dem Weg durch all diese Phasen soll dieses Büchlein Sie begleiten. Als Nachschlagewerk, in der Handtasche, als Informationsleitsystem, zum Festhalten.
Im Rahmen meiner Recherchen für dieses Buch habe ich viele Frauen im Alter zwischen 30 Jahren und 60 Jahren kennengelernt. Frauen mit Ausstrahlung, einem warmen Herzen, viel Humor und messerscharfer Intelligenz. Ganz unterschiedliche Frauen, die alle eins eint: Sie sind ein Gewinn für diese Welt. Und sie wissen das nun auch wieder. Ich freue mich, nun Sie kennenzulernen, und wünsche mir, dass auch Sie bald wieder die Gewissheit in sich spüren, dass Ihr Dasein die Welt ein kleines bisschen schöner und heller macht.
Dieses Buch ist ein sehr persönliches Buch. Daher spreche ich nur von dem, was ich kenne und mit gutem Gewissen empfehlen kann. Ich spreche Frauen an, die in einer Beziehung mit einem Mann waren. Ich spreche nicht von den Kindern, nur von Ihnen. Sicherlich tun sich mit Kindern noch viele weitere Fragen auf, die ich nicht beantworten kann (andere sind hier berufener). Aber die Frage des eigenen Lebens betrifft Mütter wie kinderlose Frauen. Und jede stellt sich – abends, wenn das Tagwerk erledigt, die Arbeit getan, das Kind im Bett, die Freundin nach Hause gegangen – viele Fragen.
Wie Sie das Buch lesen:
Dieses Buch kennt keine Regeln. Schlagen Sie das Kapitel auf, welches Sie anspricht. Oder lesen Sie es von vorne nach hinten oder umgekehrt. In vielen Kapiteln finden Sie Tipps und Übungen zum Ausprobieren.
In der Rubrik Achtung Falle! stelle ich ihnen Stolpersteine vor, damit Sie sie umgehen können. Denkfehler entstehen oft aus Gewohnheit und/oder Traurigkeit. Sie zu erkennen hilft, sie zu vermeiden.
Dieses Buch ist nicht vollständig. Sie werden Ihren ganz eigenen Weg aus dieser Krise und in Ihr neues Leben finden. Und mit diesem Wissen und der daraus gewonnenen Stärke andere inspirieren.
Teil I
Der Schock
Die Geschichte von
der Schnecke
Eines Tages krabbelte die Schnecke wie jeden Tag auf ihrer Wiese umher. Sie traf die alten Bekannten, knabberte ein bisschen am Gras. Heute wollte sie einen kleinen Spaziergang Richtung Blumenwiese unternehmen. Und sie freute sich schon darauf. Da plötzlich: Ein Ruck und ihr Körper hing in der Luft! Ihr Herz klopfte wild, ihr wurde schwindelig. Der Boden verschwand unter ihrem Körper, das Gras war verschwunden. Jemand hatte sie hochgehoben – hoch in die Luft. Und ebenso schnell landete sie mit einem dumpfen Plumps wieder auf der Erde. Fassungslos! Verschwunden das Gras, verschwunden die Blumenwiese um die Ecke, verschwunden die alten Bekannten. Das hatte sie nicht gewollt! Das hatte sie nicht entschieden! Niemand hatte sie gefragt! Wo war sie? Wen konnte sie fragen? Was gab es heute zu essen? Und wo war ihr Liebstes?
Wie diese kleine Schnecke fühlen wir uns, wenn uns ohne (oder selbst mit) Vorwarnung ein neues Leben „trifft“. Oft passiert das in der Form eines Verlustes. Dann gilt es
1 zu überleben
2 Hilfe anzunehmen
3 mit dem Schmerz umzugehen
4 die neue Umgebung zu erkunden
5 etwas zu essen zu finden
6 ein neues Leben aufzubauen
Die Geschichte der Schnecke klingt vielleicht nett – doch sie soll nichts verharmlosen. Die Trennung einer langjährigen Beziehung oder sogar einer Ehe ist kein „bisschen Liebeskummer“. Es ist eine echte Lebenskrise. In der Psychologie gilt die Scheidung als kritisches Lebensereignis, das Menschen extrem belasten kann.
Daher gilt: Suchen Sie sich Hilfe und lassen Sie sich helfen. Ich freue mich, wenn dieses Buch Sie ein Stück des Weges in ein neues Leben begleiten darf.
Im Folgenden stelle ich Ihnen zunächst einige Anregungen vor, wie Sie diese Phase gut überstehen können. Und vielleicht stellen Sie – mit der kleinen Schnecke – fest, dass die neue Wiese mindestens so viel zu bieten hat wie die alte. Die ersten zaghaften Schritte, das Ausstrecken der Fühlerchen – das ist anstrengend. Aber es lohnt sich. Und Sie werden feststellen, dass es von Tag zu Tag einfacher wird. Bleiben Sie dran!
Überleben
in der neuen Situation
Es kann sein, dass Sie einen Schock erlitten haben. Jetzt gilt es erst einmal die wichtigsten Grundbedürfnisse des Körpers und der Seele zu beachten. Die können je nach Ihrer eigenen Situation sehr unterschiedliche sein. Setzen Sie sich nicht unter Druck. Wenn Sie nichts spüren, ist es auch in Ordnung.
Zentral sind:
1 Weiteratmen. Solange sie weiteratmen, ist alles in Ordnung. Mehr ist nicht zu tun.
2 Ausreichend trinken. Am besten Wasser und Tee.
3 Regelmäßig essen. Am besten ab und zu Gemüse und Obst.
Wenn Sie jetzt noch das Bedürfnis nach frischer Luft und/oder Bewegung haben: wunderbar!
Es ist aber auch völlig in Ordnung, wenn Sie nur im Dunklen sitzen und niemand sehen wollen. Das ist Ihre Zeit.
Wenn Sie weiteratmen, haben Sie die Herausforderung „Überleben“ schon gemeistert.
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