Himmel 4.0. Erik Händeler
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Ach ja, bleibt neben den „richtigen“ Glaubensthemen auch noch der Auftrag, die Welt zu gestalten. Wer das Leiden und die Instabilität am Ende der Industriegesellschaft verringern will, der sollte den Strukturwandel hin zur Wissensgesellschaft vorantreiben (s. Abschn. Von einem neuen Zukunftsbild, das die Ängste des Wandels auffängt). Der Blick auf die Veränderungen in der Wirtschaft macht den Wandel in der Gesellschaft verständlich und lässt eine Sicherheit dafür gewinnen, warum und wie sich Kirche(n) samt Gemeinden und ihren gesellschaftspolitischen Verbänden neu aufstellen können.
Der lange Weg einer Idee
Dieses Buch war völlig ungeplant. Der Kern begann mal als Papier für den Eichstätter Pastoralrat zur Gemeindereform; wurde dann ausgebaut als Papier zur innerkirchlichen Streitkultur für das Landeskomitee der Katholiken in Bayern und dort stark gekürzt versenkt; es stieß auf die Realität meiner Kirchengemeinde; unter einigem Ringen in der Zukunftswerkstatt für den KKV – Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung entstand dann daraus ein Grundlagentext, der am 26. Mai 2017 bei dessen Bundesverbandstag in München vorgestellt wurde; um dann von zahlreichen Missverständnissen und ihrer Aufklärung, Widerständen und Gegenmeinungen bei Vorträgen abgeschliffen zu werden; es liegt nun, mit Hilfe von Freunden und kompetenten Insidern, als Büchlein vor, um innerkirchlich ein neues Narrativ anzuregen und gleichzeitig mit Nicht- oder Andersgläubigen in einen Wertedialog darüber zu treten, wie Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten sind. Klar, dass dazu ein Leben nicht ausreicht.
Warum der Titel „Himmel 4.0“? Die meisten Wirtschaftsverbände und Unternehmen fragten in den vergangenen beiden Jahren 2016 / 17 nach Rednern, die über Digitalisierung und Industrie 4.0 sprechen – diese Themen wollten sie bei ihren Jahrestagungen behandelt wissen. In deren Zählung waren die Dampfmaschine sowie die darauf folgende Eisenbahn die erste Industrielle Revolution. Industrie 2.0 war dann die Elektrifizierung, welche Massenproduktion und wieder ein halbes Jahrhundert später mit dem Fließband das Auto ermöglichte; Industrie 3.0 soll der Computer gewesen sein, das Internet der Dinge nun also Industrie 4.0.
Weil diese Einteilung im Moment jedenfalls populär ist, hänge ich mich mit meinem Buchtitel daran an. Wer meine Arbeit zu den 40 bis 60 Jahre langen Strukturzyklen (Kondratieffs) kennt, weiß, dass ich ein anderes Bild von der Wirtschaftsgeschichte habe: Die frühe Industrialisierung bestand aus zwei unterschiedlichen Strukturzyklen. Denn die Dampfmaschine sorgte Ende des 18. Jahrhunderts für einen Boom, als sie Bergwerke entwässerte, Luft in Hochöfen blies und Spinnräder antrieb, also in der unmittelbaren Produktion half. Die Eisenbahn erzeugte erst so 60 Jahre später einen neuen Boom, weil sie Transportkosten reduzierte, die Fläche erschloss und so größere Stückzahlen rentabel machte. Auch das Zeitalter der Massenproduktion besteht aus zwei Zyklen: Der elektrische Strom wirkte ab 1890 auch auf Chemie und Stahl, das Auto rund um den Verbrennungsmotor erschloss die individuelle Mobilität erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Computer hat uns seit Jahrzehnten die strukturierte Wissensverarbeitung abgenommen: Robotersteuerung, Telefonvermittlung, Serienbrief mit anderer Adresse ausdrucken. Das alles hat den Wohlstand nicht erst seit gestern gesteigert, sodass ich „Industrie 4.0“ nur als ein Unterkapitel der großen Computerrevolution einordne. Ich zweifle auch an einem großen Boom, der daraus folgen sollte, so als ob wir nur die Maschinen per Internet der Dinge verbinden und optimieren müssten und dann der nächste große Aufschwung käme. Dabei haben wir doch gar keinen Mangel an „Dingen“: Unsere Häuser sind dermaßen vollgestopft von Zeug, von unten im Keller bis oben unters Dach. Der Mangel unserer Zeit ist immateriell: an Problemlösungen, an Beratung, an Qualität, an Gesundheit, aber doch nicht an materiellen Gütern! In der nächsten Industriellen Revolution geht es um die gedachte Welt, es geht um die Vorgänge im Menschen und zwischen Menschen!
Übertragen auf Kirche, wäre Himmel 1.0 die Zeit, als sie die neue Arbeiterschicht einband und sich der sozialen Frage stellte, verbunden mit Namen wie Kolping, Wichern und von Ketteler. Die Öffnung zur Welt und die Kooperation mit anderen Konfessionen und Religionen in der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils mögen Himmel 2.0 entsprechen, Himmel 3.0 dem Engagement für eine global gerechte Welt und ökologische Nachhaltigkeit. Aber Himmel 4.0?
Kirchen, ihre Ortsgemeinden und Verbände sind zu einer anderen Zeit entstanden, mit anderen Bedürfnissen und Problemen. Sie scheinen an Mitgliedern und Substanz zu verlieren, ein Relikt früherer Epochen zu sein. Die meisten religiösen Menschen haben aber auch Kontakt zur Berufswelt und stehen so mit ihren Haltungen an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Glauben – und damit an der Stelle, an der gerade die Zukunft entsteht. Sie wollen einerseits ihre Gemeinde erhalten und erneuern und andererseits ihre Erfahrung aus dem neuen Arbeitsalltag in die Kirche(n) miteinbringen. Für sie geht es darum, die verbliebenen Ressourcen zu sammeln. Sie wollen Ziele neu formulieren und Vorschläge machen, wie die neue Zeit in ihre Gemeinden hineinwirken kann – damit diese sich neu formatieren und in ihr gesellschaftliches Umfeld ausstrahlen können. Himmel 4.0: Wenn sich dann der aufgewirbelte Staub der Veränderung gelegt haben wird, tritt eine Welt zutage, in der das Evangelium ganz neue Chancen hat, erzählt, bedacht und umgesetzt zu werden.
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