Dorfgeschichten und mehr .... Manfred Wiedemann

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Dorfgeschichten und mehr ... - Manfred Wiedemann

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Fleisch ganz wesentlich verbessert. Und es war üblich, dass man dem Pfarrer des Ortes, dem Lehrer und auch den Nachbarn etwas von dem Fleischsegen abgab. Das Schlachtschwein wog eher vier als drei Zentner, so dass der Tisch für längere Zeit reichlich gedeckt war. Der Lehrer bekam sein Teil damit die Kinder nicht gar zu schlechte Noten erhielten und dem Pfarrer musste man schon deshalb etwas bringen, damit das gute Ansehen erhalten blieb. So war es auch beim Schlachtfest unseres Bauern.

      Es war üblich, dass man die Kinder mit den Delikatessen in Form von Fleisch, Würsten und der begehrten Kesselsuppe losschickte. So auch in unserem Fall. Das Mädchen Karola und der Bub Andreas wurden beauftragt, das Besagte dem Pfarrer zu überbringen. Die beiden hatten einen weiten Weg, denn das zuständige Pfarrdorf lag einige Kilometer von ihrem Hof entfernt. Sie gingen also los, das Mädchen mit besagter Kesselsuppe und der Knabe mit den Würsten. Unterwegs verspürte der Bub ein menschliches Regen und setzte sich dazu in den nächsten Straßengraben. Die Karola aber ging weiter, sie wollte nicht bei ihrem Bruder warten. Im Pfarrhof angekommen sagte sie, wie man es ihr beigebracht hatte, ganz brav: „Grüß Gott Herr Pfarrer, gelobt sei Jesus Christus“, und der Pfarrer antwortete: „In Ewigkeit, Amen“. Und dann: „So liebe Karola, was hast du mir denn Schönes mitgebracht?“ Die Kleine antwortete: „Herr Pfarrer, i bring bloß dia Kesselsupp, aber wenn der Andres gsch… hat, bringt der o dia Würst!“

      Der Pfarrer nahm schmunzelnd entgegen, was man ihm brachte, denn er wusste, welche Würste gemeint waren.

       Das Corpus Delicti

      Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts beschäftigten die Bauern noch Knechte und Mägde. Und es kam immer wieder vor, dass eine Magd, besonders wenn sie noch jung und hübsch war, schwanger wurde. Der Erzeuger eines solchen Kindes war meist der Bauer oder sein erwachsener Sohn. Die Folge war, dass das Mädel als Hure beschimpft und vom Hof gejagt wurde. Wenn sie Glück hatte, gab ihr der Bauer einen mehr oder weniger kleinen Geldbetrag heimlich zum Trost mit auf den Weg, denn die Bäuerin durfte ja von seiner Sünde nichts erfahren.

      So war es auch in dem hier geschilderten Falle. Der sechzehnjährige Sohn war hier der Übeltäter, was dieser jedoch wie üblich rundheraus abstritt. Da so ein armes Mädchen aber für sein Leben damit gebrandmarkt war und kaum noch die Chance hatte, einen anständigen Mann zu finden, war sein weiteres Leben damit kaum noch mit Glück verbunden. Die Eltern des Mädchens waren über dieses Unglück natürlich auch nicht sehr erfreut, denn meistens mussten sie das Kind großziehen.

      Deshalb entschloss man sich zu einer Vaterschaftsklage vor Gericht. Man wollte halt noch retten, was zu retten war. An eine Heirat mit dem Bauernsohn war nicht zu denken, aber man sollte wenigstens den Unterhalt für den „Kegel“ erreichen.

      Nun kam es zu der Klage vor Gericht, wo der Sünder mit seiner Mutter erschien. Für den Richter war die Angelegenheit nichts Neues, denn derartige Verhandlungen waren nicht ungewöhnlich. Leider war damals eine DNA-Untersuchung noch nicht möglich. Den Prozess gewann, wer die besseren Argumente hatte.

      Nachdem also das Mädchen und der junge Mann jeweils die eigene Aussage vorgebracht hatten, befragte der Richter auch die Mutter des Beklagten, die kaum erwarten konnte, ihre Argumente vorzubringen und deshalb schon lange auf ihrem Platz unruhig hin- und herrutschte. Sie hatte sich schon lange ihre Ausrede zurechtgelegt und behauptete, ihr Sohn wäre zur Zeugung eines Kindes noch gar nicht fähig. Und wenn der Herr Rat das nicht glaube, könne sie das leicht beweisen, indem sie dem Jungen die Hose herunter lasse. Dann würde der Herr Rat das ja sehen. Der Vorsitzende verzichtete auf dieses „Corpus Delicti“, sprach aber leider den jungen Herrn von jeder Schuld frei.

