Ev32. Gute Nacht, Editha. Ev von der Gracht

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Ev32. Gute Nacht, Editha - Ev von der Gracht

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der inzwischen aber nicht mehr 400 km entfernt wohnt.

      Die Luft riecht nach Frühling. Endlich ist der Schnee geschmolzen und die ersten Schneeglöckchen recken ihre Köpfe aus der Erde der Sonne entgegen.

      Das Thermometer an meinem Fenster zeigt 15 Grad im Schatten. Es ist noch früh am Tag und so beschließe ich, einen Spaziergang an der Rur zu machen. Gesagt – getan, heute muss es bunt sein, ich kann diese dunklen Klamotten nicht mehr sehen und entscheide mich für das gelbe Kostüm. Nur jetzt, welche Schuhe? Ich nehme meine roten Heels und die rote Handtasche. Mütze oder Hut? Nichts da – keines von beiden – der Kopf braucht frische Luft.

      Rasch noch die Tasche geschnappt, abschließen und raus zum Auto.

      In dem Moment, in dem ich losfahre, klingelt mein Handy.

      Auf dem Display sehe ich eine Nummer die mir bekannt vorkommt, die ich aber nicht eruieren kann. Sofort, als ich abhebe, meldet sich eine Männerstimme.

      „Hallo Lis, hier ist Andreas, was machst Du heute bei diesem herrlichen Wetter?“

      Oh, was soll ich sagen – soll ich fragen welcher Andreas? Ich kenne vier Andreas – meine Güte. Ich antworte erst einmal:

      „Ich weiß noch nicht, warum fragst Du? Hast Du etwas vor?“

      „Ach, ich habe solange nichts von dir gehört“

      ---

      Aha, er hat lange nichts von mir gehört - -

      Ich grüble noch immer, wer er ist und was er von mir will.

      „Was machst Du jetzt so?“

      Seine Antwort kam prompt:

      „Ich sitze noch am Schreibtisch.“

      Jetzt weiß ich, dass er ein Bürohengst ist. Entschlossen eine Antwort zu bekommen, frage ich weiter, traue mich aber nicht, direkt zu sein:

      „Wann hatten wir eigentlich den letzten Kontakt, muss ja schon sehr lange her sein?“

      „Warte mal, äh, ich glaube, es war 2008.“

      Meine Güte, das soll ich heute noch wissen?

      Das ist ja schon eine Ewigkeit her – 2008 einen Andreas?

      Offensichtlich habe ich aber wohl einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Scheibenkleister – wer ist das denn?

      „Hast Du eine neue Nummer?“

      „Nöö, immer noch dieselbe von damals.“

      Dieselbe Nummer von damals – aber kein Name ist zu sehen – Was soll ich bloß machen, auf keinen Fall nach weiteren Einzelheiten fragen –.

      „Du, ich muss jetzt auflegen – hier wird der Verkehr sehr kritisch, nett mit dir geplaudert zu haben, Tschüß“ „Tschüß.“

      So fahre ich also weiter Richtung Heimbach, komme durch winzige Straßendörfer, sehe links und rechts Felder und muss in Hergarten aufpassen, dass ich nicht die Abzweigung nach Heimbach verpasse.

      Es ist ein größeres Dorf, wie aus dem Bilderbuch. Ein Haus neben dem anderen, schmale Bürgersteige, kein Mensch auf den Straßen zu sehen, an einer Straßenseite ein Auto. Auf dem Straßenschild: 6 km bis Heimbach. Da höre ich:

      „Brücke an Captain, es kommt eine Nachricht herein.“

      Aha, eine SMS, na, die kann ich während der Fahrt sowieso nicht lesen.

      Inzwischen bin ich in Heimbach angekommen, fahre durch den Ort und dann über die Rur. Direkt an der Rur ist ein schöner Parkplatz, fast leer. So nehme ich mein Handy, den Fotoapparat und steige aus. Wie schön es hier ist. Dieser Ort wirkt auf mich wie verzaubert – was wohl an meiner eigenen Stimmung liegt.

      Ich sehe, wie die Rur langsam dahin fließt, und als ich die Straße weiter entlang gehe, kann ich in einen Lehrpfad einbiegen, und das Schloss gegenüber auf dem Berg gut sehen. Mein Weg führt mich bergan und ich finde eine Bank. Hier kann ich mich endlich ausruhen, denn ich habe die falschen Schuhe an. Mit Heels auf einem sandigen Weg, wobei ich auch noch auf die Wurzeln und die neben dem Weg stehenden Sträucher achten muss. Dabei habe ich im Auto ein Paar Turnschuhe. Naja, so etwas kann mir nur mir passieren weil ich mit meinen Gedanken spazieren gegangen bin.

      Mein Blick geht über das ganze Tal unter mir und ich nehme meinen Fotoapparat – fotografiere die Umgebung und das Schloss. Es ist ganz ruhig an diesem Vormittag, bisher ist mir kein Mensch begegnet. Ich schaue hinunter, wie klein alles aussieht. Auf der anderen Flussseite sehe ich das kleine Städtchen. Auch ein Pärchen sehe ich. Sie sehen niedlich aus – sie läuft vorneweg – und er läuft ihr hinter her.

      Als das Handy klingelt, fällt mir siedendheiß die SMS ein.

      Aber es ist Editha, die mich anruft.

      „Hallo Lis – was machst Du gerade?“

      Habe ich diese Frage nicht selber vorhin gestellt? Ja, ich muss lachen.

      „Ich sitze auf einer Bank an der Rur.“

      „Ach, warum hast du mich nicht angerufen, ich wäre doch mitgekommen. Ein kleiner Spaziergang würde mir auch gut tun.“

      „Editha, das wäre zu weit für dich.“

      „Ach was, ich habe heute sowieso noch nichts vor. Wollen wir nachher zusammen zum Mittag essen?“

      „Liebe Editha, ich sagte es eben schon, das ist ein bisschen weit von dir. Ich sitze an der Rur ohne H.“

      „Na, Du machst ja Sachen, willst Du mich auf den Arm nehmen? Rur ohne H – das gibt es doch gar nicht. So viel deutsch kann ich, dass ich weiß, Ruhr wird immer mit H geschrieben.“

      „Editha, die Ruhr, die Du meinst, wird auch so geschrieben, aber ich sitze an der Rur ohne H.“

      „Und wo soll die sein?“

      „Die ist in der Eifel.“

      „Du willst mir doch nicht weiß machen, dass Du jetzt in Belgien bist.“

      „Editha, die Eifel ist in Deutschland, Belgien ist das Nachbarland, aber da fließt die Rur auch durch.“

      „Gibt es dort auch Pralinen?“

      „Keine Ahnung, wahrscheinlich, aber ich sitze hier in der Eifel und fahre nachher zurück nach Kommern. Da habe ich mir seit gestern ein Zimmer für dieses Wochenende gemietet.“

      „Meine Güte, so viele Kilometer an einem Tag. Aber wenn Du dir in Pommern ein Zimmer gemietet hast, warum fährst Du dann durch ganz Deutschland nach Belgien?“

      „Editha, jetzt hör mir mal zu! - - Ich sagte nicht Pommern mit P wie Paul sondern Kommern mit K wie Karl, und dieser Ort ist in der Eifel, 17 km von hier entfernt. Dort gibt es eine Rodelbahn, einen Wildpark und vieles andere noch.“

      „Aha,

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