Nordlichter erzählen - Band II. Группа авторов

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Nordlichter erzählen - Band II - Группа авторов

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von meinen beiden Freunden erwähnt, so einige „Eisenbesohlte mit tragenden Eigenschaften“, womit Fred und Jochen natürlich einen Teil der Alkersumer Bevölkerung meinten, nämlich deren Pferde. Ein wirklich lächerliches Rätsel, wobei das zweite wahrlich viel interessanter und weitaus schwieriger zu lösen war. Alkersum hat nämlich ein wunderbares Museum mit unendlich vielen tollen Bildern von allen möglichen bekannten Künstlern wie Emil Nolde usw. (zugegeben, die restlichen kannte ich allesamt nicht). War Nolde nicht auch einmal in Asien gewesen?

      Wie mir meine Bekannten verraten hatten, wähnten sie dort ebenfalls noch einen großen Geheimraum, der bestens für das seit Jahrzehnten verschwundene Bernsteinzimmer geeignet wäre. Schließlich passen Bernstein und Nordsee ja wunderbar zusammen, oder? Und wer würde schon in einem Inseldorf wie Alkersum danach suchen? Ich bin mir gar nicht mal so sicher, dass die Chinesen nicht auch hierbei ihre Finger im Spiel haben! Schließlich lieben sie diesen geheimnisvollen, brennbaren Stein und benutzen ihn bestimmt zum Anzünden ihrer Opiumpfeifen!

      Während meiner kurzen Zeit auf der Insel habe ich noch viele Ungereimtheiten gesehen: Menschen, die nicht nur im Watt herumliefen, sondern bei Utersum im Schlick auch noch Golf spielten. Oder Muscheln sammelten im Regen. Die gibt es schließlich in jedem Souvenirladen auf der Insel in kleinen Netzen. Bei der Gelegenheit bin ich gleich in Utersum geblieben und verstand am Abend, warum Föhr neben „friesischem China“ auch noch die „friesische Karibik” genannt wird. Denn der Tag endete mit einem gewaltigen Sonnenuntergang vor prachtvoller Kulisse, nämlich den Schwesterinseln Amrum und Sylt. Apropos Sylt, sieht diese Insel nicht ein wenig wie Japan aus?

      Ich glaube, ich muss wohl doch noch einmal hierher zurückkehren, denn zu vieles blieb ungeklärt auf Föhr, der Insel des Lächelns.

       Der Maulwurf – Lorenz-Peter Andresen

       „Der Maulwurf“

      Ein Maulwurf mutig unverdrossen

      der hatte einst einmal beschlossen

      den Turm zu fällen der dort stand

      wo früher sich sein Bau befand

      er wühlte und er schaufelte

      sich unter diesen großen Turm

      bis dieser endlich strauchelte

      sich neigte wie ein Baum im Sturm

      kein Maulwurf war wie dieser da

      und so entstand der Turm von Pisa

       Mein kreatives Element – Birgitte Arker

      Mein Leben als Kuh hat mich immer mit Stolz erfüllt. Wie gern schaue ich über die Felder und grüße meine Verwandten, die genau wie ich die frische Luft durch ihre Nüstern ziehen, die grüne Fläche mit ihren kleinen Hügeln so in sich aufnehmen, dass sie ansatzweise Glücksgefühle entfalten.

      Falls es gelingen sollte, einige der besonders grünen Gewächse von der Wiese in das Maul zu stecken, um sie dort durch Kauzermalmungen zu zerkleinern und zu genießen, würde ich zufrieden sein und – immer noch kauend – nachdenklich träumend in die Gegend schauen.

      Was ich absolut vermeide, ist, mir Gedanken über die Zukunft zu machen. Wie Karl Valentin erkannt hat, kommt die Zukunft jedes Mal früh genug. Für mich wird sich, vermute ich, dadurch nicht viel ändern. Mein Leben bewegt sich innerhalb der Grenzen von „Grasfressen“, mit dem siebenstufigen Verdauungsprozess über alle meine Mägen verteilt, versteht sich, und des „Sich-häufig-an-der-Grenze-Befindens“ zu einer noch größeren kreativen Leistung.

