Wehre dich deiner Haut. Sigrid Uhlig
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Der Kundenservice lehnte eine mündliche Kündigung ab. Noch am gleichen Tag setzte sie Erna schriftlich auf und trug den Brief zur Post. In der Antwort teilte man ihr mit, dass sie bei Abbestellungen eine Frist von vier Wochen, immer zum Monatsende, einzuhalten habe.
Erna führte Selbstgespräche: „Nein, liebe Mitarbeiter vom Abo-Service, da habt ihr eure eigene Ratgeberseite nicht gelesen. Informationen müssen so sein, dass man sie nicht übersehen kann und die Preiserhöhung stellt eine einseitige Vertragsänderung dar, die ich nicht zu akzeptieren brauche. Sie ging in Widerspruch. Zum Ersten des neuen Monats war keine Zeitung mehr im Briefkasten.
SO EIN KÄSE
Erna hatte einen angenehmen Abend mit Freunden verbracht. Es war zur Tradition geworden und wirkte sehr beruhigend, sich hinterher gegenseitig anzurufen. „Bin gut nach Hause gekommen.“ Als sie das Handy aus der Hand legen wollte, stellte sie fest, dass das Display verschmiert war und reinigte es mit einem feuchten Brillenputztuch. Mit ihrem Werk immer noch nicht zufrieden, griff sie nach dem kleinen Mikrofasertuch vom Brillenetui. Als sie am nächsten Morgen vom Arzt kam, wollte sie nachsehen, ob jemand angerufen hatte. Aber wo war das Handy? In der Handtasche war es nicht. Neben dem Computer lag es nicht und auf dem Tischchen neben dem Fernsehsessel auch nicht.
Wie jeder Mensch, so hatte auch Erna ihre Fehler. Sie konnte sich selbst völlig zerfleischen, wenn etwas nicht an seinem Platz lag oder organisatorisch nicht klappte. Wo also war das Handy?
Zum wiederholten Male wühlte sie ihre Handtasche durch. Nichts!
Schwarze Handtasche, schwarze Schlüsselbundhülle, schwarze Geldbörse, schwarzes Handy. Kannten die Designer nur noch die Farbe schwarz? Sie schüttete die Tasche aus. Kein Handy.
Noch nie hatte sie es verlegt. Wo konnte es nur sein? Nervös lief sie durch die Wohnung und kontrollierte alle Ablageflächen. Ein moderner Mensch hat ein Ersatzgerät, so auch Erna. „Unnötige Gebühren“, schimpfte sie mit sich selbst und rief an. Der Klingelton kam schrill vom Tisch neben dem Fernsehsessel. Zu sehen war es nicht. Ein kleiner Stapel ungelesener Zeitungen lag drauf. Jede einzelne hob sie vorsichtig hoch. Dazwischen war es nicht. Konnte es heruntergefallen sein? Hoffentlich trat sie nicht drauf. Auf dem Teppich lag nicht mal eine Fussel. Gedankenverloren griff sie nach der Brille, um sie ins Etui zu stecken. Aber sie ging nicht hinein, denn seit letzter Nacht schlief darin das Handy.
An ihrem eigenen Verstand zweifelnd, musste sie über diesen Vorfall mit jemandem reden. Erna rief ihre Nichte an.
„Aber Tantchen“, meinte sie, „mach dich doch nicht so fertig. Schau mal, ich bin viel jünger als du. Mein Handy habe ich zwei Tage gesucht und es nur gefunden, weil jemand angerufen hat. Es lag unterm Käse im Kühlschrank.“
SCHWARZE PFANNE
Wie Geschwister war Erna mit ihrer Kusine Elfriede aufgewachsen. Eines Tages wanderten Elfriedes Eltern nach Amerika aus und nahmen die Tochter natürlich mit. Die beiden Mädchen litten sehr unter der räumlichen Trennung.
Viele Jahre waren vergangen und die Kinder inzwischen Großmütter geworden. Elfriede hatte wieder einmal ihren Besuch in Deutschland angekündigt. Alles sollte perfekt sein. Erna kaufte eine neue Pfanne.
Das Mittagessen hätte jedem Gourmet zur Ehre gereicht. Wenn man sich selten sieht, gibt es sehr viel zu erzählen. Den beiden Frauen lief die Zeit einfach davon.
Erna hatte einen Arzttermin. „Geh schon“, sagte Elfriede zu ihr, „den Abwasch kann ich in der Zwischenzeit machen.“
Obwohl Erna bestellt war, musste sie ziemlich lange warten. Als sie zurückkam war der Abwasch erledigt.
Ziemlich pikiert sagte Elfriede zu ihr: „Du bist immer so ordentlich. Wie kannst du die Pfanne so schwarz werden lassen. Zwei Stunden habe ich gescheuert, um sie wieder sauber zu bekommen.“ Die Beschichtung war verschwunden.
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