aathi“ ist immer noch eine meiner liebsten CDs.

      Natürlich sind die Bollywoodfilme, die in Mumbai gedreht werden und in denen Hindi gesprochen wird, die beliebtesten in ganz Indien, da sie die meisten Leute verstehen. Auch können viele Inder sich aufgrund der Bollywoodsprache mit anderen Indern aus ganz anderen Gegenden des Landes unterhalten.

      Ich hatte des Öfteren Begegnungen mit Filmteams in ganz Indien. Einmal ging ich in Mamalapuram Gedanken verloren auf einer Straße, als ich plötzlich in zwei Leute rannte. Es waren ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet, und eine Frau, die aussah, als müsste sie mit dem Sari und dem Make-up auf einem Laufsteg gehen. Sie sahen irgendwie fehl am Platze aus. Dann merkte ich, dass ich derjenige am falschen Ort war. Ich war in Filmaufnahmen gelaufen und ein paar Meter entfernt hatte ich damit eine ganze Schar Schaulustiger erheitert.

      Eine besondere Freude war auch, zu lernen, dass die Leute auf eine recht charmante Art den Kopf ein- oder zweimal seitlich halten, wenn sie Ja sagen wollen, was für uns Westler wie ein Nein aussieht. So war ich anfangs frustriert, dass mich kein Rikshawfahrer zu meiner gewünschten Adresse fahren wollte, obwohl sie alle Ja sagten.

      In Kottayam wollte ich öfters eine Autorickshaw in einen Ort namens Anadivayal nehmen. In Kerala sprechen die Leute eine Sprache, die Malayalam heißt und verglichen mit Hindi sehr schwer zu erlernen ist. Eine der Schwestern in der katholischen Einrichtung kam aus dem Nachbarstaat Tamil Nadu und ihre Muttersprache war Tamil. Sie sagte, sie lerne Malayalam seit zwanzig Jahren und verstehe es, aber würde immer noch nicht verstanden.

      Wenn ich einem Fahrer sagte: „Ich will nach Anadivayal!“, fragte der: „Wohin?“

      „Anadivayal!“

      „Kenn ich nicht!“

      Wenn ich ihnen dann den Namen aufschrieb, sagten sie: „Ah! Anadivayal!“ Es klang in meinen Ohren zu hundert Prozent gleich!

      Ich lernte nur ein paar einfache Sätze in Hindi und war begeistert davon, wie froh viele Inder waren, wenn ich die Sätze anbrachte. Oft wurde ich zur Familie nach Hause eingeladen.

      Ich machte mehrmals den Versuch, Kochkurse für indische Küche zu bekommen, die alle interessant waren, doch gemerkt habe ich mir leider nichts davon. Einer davon war ein Touristenangebot, in dem hauptsächlich für das Kochbuch des Kochs aus Kerala geworben wurde, der uns riet, importierte Fertigmischungen für Massala Dosai in unseren Heimatländern zu kaufen.

      Die anderen Kochkurse organisierte ich mir selbst, indem ich in den Unterkünften, in denen ich wohnte, nachfragte, ob ich beim Kochen dabei sein dürfe. Optisches und geschmackliches Highlight war das kokosnussreiche Thali, auf einem Bananenblatt serviert, mit dem in Kerala üblichen Riesenreis. Wie kocht man es? Egal, saugeil hat’s geschmeckt!

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