      Es sollte mich – statt phlegmatisch vor Glück zu werden – viel mehr beschäftigen, worüber einige Artgenossen ein engagiertes Geschrei veranstalten. Sie bilden sogar Kleingruppen von Empörten, die die Menge der Pestizide im Erdboden reduzieren wollen. Und noch mehr: Sie versuchen, Aufrufe im Sinne dieser grünen Tendenz in der Kuhzeitung zu veröffentlichen! Allerhand! Als würde das etwas gegen die Agrarlobby bewirken können.

      Es hilft viel mehr, eine akzeptierende Haltung zu der Umwelt einzunehmen.

      Das zeigt sich zum Beispiel, wenn in mir das Gefühl entsteht, dass eine gewisse Körpersättigung erreicht ist. Dann muss auch ich – wie meine Verwandten – von einem Teil meines Gewichts Abschied nehmen. Welche Wonne, wenn so ein Ballen Gewicht unterwegs und kurz davor ist, meinen Körper zu verlassen, um letztlich als halbflüssige olivgrüne Masse mit ihrer Wärme meine Oberschenkel herunterzulaufen.

      Gewissermaßen ist dieses Erlebnis einer der Höhepunkte des Tages.

      Das zu spüren, genieße ich intensiv! Ja, ich könnte noch weitergehen und von der Wonne sprechen, die durch die Temperatur der olivschwarzen Masse entsteht, und die ich in mir wirken lassen darf. Im besonderen Grade spüre ich in diesem Moment die vereinende Gemeinsamkeit mit meinen Artgenossen.

      Jetzt können Sie denken, dass es Ihnen aber wirklich reicht, einer derartigen Verteidigungsrede zuhören zu müssen. Sie finden eventuell den Sermon ziemlich beschissen. Hinzuzufügen gibt es nur eines: Eine solche vulgäre Formulierung würde keine einzige Kuh in das Maul nehmen. Ein solches Wort ist arg übertrieben, nicht zuletzt durch das liebevolle Verhältnis zu den anderen Kühen, die sich mit ihrem kreativen Wirken auf dieser Wiese breitgemacht haben.

      Womit ich mich vor allem brüste, wie ich zu Anfang angedeutet habe, ist, dass es mir gelungen ist, meine kreative Potenz noch zu verstärken, indem ich die restliche Flüssigkeit an meinen Oberschenkeln mit einem besonderen Muster versehen habe. Mein Schwanzwedel ist nämlich fähig, punktweise und derart mit Druck zu arbeiten, dass sowohl Punkte, waagerechte Striche als auch die Form kreisförmiger Ornamente an meinem Körper entstehen, die man kunsthistorisch als pointillistisch bezeichnen muss.

      Ich bin stolz, mich vor Ihnen im Namen der Kreativität präsentieren zu können.

       Rabenmutter – Marita Arndt

      Mit raschen Schritten geht Hanne zu ihrem Auto. Gerade hat sie ihre Tochter Lisa zum Zug gebracht. Abschiede fallen ihr schwer, sie wird wieder für längere Zeit allein sein.

      Hanne spürt die Tränen in ihren Augen. Sie steigt rasch ins Auto und ist froh, nun wenigstens vor den Blicken der Menschen geschützt zu sein.

      „Rabenmutter“ – hämmert es in ihrem Kopf. Nicht das Wort ‚Mutter‘ mit seinem Klang wie eine Umarmung, mit seiner Aussage von Geborgenheit, Fürsorge und Wärme, sondern genau das Gegenteil. Eben Rabenmutter. Eine Mutter, die kaltherzig, lieblos und vorwiegend mit sich selbst beschäftigt ist. Die ihre Kinder vernachlässigt und ihnen nicht die Liebe und Zuwendung gibt, die sie brauchen, um zu selbstbewussten Menschen heranzuwachsen.

      Hanne hatte geglaubt, Lisa hätte die Vergangenheit als Kind einer berufstätigen Mutter überwunden, denn lange Zeit ist es nicht mehr gefallen, dieses „Rabenmutter“. Wie glücklich war Hanne im vergangenen Jahr bei einem gemeinsamen Kurzurlaub, als Lisa sagte: „Mama, was du geleistet hast, das macht dir so schnell keiner nach.“

      Es tat so gut, diese Anerkennung, gerade von Lisa. Hanne liegt nicht daran, gelobt zu werden. Nein, dazu weiß sie selbst nur zu genau, wie häufig sie damals überfordert, gestresst und in Zeitnot gewesen

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