       Jagdgeschichten

       Ein neuer Jagdpächter

      Ein Jäger hatte im fortgeschrittenen Alter eine Jagd gepachtet. Um seine Bauern näher kennenzulernen, war es die beste Möglichkeit, mit ihnen in der Dorfwirtschaft am Stammtisch zu sitzen. Aber auch die Bauern legten Wert darauf, über ihren neuen Jagdpächter Näheres zu erfahren. Und so ergab sich manches Gespräch über Gott und die Welt. Die Anwesenden waren alle im reiferen Alter, so blieb es nicht aus, dass man über Themen aus der guten alten Zeit sprach. Wie gut die Jagd noch in früheren Zeiten war, aber auch wie mühselig früher die Bauernarbeit gewesen sei. Natürlich behaupteten die Bauern, dass ihre Jagd auch heute noch von Hasen und Rehen nur so wimmele und dass man die Jagd eigentlich viel zu billig abgegeben habe. Der Jäger dagegen meinte, er habe die Jagd viel zu teuer erworben und die Bauern hätten sich auch früher bei der Arbeit nicht umgebracht. Darauf meinte einer der Anwesenden, ob der Jäger es nicht für schwere Arbeit halte, wenn man einen Zweizentnersack über mehrere Stiegen auf den Dachboden geschleppt habe. Der Jagdpächter antwortete, dass er dies schon anerkenne, aber dass er, der Jäger, dies auch jetzt noch schaffe. Die Antwort war ein hämisches Gelächter. Der Weidmann aber blieb bei seiner Behauptung.

      Nun schlug einer der Bauern vor, dass man ja wetten könne, dann würde man sehen wie stark unser Jäger sei. Dieser erklärte, dass es schwieriger sei, eine Wildsau zu bergen, als so einen Zweizentnersack auf den Dachboden zu tragen. Er nehme die Wette aber gerne an und an zehn Maß Bier sei ihm nichts gelegen.

      Da der Gastwirt neben seiner Kneipe auch eine Landwirtschaft betrieb, wurde nach einem entsprechenden Sack gesucht und dieser auch gefunden. Er wurde mit Getreide gefüllt und nun sollte der Jäger seine Kraft beweisen. Der Jäger schüttete das Getreide wieder zu dem übrigen Haufen, nahm den Sack und spazierte damit treppauf und treppab. Natürlich protestierten die Bauern, dass das ein Schwindel wäre und man so nicht gewettet habe. Der Jäger aber meinte, es wäre immer nur um einen Zweizentnersack gegangen, von einem Inhalt sei nie die Rede gewesen. Er sei aber gerne bereit, auf die Hälfte des Wetteinsatzes zu verzichten, denn er vermute, dass die Bauern auch heute noch weder zwei Zentner tragen könnten, noch all zuviel Bier vertragen würden. Hier aber hatte sich der Jäger geirrt. Denn die Bauern waren im Konsumieren von Bier noch weit standfester, als im Tragen von schweren Gewichten. Der Jäger zahlte deshalb freiwillig noch so manchen Liter Bier und es wurde ein langer und vergnüglicher Abend.

      Das Kennenlernen des neuen Jagdpächters hatten sich die Jagdgenossen allerdings in mancher Hinsicht anders vorgestellt.

       Der gesunde Fuchs

      Durch meine Jagd zogen sich drei Bäche, die sich an der Jagdgrenze vereinigten. Eigentlich waren es keine Bäche, sondern künstlich angelegte Kanäle, die sich „Schandgräben“ nannten. Wie sie zu diesem Namen kamen, konnte ich leider nie feststellen. Möglicherweise wurden sie so genannt, weil es mühselig, also eine Schande war, diese Gräben mit Pickel und Schaufel vor langer Zeit anzulegen. Der Hauptkanal war aber etwa fünf Meter breit und führte auch bei normalem Wetter circa einen halben Meter hohes Wasser. Und in diesem Bach tummelten sich oft ein paar Enten.

      Ich ging also mit Hund und Flinte diesen Bach entlang, um, wenn es sein wollte, einige Enten zu schießen. Mein Weimaraner-Langhaar-Rüde „Kuno vom Falkentann“ ging immer ein paar Meter vor mir, da der die Vögel, auch wenn ich sie nicht sehen konnte, hoch machte. An diesem Tag war leider keine Ente im Wasser.

      Plötzlich sprang aus dem mit Schilf bewachsenen Ufer ein Fuchs ins freie Feld. Ich war davon überrascht, drehte mich in seine Richtung und warf ihm überhastet einen Schrotschuss nach. „Den hast du wohl nicht getroffen!“, dachte ich, denn er sprang wie gesund ab. Mein Hund folgte ihm und ich wusste, dass er die Jagd bei einem gesunden Fuchs nach einer kurzen Strecke aufgeben würde. Es kam aber anders. Hund und Fuchs verschwanden aus meinem

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