Herzensöffnung (2): Versöhnung. Hero Leander
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Читать онлайн книгу Herzensöffnung (2): Versöhnung - Hero Leander страница 16
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Maria.
„Gehen wir noch einmal runter und schwimmen etwas. Das würde mir jetzt richtig guttun.“
Fünf Minuten später standen sie im Becken und genossen, wie der Boden ganz langsam immer tiefer sank und der Wasserspiegel stieg. Maria hatte ihre Arme um Wolframs Hals geschlungen und meinte: „Wenn ich ertrinke, musst du mich aber retten.“
„Das werde ich!“, versprach Wolfram lachend.
Doch der Boden blieb auf einer Höhe stehen, bei der Maria das Wasser bis zum Hals ging. Trotzdem sprang sie ihren Mann an, hielt sich mit ihren Knien an seiner Hüfte fest und rief: „Hilfe, ich habe keinen Grund mehr. Hilf mir, sonst muss ich ertrinken!“ Wolfram lächelte, hielt sie ganz fest und küsste sie.
Nach einer Weile, als sie mit dem Blödeln aufhörten, schwammen sie noch mindestens eine halbe Stunde. Maria setzte immer mal ab, aber ihre geschwommenen Strecken wurden immer länger.
„Wenn wir jeden Tag hier unten üben“, sagte Wolfram, „dann kannst du im Sommer sicher genauso gut schwimmen wie ich.“
„Wir können’s probieren. Es muss ja nicht jeden Tag sein, aber irgendwie gefällt mir das hier.“
Wolfram umarmte sie und meinte: „Ich hab’s dir doch gesagt. Du wirst die Villa noch lieben lernen.“
Maria zuckte mit den Schultern und schmunzelte vor sich hin. Ein Schwimmbecken im Keller war wirklich nicht zu verachten.
Im Bett umarmte sie ihren Wolfram und sagte: „Ich liebe dich!“ Dann schlief sie in dieser Umarmung ein.
Am nächsten Tag musste Maria ihre neue Arbeit antreten. Sie war mächtig aufgeregt. Wolfram empfahl ihr, eine schwarze Perücke zu tragen, die er extra dafür gekauft hatte, und auch die getönte Brille, die nur Fensterglas in der Fassung hatte. So konnte sie ihre blonden Haare verbergen und auch die Brille ließ sie anders aussehen. Ebenso sollte sie sich stark schminken. Wolfram meinte, es wäre besser so, denn dadurch werde sie niemand erkennen, wenn man ihr normal auf der Straße begegne. Maria befolgte jeden Rat, den ihr Wolfram gab. Sie vertraute ihm. Auch ihn kannte ja kaum jemand in der Firma persönlich.
Als Maria vor ihre drei Mitarbeiter trat, war sie nicht zu erkennen. Den Rest machte das elegante Kleid, das sie zwei Stunden vorher in Uelzen gekauft hatten. Nun stand sie vor Anja Kraft, Nicole Neumann und Paul Quertreiber. Sie erinnerte sich kaum noch, was Wolfram ihr als Anfangsrede empfohlen hatte. Trotzdem begann sie.
