Ein Mosaiksteinchen des Hintergrundes. Arnold Schück

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Ein Mosaiksteinchen des Hintergrundes - Arnold Schück

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Freunden »der glückliche Europäer« genannt, – war hoch intelligent und gebildet, immer gut aufgelegt, hilfsbereit und hatte großes Verständnis für Menschen in Not. Seinen wundervollen, im besten Sinn des Wortes »Jüdischen Humor« hat er trotz aller furchtbaren Erlebnisse – wie durch ein Wunder – zeitlebens nicht verloren. Selbst entsetzliche, kaum vorstellbar grausame Situationen bekommen durch diesen Humor eine menschliche Färbung, wobei seine umfassende Bildung und seine künstlerische Veranlagung – manchmal auch in Form eigener Wortschöpfungen – immer wieder einfließen.

      Er kam in der Zeit der Monarchie als Sohn einer deutsch-jüdischen Industriellenfamilie in Prag zur Welt und will mit seinen Memoiren, die er mit dreiundsiebzig Jahren aufzuschreiben begonnen hatte, quasi als kleines Mosaiksteinchen den Hintergrund des Weltgeschehens ergänzen. Sein Leben (1897 – 1974) fällt in eine epochal geschichtsträchtige Zeit, in der große politische Ereignisse und Wandlungen stattfanden. Im Kontext mit der Weltgeschichte, die er immer wieder kurz anreißt, schildert er anekdotisch seine Lebenserinnerungen.

      Diese Schilderungen sind jedoch keine Schwarzweißmalerei, sondern zeigen, daß es immer und überall Einzelne oder Gruppen gab, die menschlich oder unmenschlich handelten.

      Leider war es dem Autor nicht gegönnt, seine Memoiren, die er als »Lebenserinnerungen eines Alltagsmenschen« bezeichnet, selbst zu beenden. Sowohl die Jahre 1919 bis 1938, als auch die Zeit in Prag von 1945 bis zur Flucht aus der kommunistischen Diktatur 1963, sowie die Erlebnisse danach in Österreich und Deutschland bis zu seinem Tod 1974, sind in sein Manuskript nicht mehr eingeflossen. Vor allem über die Ereignisse in Auschwitz konnte er auch noch nach Jahrzehnten nicht berichten. Nur einmal, kurz nach Kriegsende, hatte er seiner Gattin, der aus Wien stammenden Bildhauerin Mary Duras, von diesen furchtbaren Erlebnissen erzählt, später aber diese kaum mehr erwähnt. Die Künstlerin wollte die Lebenserinnerungen ihres Mannes ergänzen und zu Ende schreiben, aber leider blieb es nur beim Vorsatz. Sie starb 1982 vierundachtzigjährig in Graz.

      Im Nachlaß von Arnold Schück befanden sich zahlreiche Briefe und Notizen, an Hand derer wir uns entschlossen haben, die zeitlichen Lücken soweit als möglich zu schließen. Wir haben durch weitgehend wortgetreues Zitieren das Gesamtbild dieses außergewöhnlichen »Alltagsmenschen« fertiggezeichnet und möchten es als informatives und unterhaltsames, gleichzeitig aber auch aufklärendes Zeitzeugnis einem breiteren Leserkreis zugänglich machen. Leider war das durch verschiedene Umstände bedingt in den letzten fünfunddreißig Jahren nicht möglich, aber es scheint uns gerade in unseren Tagen wieder sehr wichtig, in Erinnerung zu rufen, was in einem Menschenleben an Schönem und Fürchterlichem – noch dazu so charmant formuliert – geschehen kann, wenn es die große Weltpolitik so will. Vieles hat sich seither verändert, vieles aber ist auch heute genau so aktuell wie seinerzeit.

      Wir haben bewußt die »alte« Rechtschreibung beibehalten, um das Werk möglichst authentisch im Stil des Autors zu belassen. Ausdrücke und Bezeichnungen, die im heutigen Sprachgebrauch selten oder unüblich geworden sind, wurden mit* gekennzeichnet und sind im Glossar erläutert.

      Graz, im Feber 2011

      Heidemarie und Fritz Neuhold

      Auch fünf Jahre nach dem ersten Erscheinen des Buches ist vieles in unseren Augen noch aktuell. Menschen werden zum Spielball der Politik, – müssen ihre Heimat verlassen und neu beginnen. Daher haben wir uns entschlossen, – auch durch äußere Umstände bedingt –, eine zweite redigierte Auflage herauszugeben.

      Graz, im Oktober 2015

      Heidemarie und Fritz Neuhold

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