Die Spielregeln des Lebens. Friedrich Scholz
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Wie wär’s denn mit Gerechtigkeit?
3. Unsere Gedanken formen unser Leben
Wie im Negativen, so im Positiven …
Ausrichtung der Aufmerksamkeit
Richtig zielen will gelernt sein …
Unser traditionelles Gottesbild ist falsch
Man kann einen Menschen nichts lehren,
man kann ihm nur helfen,
es in sich selbst zu entdecken.
- Galileo Galilei -
Urwissen statt Unwissenheit
Die Frage »warum« ist offensichtlich die wichtigste Frage unseres Lebens. Schon als Kinder erkunden wir die Welt und stellen uns so Fragen wie: »Warum ist der Himmel blau, das Gras grün, das Blut rot?«
Die Wissenschaft hat uns diese Fragen beantwortet. Der Himmel erscheint uns blau wegen der Brechung des Lichts in der Atmosphäre. Das Gras ist grün durch das sich darin befindende Chlorophyll, und das Blut ist rot vom Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff.
Die Wissenschaft gibt uns Antworten auf unsere Fragen. Sie erscheint allwissend und allmächtig. Doch es gibt auch sehr viele Fakten, die sie nicht erklären kann. In solchen Fällen leugnet die Wissenschaft einfach die Existenz dessen, was ihr nicht zu greifen möglich ist – ungeachtet der Tatsache, dass diese Dinge einen beträchtlichen Teil unserer menschlichen Erfahrung ausmachen.
Ihrem überholten, mechanischen Weltbild zufolge verleugnet die Wissenschaft das Vorhandensein eines tieferen Sinnes unseres Lebens und spricht von Zufällen und Bedeutungslosigkeit. Sie zerteilt die Materie in immer kleinere Teile bis zu dem Punkt, wo sich ihr angeblich gesichertes Wissen selbst zu widersprechen beginnt. Trotzdem erlangt sie zunehmend Einblick in die Geheimnisse der Natur.
Doch in gleichem Maße, wie die Menschheit an »know-how« gewinnt, verliert sie das »know-why«. Wenn es um zentrale Fragen des Lebens geht wie: »Warum bin ich hier?«, »Was ist der Sinn meines Lebens?«, »Woher komme ich?« oder »Wohin gehe ich?«, erschöpft sich die Wissenschaft in langatmigen Erklärungen, die sinngemäß in einen Satz gefasst lauten: »Wir wissen es nicht.« Die Wissenschaft hat keine Ahnung von den Wurzeln der Menschheit – vom Urwissen der Menschen – von den Spielregeln des Lebens.
Unterdessen sind in der westlichen Welt psychiatrische Erkrankungen im Vormarsch. Unsere Gesellschaft übt sich regelrecht darin, psychisch kranke Menschen zu produzieren. Die steigende Anzahl an psychisch Erkrankten kann jedoch als Indikator dafür gesehen werden, dass die Richtung, in welche sich unsere Gesellschaft bewegt, nicht die richtige sein kann.
Das Streben nach Profit steht im Vordergrund. Traditionelle Werte bleiben auf der Strecke. Der Verbrauch von Psychopharmaka nimmt unfassbare Ausmaße an.
Die Menschen haben ihre Wurzeln, und damit ihren Halt verloren. Sie sind ratlos. Ihr Leben besteht zunehmend aus Hast und Eile. Die Welt dreht sich für so viele dermaßen schnell, dass sie keine Zeit mehr finden innezuhalten, um darüber zu reflektieren, was sie überhaupt tun. Leere macht sich breit.
Das Leben erscheint vielen wertlos – die Menschen sind planlos – und schlussendlich empfinden viele Menschen ihr Leben als im Grunde sinnlos … Von der Gesellschaft werden Ersatzbefriedigungen als Ablenkung angeboten.
Das Burnout-Syndrom, der Tablettenmissbrauch, der Alkohol-Abusus und verschiedenste Formen von Drogenabhängigkeit sind Erscheinungen unserer modernen Zivilisation. Die Menschen betäuben sich, um die innere Leere zu übertünchen. Sie fühlen sich entwurzelt.
Das Urwissen über den Wert, die Bedeutung und den Sinn des Lebens ist ihnen abhanden gekommen. Das Urwissen ist dem Unwissen gewichen. Und so taumeln die Menschen haltlos durch ihr Leben, wie ein angeschlagener Boxer durch den Ring.
Statistiken belegen, dass an zweiter Stelle der Todesursachen unter amerikanischen Studenten, nach den Verkehrsunfällen, der Selbstmord rangiert. Dabei ist die Anzahl der erfolglosen Suizidversuche etwa fünfzehn Mal so hoch. Eine Statistik der Idaho State University belegt, dass 85 % der missglückten Selbstmordversuche aus dem Motiv der Sinnlosigkeit begangen werden. In dieser Statistik wurden sechzig Studenten zum Motiv ihres Suizidversuches befragt. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Aussagen der Personen zu ihren persönlichen Umständen.
Demnach waren von den Personen, welche in ihrem Leben keinen Sinn mehr erkennen konnten, 93 % sowohl körperlich, als auch geistig vollkommen gesund. Sie kamen aus funktionierenden Familien, hatten keinerlei finanzielle Probleme und kamen auch im Studium zufriedenstellend voran.
Der Gründer der Logotherapie, Professor Viktor Frankl, beschrieb den Zusammenhang zwischen dem abgründigen Leeregefühl der Menschen und dem damit einhergehenden Sinnlosigkeitsgefühl. Er äußerte dazu, dass es wohl weniger darauf ankommt, ob das Leben eines Menschen lust- oder leidvoll ist, als vielmehr darauf, ob es sinnvoll ist.
Um den Sinn eines Spieles zu erkennen, muss man um seine Regeln Bescheid wissen. Und um den Sinn des Lebens zu verstehen, muss man seine