„Ich kann Sie drei zu dieser neuen Arbeit beglückwünschen. Sie sind die kräftige Anja, Doppel-N und der Quertreiber. Nennen Sie mich bitte immer nur Maria. Ich wünsche keine Titel oder Ähnliches. Sie werden größtenteils selbstständig arbeiten. Ich vertraue Ihrer Beurteilung. Nein, nein, nicht der Ihrer Vorgesetzten. Die würde vielleicht nicht so gut ausfallen. Aber dafür sind Sie ja hier, damit auch die Menschen an der Basis gerecht behandelt werden. Überprüfen Sie bitte selbstständig, ob das Eingereichte echt ist oder nur übertriebenes Geltungsbedürfnis. Alle berechtigten Fälle schicken Sie mir bitte per E-Mail zu. Meine E-Mail-Adresse ist hier.“ Damit reichte sie jedem einen Zettel, auf dem die Adresse stand. „Ich werde Sie nicht jeden Tag behelligen. Trotzdem erwarte ich von Ihnen eine vorbildliche Disziplin; besonders in der Einhaltung der Arbeitszeit. Denken Sie immer daran, dass Sie jetzt von der gesamten Belegschaft beobachtet werden. Sie können sich jetzt keine krummen Touren leisten. Es würde mir sofort zugetragen und ich wäre dann gezwungen zu reagieren. Wenn etwas passiert ist, dann teilen Sie mir das per E-Mail mit. Egal, was es ist. Wir werden uns bestimmt immer einig. Aber wenn es mir von anderer Stelle zugetragen wird, dann muss ich vielleicht Maßnahmen ergreifen, die wir vermeiden könnten, wenn es unter uns bliebe. Das wäre vorläufig alles, was ich Ihnen mitteilen wollte. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?“
Anja fragte vorsichtig: „Sie sind wirklich die Frau vom großen Chef?“
„Ja, warum?“
„Ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt. Irgendwie strenger.“
„Ich danke Ihnen. Sie sind für Ihre Ehrlichkeit bekannt. Aber mal unter uns gesagt, Chefs und ihre Frauen sind auch nur Menschen. Ich glaube, wir werden gut zusammenarbeiten. Sehen Sie mich nicht als Ihre Chefin, sondern mehr als Ihre Aufsicht. Das trifft es vermutlich besser. Wie ich schon sagte, werde ich nicht oft hier sein. Arbeiten Sie trotzdem gewissenhaft und wir werden gut miteinander auskommen.“
Da meldete sich Paul mit der Frage: „Wie können wir Sie erreichen, wenn es mal etwas Eiliges gibt? Ist E-Mail da nicht zu langsam?“
„Es gibt hier nichts Eiliges! Sollte es wider Erwarten doch einmal so sein, dann haben Sie von mir jetzt die Genehmigung, zu dritt zu beraten und am Ende selbst zu entscheiden. Eine Telefonnummer gibt es nicht von mir, wenn Sie das meinen. Ich bin viel unterwegs und ich mag Handys nicht. Haben Sie sonst noch Fragen?“
Die drei schüttelten die Köpfe.
„Dann wünsche ich Ihnen einen guten Start ins neue Arbeitsjahr. Auf Wiedersehen.“
Als Maria gegangen war, sahen sich die drei staunend an und zuckten mit den Schultern.
„Was war denn das?“, fragte Nicole.
Anja meinte: „Hoffentlich bleibt sie so. Sie macht einen netten Eindruck.“
„Na, das muss bei Frauen nicht viel bedeuten. Das kann schon morgen völlig anders sein“, sagte Paul dazu.
„Du musst es ja wissen“, kicherte Anja. Es war bekannt, dass Paul so seine Probleme mit Frauen hatte.
Im Moment hatten sie noch nicht viel zu tun. Deshalb bewerteten sie erst mal ihre neue Chefin. Nicole stellte fest: „Sie kommt bestimmt aus dem Osten. Habt ihr diesen merkwürdigen Akzent bemerkt?“
„Ich glaube, hinter Dresden sprechen sie so. Wie auch immer. Hauptsache, sie lässt uns in Frieden“, fügte Paul hinzu.
„Aber gut sieht sie aus“, sagte Anja.
Damit war das Thema Chefin erst mal abgehakt.
Vier Tage später rief Andrea abends an. Neben ihr stand Olaf. Er wollte unbedingt mit Wolfram sprechen. „Ich wollte mich noch für das Kuvert und das viele Geld bedanken. Warum haben Sie es nicht Andrea gegeben? Sie kann es doch genauso gebrauchen.“
Wolfram antwortete: „Andrea ist jetzt mit Sven verheiratet. Sven verdient recht gut. Für Sie war dieses Kuvert hilfreicher. Wir haben es wirklich gern gegeben. Olaf, ich verdiene hier in Deutschland gut. Für mich sind 740,-NOK nicht wirklich viel Geld. Wenn ich mit meiner Familie in einer Gaststätte essen gehe, bezahle ich etwa das Gleiche. Also haben wir nur einmal auf die Gaststätte verzichtet. Ich bin überzeugt, Ihnen hilft es mehr als uns. Haben Sie schon einmal Ihr Konto überprüft?“
„Nein. Wozu? Sie sagten doch, dass bei Ihnen erst am Monatsende Gehalt gezahlt wird.“
„Ich habe durchsetzen können, dass Sie einen Vorschuss bekommen. Den Rest gibt es dann am Monatsende.“
„Ist das wahr?“
„Warum