SIN SOMBRA - Hölle ohne Schatten. Joachim Gerlach

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SIN SOMBRA - Hölle ohne Schatten - Joachim Gerlach

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schaffte alles ins Kloster und alles aus ihm heraus. Hauptsache, seine Auftraggeber waren zufrieden und es sprang für ihn etwas heraus, damit er sich und die Seinen durchbekam.

      Immerhin war er so gläubig, dass er bei Erhalt jeder über den üblichen Lohn hinausgehenden Gabe eifrig das Kreuz schlug.

      Der liebe Gott musste mit ihm sein, sonst hätte er ihm keine so schöne Möglichkeit verschafft, auf vielfache Weise wenig zwar, aber genügend hinzu zu verdienen. Und wenn manches Geschäft auch nicht sauber war, sein Hauptgeschäft war es auch nicht und gehörte doch zum Alltag und selbst zur heiligen Welt.

      Diesen Reim machte er sich zu dem Ganzen und blieb so ohne Gewissensnot.

      Bruder Manuel, dem hatte er schon einige Male geholfen, und alles war bei pünktlicher Bezahlung still vonstatten gegangen und still geblieben. Deshalb nahm er von ihm nun auch gerne einen weiteren Auftrag an.

      Zwei Kinder herauszubringen, darunter Pepa, die er kannte. – Kein Problem!

      »Mich dann auch noch.«

      »Oho!«

      Ein Mönch selbst, ein weiterer Bruder, der sich aus dem Kreis der Erleuchteten verabschiedete, und das unerlaubt. Das würde sicher mit einer Befragung enden. Er konnte natürlich nichts zu dem Verschwinden all der Brüder sagen.

      Brauchte nur sein alltägliches Gesicht aufzusetzen, in dem sich von früh an eine große Ahnungslosigkeit von dem Lauf der Welt bemerkbar machte.

      Nein, er würde nichts mit dem Verschwinden des Mönches und auch nichts mit dem Verschwinden der Kinder zu tun haben. Nein, er würde auch nichts gesehen und gehört haben, das im Zusammenhang mit den Geschehnissen stand.

      Alberto meinte es erst einmal gut mit all denen, die ihn für eine Unternehmung in Anspruch genommen hatten, und die, die ihn hinterher vielleicht für eine Befragung in Anspruch nahmen, die mussten zurückstehen.

      Alles Tun hatte schon irgendeine Berechtigung, und all die Fragerei hinterher kam doch eh zu spät und brachte nichts.

      Das war seine einfache Denkart. Keine Worte, einfach nur machen! So würde er es jetzt auch halten.

      Bruder Manuel hatte seine Gründe, diesen Ort zu verlassen, und dass er Pepa mitnehmen wollte, das leuchtete ihm ein.

      Um das andere Kind machte er sich keine Gedanken. Es war alles in Ordnung, so wie Bruder Manuel es sich ausgedacht hatte.

      Schnell waren die notwendigen Absprachen getroffen. In zwei Tagen bei Neumond sollte es so weit sein.

      Wie immer schaute Alberto auch bei diesem Gespräch treuherzig drein, um alle etwaigen Zweifel, was seine Zuverlässigkeit anbelangte, zu zerstreuen.

      Alberto hielt, was er versprach. Stets und immer! Es würde ihm nie jemand etwas Schlechtes nachsagen können.

      Das war das Versprechen, das heilig gehaltene, für seinen toten Vater Felipe.

      Ihm verdankte er alles. Auch sein Vater war schon Ausfahrer der klösterlichen Notdurft gewesen und hatte sich geehrt gefühlt.

      Von ihm hatte Alberto alles, was er für sein Leben wissen musste, gelernt und abgeschaut.

      Nicht fragen, nichts sagen, nur tun!

      Albertos Abfahrt vom Kloster wurde von gierigen Augen, die alles genau verfolgten, begleitet.

      Alberto träumte von saftigen Schinkenbeinen mit schwarzen Füßen dran, die er unter die Decke seines kleinen Hauses hängen würde. Die Unruhe eines Pferdes, das sich ganz in der Nähe aufhielt, holte ihn aus seinem Traum. Er hielt sein Gespann an und lauschte in die nahezu stockfinstere Nacht. Nichts war zu hören und doch spürte Alberto, dass eine Wahrheit sich vor ihm verbarg.

      »Alberto ist hier! Wer etwas von ihm will: er wartet gern!«

      Tat es, aber alles blieb still.

      »Dann nicht.«

      Mit einem Seufzer setzte Alberto seine Fahrt fort und träumte bald schon wieder von saftigen Schinken.

      Es war die letzte Fahrt in seinem Leben vom Klosterberg hinunter ins nah gelegene Dorf.

      *

      »Du hast gesagt, du machst mich gesund!«

      »Ja, das hab ich gesagt. Ich habe schon viel gelernt. Im Klostergarten wächst für jede Krankheit ein Kraut!«

      »Auch für meine?«

      Gabriel hatte schnell Vertrauen zu Pepa gefasst. Ihre Unbekümmertheit und ihre Zuneigung hatten ihm die Scheu genommen.

      Er hatte es selbst an sich bemerkt, dass er wieder gesprächig geworden war.

      Wie lange hatte er schon nicht mehr richtig geredet?!

      Keiner, der mit ihm sprechen wollte, keiner, mit dem er sprechen wollte. Bis dieses Mädchen sich einfach an den Bettrand zu ihm gesetzt und mit ihm zu reden angefangen hatte.

      Ein wenig hatte Gabriel noch gezögert … gezögert, ihr von dem Fehlen der einfachsten Fähigkeit, die jedem belebten und unbelebten Wesen gegeben war und ihm allein auf der ganzen weiten Welt fehlte, zu erzählen.

      Nur zu gerne ließ er sich von spielerischen Aktivitäten, die freilich an die Bedingung der weiteren Bettruhe geknüpft waren, ablenken. Dabei vergaß er auch schnell die ständig am Eingang zur Krankenstation präsente Wache, die alles im Auge behielt.

      »Wir haben schon vielen Schwachen geholfen!«

      »Ich meine etwas anderes, Pepa!«

      Gabriel verspürte große Unsicherheit. Er wollte Pepas Nähe nicht verlieren; sie musste aber auch erfahren, wie es um ihn stand.

      Eine Zeit lang hatte er noch gedacht, sie würde selbst herausfinden, dass er keinen Schatten warf, dass kein Licht den dunklen Kumpanen zu erschaffen vermochte.

      Gerade am Abend, wenn sie sich mit der Kerze ihm näherte, um nach ihm zu sehen, hätte sie es doch bemerken müssen.

      Manchmal forschte er auch in ihrem Beisein nach seinem fehlenden Begleiter, aber selbst dies hatte ihr die Augen nicht aufgehen lassen.

      Der Himmel oder aber auch der Teufel mochten dies noch nicht zulassen.

      »Von welcher Krankheit sprichst du?«

      Pepa schaute Gabriel mit großen Augen an.

      »Schau!«

      Gabriel führte seine Hand nah an den Schein der Kerze heran, die auf dem Hocker neben seinem Bett stand und ihnen das Licht für ihre abendliche Begegnung spendete.

      Er achtete auf seine Bewegung, gleichzeitig auf Pepas Blick und darauf, wie sie sich verhielt, ob sie zuckte oder in Stille verharrte.

      »Siehst du es?«

      Es war wie wenn alle Gesetze der Welt von einem Augenblick zum nächsten nicht mehr gelten sollten.

      »Uihh!«

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